Schwarzer Schwan
13. Juni 2014

Beim Berenberg-Kehraus hilft nur Jauch

23 Jahre ist es inzwischen her, da sangen sich „Die Prinzen“ mit dem Lied „Millionär“ in die Herzen der Deutschen. Passend dazu hat sich die Berenberg Bank nun von einer Reihe ihrer Kunden getrennt, bei denen es zur Million nicht reicht.

Achtung, mitsingen: Ich wär‘ so gerne Millionär / dann wär mein Konto niemals leer / Ich wär‘ so gerne Millionär –  millionenschwer / Ich wär‘ so gerne Millionär. 
Weil der Aufwand in der Vermögensberatung stark zugenommen habe, hat sich das Bankhaus nach 20 Jahren entschlossen, die Schwelle für das betreute Kundenvermögen auf jeweils eine Million Euro zu verdoppeln. Sprich, wer weniger auf der hohen Kante hat, hat in den Hanseaten keinen Verbündeten mehr, sondern muss sich wieder selbst um sein Geld kümmern. Wer sich dann in Eigenregie wieder über die Millionengrenze gehievt hat, kann sich aber erneut gerne von Berenberg beraten lassen. 
Ich hab‘ kein Geld, hab‘ keine Ahnung / doch hab‘ ’n großes Maul! / Bin weder Doktor noch Professor /aber ich bin stinkend faul!
Ich habe keine reiche Freundin und keinen reichen Freund / von viel Kohle hab‘ ich bisher leider nur geträumt.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, haben die hauseigenen Vermögensverwalter seit Beginn dieses Jahres schon eine Reihe von Kunden, die unter die Schwelle von einer Millionen Euro gefallen sind, aufgefordert, ihre Kontoverbindung zu beenden. Zur Begründung verweist das Bankhaus offiziell auf die mit den regulatorischen Anforderungen ebenfalls gestiegenen Kosten. Wenn man sich aber vor Augen führt, dass die Anzahl der Millionäre in Deutschland zwischen 2008 und 2012 um knapp 24 Prozent auf 892.000 gestiegen ist, erklärt sich die „Bereinigung“ von selbst: Es gibt einfach zu viele Leute mit vollen Taschen. Und wenn man sich nicht auf die Reichsten der Reichen konzentriert, kann man sich schnell verzetteln. 
Das vom Manager Magazin nicht ganz zu Unrecht als „aggressivste Investmentbank Deutschlands“ titulierte Traditionshaus erzielte im vergangenen Jahr nach Angaben von Hans-Walter Peters, seit 2009 Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, ein Rekordergebnis von 66 Millionen Euro und gehöre mit einer Kernkapitalquote von 15,3 Prozent „zu den besten in Europa“. Verarmte Kunden stören da nur. 
Diesen stellen „Die Prinzen“ keine günstige Sozialprognose aus:
Was soll ich tun? Was soll ich machen? / Bin von Kummer schon halb krank / hab‘ mir schon paar Mal überlegt, vielleicht knackst du eine Bank.
Doch das ist leider sehr gefährlich / bestimmt werd‘ ich gefasst / und außerdem bin ich doch ehrlich / und will nicht in den Knast!
Laut Medienberichten ist die Berenberg Bank mit ihrer Millionengrenze aber noch vergleichsweise offen für kleines Geld. Denn bei den Kollegen im Bankhaus Metzler und bei Sal. Oppenheim wird man erst ab drei Millionen Euro ernst genommen. Kunden, die bei Berenberg rausgeflogen sind, können aber aufatmen; solange sie mindestens 500.000 Euro zusammenkratzen können, sind sie beim Bankhaus Lampe herzlich willkommen. Bei der Fürst Fugger Privatbank reichen indessen auch 250.000 Euro aus. Wo wir beim Thema „Millionäre“ sind, darf auch Günther Jauch nicht fehlen. Seine Quiz-Sendung hat in mehr als 1.000 Sendungen seit 1999 gerade mal acht Millionäre hervorgebracht. 
Einen Ausweg zur Million haben die Prinzen parat:
Es gibt so viele reiche Witwen, die begehr’n mich sehr / Sie sind so scharf auf meinen Körper / doch den geb‘ ich nich‘ her.
Ich glaub‘, das würd‘ ich nicht verkraften, um keinen Preis der Welt / deswegen werd‘ ich lieber Popstar und schwimm‘ in meinem Geld!
Dieser Showbusiness-Ausweg ist vergleichsweise seriös. Die Berater von Sal. Oppenheim hatten zur Vermögensmehrung für ihre Kunden nämlich laut Manager Magazin noch ganz andere Vorschläge auf Lager:

  1. Den elterlichen Rat, wenn das Taschengeld nicht reicht: arbeiten gehen
  2. Die Maschi-Nummer: gegen Provision Freunde und Verwandte zum Investieren in Oppenheim-Esch-Fonds zu bewegen
  3. Eine besondere Form der Kundenbindung: Erst die Immobilieninvestments des Kunden leveragen, und wenn dann nur noch die Schulden da sind, den Kunden „keck“ fragen, wie man die Verbindlichkeiten denn nun abstottern wolle. 

In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio viel Glück beim Lottospielen sowie beim nächsten Casting von „Deutschland sucht den Superstar“ und meldet sich feiertagsbedingt übernächsten Freitag wieder. 

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