Pension Management
20. Mai 2015

Konträre Strategien in der deutschen Pensionswelt

Europas Pensionspläne rotieren – von Anleihen zu Alternatives. In Deutschland gibt es hingegen zwei Entwicklungsrichtungen. Regulierte bAV-Einrichtungen erhöhen, Treuhandsysteme senken ihre Alternatives-Quote.

Die verschiedentlich prophezeite große Rotation in Aktien lässt in Europas Pensionswelt weiter auf sich warten. Umschichtungen finden viel eher von Anleihen zu Alternatives statt. Zu dieser Erkenntnis kommt der European Asset Allocation Survey 2015 von Mercer, in dem mehr als 1.100 betriebliche Altersvorsorgeeinrichtungen aus Europa mit einem Anlagevolumen von über 950 Milliarden Euro berücksichtigt wurden. Demnach sind durchschnittlich 14 Prozent des Gesamtanlagevolumens in alternative Asset-Klassen investiert. Zum Vergleich: Im 2014er Survey waren es zwölf Prozent. 
„Unsere Studie zeigt deutlich, dass es im vergangenen Jahr keine großen Umschichtungen von Anleihen in Richtung Aktien gab, wie von verschiedenen Seiten prophezeit. Zwar sind Investitionen in Anleihen in den meisten Ländern gesunken, doch die entstandene Lücke wurde eher über Real Estate und alternative Anlageklassen gefüllt“, so Herwig Kinzler, Leiter des Bereichs Investments bei Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein besonderes Interesse bestehe an wachstumsorientiertem Fixed Income, zu dem Assets wie Emerging Market Debt, Multi-Asset-Credit und Private Debt zählen. Mittlerweile seien 40 Prozent aller europäischen Pläne in dieser Anlageklasse investiert.  
Über einen Kamm scheren lassen sich die rund 1.100 Pensionspläne allerdings nicht, wie insbesondere das Beispiel Deutschland zeigt. Hierzulande unterscheidet sich die Asset-Allokation der Investoren mit versicherungsförmiger Regulierung deutlich von der Anlagestrategie der Treuhandsysteme der betrieblichen Altersvorsorge. Während diese ihre Allokation in nicht-traditionelle Asset-Klassen gegenüber dem Vorjahr von 21 auf 16 Prozent zurückgefahren haben, stieg die Quote bei den regulierten Versorgungswerken und Versicherungen von 21 auf 33 Prozent. Gemein ist allen, dass die Allokation in Aktien nur leicht zugenommen hat. 
Eine weitere Erkenntnis der Studie bezieht sich auf die gestiegene Bedeutung von passivem Management. Für große Teile ihrer Allokationen in Aktien und Anleihen setzen die europäischen Pläne auf passive Strategien. Durchschnittlich 49 Prozent der Aktien und 44 Prozent der Anleihen werden passiv investiert, was einer Steigerung gegenüber 2014 von vier beziehungsweise sieben Prozentpunkten entspricht. „In Europa wird Rendite durch geschicktes Management von institutionellen Investoren mittlerweile in alternativen und unregulierten Anlagen gesucht. Aktien und Anleihen dienen vermehrt zur Realisierung einfacher Beta-Rendite“, so Kinzler. Allerdings gebe es auch hier deutliche Unterschiede zwischen den Anlegern – je nach Größe und Risikobudget.  
Neben passivem Management hat auch die Bedeutung von Nachhaltigkeit zugenommen. Nur 35 Prozent der Befragten gaben an, dass Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren für sie keine Rolle spielen. Im Vorjahr war es noch fast die Hälfte, die diese Einstellung vertrat. „Insbesondere im Bereich Managerselektion und Monitoring – sowohl im aktiven wie passiven Bereich – spielen ESG-Faktoren mittlerweile eine zentrale Rolle. Dabei geht es vor allem darum, mögliche finanzielle und Reputationsrisiken zu vermeiden“, so Kinzler.  
portfolio institutionell newsflash 20.05.2015/Kerstin Bendix     
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