23. Juni 2014

KPMG: Innovative Anbieter könnten Asset Managern den Rang ablaufen

Die Asset-Management-Branche steht vor gravierenden Veränderungen. Zu dieser Einschätzung kommt KPMG in einer ebenso anregenden wie provokativen Studie. Begründet wird der Fingerzeig mit Megatrends.

Die Asset-Management-Branche ist mit einer Vielzahl von Baustellen konfrontiert. Nachdem der Finanzdienstleister State Street jüngst darauf hingewiesen hat,dass sich Vermögensverwalter derzeit intensiv für neue Herausforderungen wappnen, die mit veränderten Kundenanforderungen (bessere Diversifikation, weniger Volatilität, mehr Transparenz) einhergehen, warnt KPMG nun vor weiteren Belastungen für die Branche: Neue Technologien, der demografische Wandel und Veränderungen beim Sozialverhalten sorgen nach Einschätzung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft für gravierende branchenübergreifende Veränderungen. Die Untersuchung hebt konkret jene Megatrends hervor, die das Investment Management in den kommenden 15 Jahren erheblich beeinflussen werden.
Der Aufklärungs- und Beratungsbedarf scheint riesig. Viele Unternehmen hielten mit dem Zeitgeist nicht mehr Schritt, meint KMPG. Sie seien daher durch Übernahmen von Wettbewerbern und neue Anbieter bedroht, die unter anderem aus dem Technologiesektor stammen könnten. Nach Ansicht von Tom Brown, Global Head of Investment Management bei KPMG, steht der Sektor daher vor seiner bislang größten Neustrukturierung: „Die Nachricht an alle Asset Manager ist eindeutig: Passt euch dem Wandel an oder euer Geschäft wird nicht überleben“. Wider Erwarten sehen die Autoren die Zukunft der Investment-Management-Branche aber durchaus positiv, wie es in der Studie „Investing in the future“ heißt.
Neue Akteure im Anmarsch
Eine Triebfeder für den Wandel besteht unter anderem darin, dass die Mittelklasse in aufstrebenden Ländern wie China, Mexiko und Indien zunehmend in der Lage ist, private Ersparnisse zu investieren. Darüber hinaus erwarten gerade Jüngere von Finanzdienstleistern, in den sogenannten sozialen Netzen präsent zu sein. Nach Einschätzung von KPMG könnten branchenfremde, dafür aber technologieaffine Unternehmen den Asset-Management-Markt aufrollen. Welche Unternehmen das sein könnten, davon hat KPMG auch schon eine ungefähre Vorstellung: „Unserer Einschätzung nach könnten die Apples und Googles oder auch große Einzelhandelsketten die Vormachtstellung im Investment Management einnehmen“, warnt Brown. Was im ersten Moment an den Haaren herbeigezogen, um nicht zu sagen verschwörerisch klingt, könnte langfristig durchaus zu einer Bedrohung heranreifen. Die Studienmacher jedenfalls sind der Ansicht, bereits neue Marktakteure zu sichten, auch wenn sowohl deren Anzahl als auch Größe derzeit noch relativ klein sei. So gebe es aufstrebende Geschäftsmodelle aus einer Kombination aus moderner Technologie, Daten und sozialen Netzwerken, die am Markt zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ihnen schreibt KPMG das Potenzial zu, „Wellen“ in der Branche zu schlagen. 
Keine Frage, KPMG verfolgt mit der Studie eigene geschäftspolitische Interessen. Offiziell möchte man eine Debatte in Gang setzen und die Verantwortlichen dazu ermutigen, mehr über den Einfluss bestimmter Megatrends auf die Investmentbranche nachzudenken. Zu diesem Zweck stellt KPMG die Frage in den Raum: „Haben Sie sich jemals gefragt, wie die Investment-Management-Branche im Jahr 2030 wohl aussieht?“ Zwar muss auch das Prüfungs- und Beratungshaus eingestehen, dass niemand die Zukunft vorhersagen kann. Gleichwohl sei eine Sache sicher: Die Zukunft wird sich von der Gegenwart deutlich unterscheiden. 
Elmar Schobel, Partner Audit bei KPMG, sieht die Zukunft stark verändert: „In zwanzig Jahren wird Investment Management anders aussehen. Vermögensverwaltung wird eine große gesellschaftliche Rolle spielen, wichtiger als heute“, ist er überzeugt. Daher reiche es nicht aus, die Themen von gestern aufzuarbeiten und auf heutige ökonomische und regulatorische Herausforderungen zu reagieren. „Wer auch in Zukunft relevanter Teil dieser Industrie sein will, muss die Megatrends der Zukunft antizipieren.“ Die Veränderungen betreffen seiner Einschätzung nach alle Bereiche, von der Wertschöpfungskette über Kunden, Produkte und Marken bis hin zum Markt, der Technologie, der Governance sowie der Personalstruktur. 
Ohne soziale Netzwerke kein Erfolg? 
Dem Beratungshaus zufolge erhöht gerade die demografische Entwicklung den Bedarf nach veränderten Vermögensverwaltungskonzepten und verändert die potenzielle Kundenbasis für das Investment Management. Die gute Nachricht: Der technologische Fortschaft treibt zwar soziale, wirtschaftliche und ökologische Veränderungen voran, die existierende Geschäftsmodelle herausfordern, aber er eröffnet auch neue Chancen. Darüber hinaus weisen die Studienmacher darauf hin, dass knappe ökologische Ressourcen sozial verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln und ebensolche Investmentstrategien noch wichtiger machen. Grundsätzlich nimmt das Internet in der KPMG-Studie einen zentralen Stellenwert ein: Technologien und das weltweite Netz veränderten soziale Werte und die Art, wie Menschen weltweit kommunizieren und interagieren. Glaubt man den Autoren der Untersuchung, werden Kunden in zwanzig Jahren andere Bedürfnisse, Wünsche und Ansprüche haben. Die Finanzbranche werde sich, wie es heißt, um langfristiges, nachhaltiges und profitables Wachstum bemühen müssen und könne sich dabei neu positionieren. 
portfolio institutionell newsflash 23.06.2014/Tobias Bürger
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