Strategien
8. Februar 2016

Leerverkaufslehren

Neue Forschungsergebnisse des Center for Financial Research geben Einblick in die Welt der Hedgefonds. Konkret werden die Erfolge mit Leerverkäufen analysiert.

Das Center for Financial Research an der Universität zu Köln wartet einmal mehr mit neuen Ergebnissen aus der Kapitalmarktforschung auf. Wie Prof. Dr. Alexander Kempf, Mitbegründer der 2004 initiierten Forschungseinrichtung mitteilt, haben in den vergangenen Monaten einige neue Forschungsprojekte zu institutionellen Investoren und Risikomanagement den Weg in die hauseigene „CFR Working-Paper-Reihe“ gefunden. 
Einem Schwerpunktthema des CFR, der Performance und dem Verhalten von Hedgefonds, widmen sich zwei aktuelle Working Paper. Das CFR Working Paper 2015-12 beschäftigt sich mit den Konsequenzen für Hedgefonds, wenn ein in sie investierter Dachhedgefonds von einem Liquiditätsschock getroffen wird. Ein wichtiges Ergebnis für Liquid-Alternatives-Freunde: In diesem Fall werden zunächst die liquideren Ziel-Hedgefonds abgestoßen, welche im Anschluss eine schwächere Performance aufweisen. Im zweiten Arbeitspaper (CFR Working Paper 2015-15) wird der Frage nachgegangen, welche Gewinne Hedgefonds durch Leerverkaufspositionen in Europa erzielen. 
Wie man Outperformance generiert 
In der Finanzmarktliteratur werden Leerverkäufer nach Einschätzung der Forscher meist als informierte und rationale Investoren beschrieben, die Fehlbepreisungen durch Arbitrage korrigieren. Das Wissen über ihre Performance und Strategien die sie verfolgen, sei indessen äußerst begrenzt. Dies liege primär an der schlechten Verfügbarkeit von „Short“-Positionen. Nach einer, wie die Forscher hervorheben, „aufwendigen Datensammlung“, identifizieren die Forscher sowohl den Einstieg, etwaige Änderungen als auch den Ausstieg aller signifikanten Leerverkaufspositionen im gesamten europäischen Raum. Der Datensatz beruht auf der Publikationspflicht von Leerverkaufspositionen in der Europäischen Union und beinhaltet sowohl Informationen über die Aktien die leerverkauft werden als auch die Identität der Leerverkäufer. 
Bei der Analyse fanden die Forscher heraus, dass Hedgefonds, als größte Investorengruppe in dem Datensatz, eine jährliche Fama und French (1993) risiko-adjustierte Rendite von 5,5 Prozent erzielen. Diese Rendite werde durch das Handeln auf Fehlbepreisungsfaktoren, wie Momentum, „Betting-Against-Beta“ und „Quality-Minus-Junk“, erklärt. In einer Querschnittsanalyse finden sie, dass lokale, diversifizierte und aktive Hedgefonds eine höhere Rendite generieren als andere Hedgefonds. Auf der Ebene der einzelnen Leerverkaufspositionen zeigte sich eine Überrendite sowohl bei „First-Mover“-Positionen, als auch bei Positionen mit längerer Halteperiode. Des Weiteren beobachten die Forscher im CFR Working Paper 2015-15, dass Leerverkaufspositionen von lokalen Investoren und Investoren mit Industrieexpertise eine Outperformance generieren. 
Zentrales Anliegen des CFR ist es, neues Wissen im Bereich der Finanzmärkte zu generieren und hierdurch zur Lösung praktischer Probleme beizutragen. Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen des Asset- und Risikomanagements. Die Forschungseinrichtung wurde auf Initiative der Professoren Dr. Alexander Kempf und Dr. Dr. h.c. Axel A. Weber gegründet. Letzterer fungierte viele Jahre als Präsident der Deutschen Bundesbank und agiert heute als Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS. 
Die kompletten Arbeiten sowie weitere aktuelle Arbeitspapiere stehen online unter www.cfr-cologne.de zur Verfügung. 
portfolio institutionell newsflash 08.02.2016/Tobias Bürger
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