Pensionsfonds
21. Juli 2014

Longevity Swaps haben es in Deutschland schwer

In Großbritannien nutzen immer mehr Pensionspläne diese Absicherungsinstrumente. British Telecom ist das jüngste Beispiel. Warum es dies bislang in Deutschland noch nicht gab, hat viele Gründe, unter anderem bilanzielle.

Mit einem Longevity Swap über 16 Milliarden Pfund sorgte diesen Monat das BT Pension Scheme, der mit rund 40 Milliarden Pfund größte Unternehmenspensionsplan Großbritanniens, für Aufsehen. „Großbritannien ist ein Pioniermarkt für das Absichern von Pensionsrisiken“, kommentiert Wolfgang Murmann von Insight Investment, ein auf das Absichern von Pensionsrisiken spezialisierter Asset- und Risikomanager. „Dort haben viele Pensionsfonds bereits Absicherungsstrategien für Zins- und Inflationsrisiken implementiert und widmen sich nun der verbleibenden Risikokomponente – dem Langlebigkeitsrisiko.“
Das Besondere an dem BT-Deal war nicht allein dessen Größe, die mehr als dreimal so groß wie die bis dahin größte Transaktion von Aviva im März dieses Jahres (fünf Milliarden Pfund) war, sondern der innovative Ansatz. Um Kosten zu sparen, hat man das Geschäft direkt mit einem globalen Rückversicherer abgeschlossen und auf eine Bank als Intermediär verzichtet. BT hat für diesen Deal ein eigenes Versicherungsunternehmen eingerichtet und darüber das Langlebigkeitsrisiko bei dem US-Konzern Prudential rückversichert. 2014 dürfte Großbritannien bei den Verpflichtungen, die durch Buy-ins, Buy-outs und Longevity Swaps abgedeckt werden, die Marke von 30 Milliarden Pfund knacken. Erfahrungen mit Longevity Swaps hat beispielsweise auch der britische Plan von BMW, der 2010 einen Deal über drei Milliarden Pfund unterstützt von Abbey Life und der Deutschen Bank abschloss. 
Dagegen setzte sich in Deutschland dieser Hedge des Langlebigkeitsrisikos bislang nicht durch. Ein Grund sind Unsicherheiten bezüglich der konkreten Umsetzung. „Hierzulande gibt es noch keine Referenzfälle, an denen man sich orientieren kann“, erklärt Dr. Matthias Börger vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa) in Ulm, „wenngleich die Transaktionen in Großbritannien durchaus auch Anhaltspunkte für vergleichbare Transaktionen in Deutschland liefern können.“ In der operationellen Umsetzung müssen aus seiner Sicht dazu aber zunächst einige offene Fragen beantwortet werden: „Soll der Gesamt- oder nur ein Teilbestand abgesichert werden? Ist ein standardisierter oder ein individueller Swap besser geeignet? Welche Parteien müssen involviert werden, um einen Hedge erfolgreich zum Abschluss zu bringen?“ Die Frage, ob ein Longevity Swap oder eine Versicherungslösung teurer ist, hängt vom Einzelfall ab. „Aufgrund der vorsichtigen Kalkulation von Versicherungen ist ein Longevity Swap aber in der Regel günstiger, insbesondere bei einem Kollektiv mit einer vergleichsweise geringen Lebenserwartung.“ 
Auch aus Sicht von Wolfgang Murmann von Insight Investment sind die Gründe vielschichtig, warum es bislang einen deutschen Langlebigkeits-Swap noch nicht gab. Ein wichtiger Punkt ist die Bilanz. „Im Fall von rückstellungsfinanzierten Pensionszusagen will das Unternehmen den bilanziellen Ausweis der erfolgswirksamen Risikoprämie eines Longevity Swaps vermeiden“, so Murmann. „Außerdem ist das Pricing von Longevity Swaps realitätsnaher als die Heubeck-Richttafel 2005 G, so dass es zu deutlichen Abweichungen zwischen dem bilanziellen und dem unternehmensspezifischen Best Estimate kommen kann.“ Außen vor bleibt dabei aber, dass diese Bewertungsunterschiede eines Tages ohnehin zutage treten werden. Ein weiterer relevanter Knackpunkt ist die Unternehmensgröße. Murmann: „Typischerweise erfordern Longevity Swaps ein Mindestvolumen von etwa 500 Millionen Euro.“
portfolio institutionell newsflash 21.07.2014/Patrick Eisele und Kerstin Bendix
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