Schwarzer Schwan
16. Mai 2014

Mit dem Alter kommt die Weisheit

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass jeder Geburtenjahrgang aufgrund des medizinischen Fortschritts um zwei bis drei Monate älter wird. Dass man auch fernab der Zivilisation zum Methusalem werden kann, zeigt ein erstaunliches Beispiel aus Südamerika.

Schlechte Nachrichten für die Macher von Sterbetafeln und Rentenversicherer, die sich blind darauf verlassen: Eine 116-jährige Peruanerin macht derzeit nämlich einer fast gleichaltrigen Japanerin den Ruf als älteste Frau der Welt streitig. Wie das peruanische Ministerium für Entwicklung und Soziales stolz berichtet, wurde die Landsfrau Filomena Taipe Mendoza am 20. Dezember 1897 geboren. Bisher galt Misao Okawa aus der japanischen Metropole Osaka als die Rekordhalterin. Sie kam am 5. März 1898 zur Welt. Vor dem Hintergrund der ungewöhnlichen Greisen-Konstellation ist „Unterhaltungs-Methusalem“, wie der Stern Johannes „Jopi“ Heesters einst bezeichnete, mit seinen 108 Lenzen relativ früh von uns gegangen. Das Bild zeigt ihn im Übrigen im zarten Alter von 60 Jahren.
Der Wettstreit um den Titel des Weltältesten ist für Aktuare nichts anderes als ein Schwarzer Schwan, wo doch Sterbetafeln ein „Endalter“ aufweisen, denen zufolge bei 120 auf jeden Fall Schluss ist. Inzwischen gilt es unter Forschern aber längst als ausgemachte Sache, dass jeder Zehnte jetzt lebende Deutsche mindestens 100 Jahre alt wird. Ohnehin verdoppelt sich die Zahl der Menschen, die ihren hundertsten Geburtstag feiern können, alle zehn Jahre.
Das Geheimnis ihres langen Lebens erklärte die vergleichsweise rüstige Rentnerin aus den peruanischen Anden jedenfalls mit ihrer traditionellen Ernährung: hauptsächlich Kartoffeln, aber auch Ziege und Hammel sowie Milch, Ziegenkäse und Bohnen stünden auf ihrem Ernährungsplan. Und: „Alles was ich zubereite, stammt von meinem Feld. Konserven oder Kartons, das ist nichts für mich, auch nicht diese Getränke in Büchsen“, zitiert der Stern die lebende Ikone Perus. Und noch ein Hinweis für alle, die ihre Rentenversicherung möglichst lange in Anspruch nehmen wollen: Ihr Dorf in der östlichen Provinz Huanvacelica habe sie ihr ganzes Leben lang nicht verlassen. Dadurch sinkt auf jeden Fall schon mal das Risiko, außerhalb der Heimat im Straßenverkehr ums Leben zu kommen, um 100 Prozent. Ob die ausgeprägte Verbundenheit zum Landleben aber bei der Lebenserwartung schwerer wiegt als der medizinische Fortschritt, ist nicht bekannt. Jopi Heesters Jungbrunnen soll übrigens von Knoblauchschnaps gespeist worden sein.
Erste Rente mit 116
Während die Macher von Sterbetafeln die Obergrenze ihrer Tabellen wegen der grassierenden Langlebigkeit über kurz oder lang nach oben setzen müssen, können Rentenversicherer zumindest im Fall der peruanischen Greisin aufatmen. Señora Mendoza bekommt nämlich erst jetzt ihre erste Pensionszahlung. Mit ihren 116 Lenzen profitiert sie von der jüngsten Rentenreform in Peru und dem Programm „Pension 65“, das bedürftigen Senioren eine Art Grundsicherung bieten soll. Ab Mai erhält sie nun monatlich umgerechnet 64 Euro. Ob die aber für neue Zähne reichen, die sich Mendoza wünscht, sei dahingestellt.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio gute Ideen für die Altersvorsorge.

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