Corporates
15. September 2014

Mittelständische Kapitalanleger gehen ins Risiko

Der Finanzanlagebedarf deutscher Unternehmen ist unverändert hoch. Das zeigt eine neue Studie der privaten Fachhochschule des Mittelstands.

Die in Bielefeld ansässige private Fachhochschule des Mittelstands (FHM) hat sich einmal mehr mit dem Finanzanlageverhalten des deutschen Mittelstands beschäftigt. Wie aus der jüngsten und Mitte September vorgestellten Untersuchung hervor geht, ist der Finanzanlagebedarf im Vergleich zu früheren Studien mit durchschnittlich 2,8 Millionen Euro weiter hoch, und das trotz des erhöhten Investitionsbedarfs und des niedrigen Zinsniveaus. Auffällig seien die gestiegenen Erwartungen der Unternehmer. Nach Angaben der Studienautoren um FHM-Professor Dr. Volker Wittberg hat sich die angestrebte Mindestverzinsung gegenüber der Studie aus dem vergangenen Jahr spürbar auf 2,83 Prozent erhöht. Zudem habe sich der Anlagehorizont signifikant ausgeweitet. 
Die neuen Studienergebnisse der FHM in Kooperation mit der Commerzbank deckten sich mit Praxiserfahrungen, heißt es. „Wir beobachten, dass sich das Anlagevolumen zwar stabil hält, jedoch ändert sich das Anlageverhalten“, erläutert Martin Keller, Geschäftsbereichsleiter Zins-, Anlage- und Währungsmanagement der in der Commerzbank angesiedelten Mittelstandsbank. Seinen Beobachtungen zufolge entsteht bei den Unternehmen mit dem erneut abgesenkten Zinsniveau durch die Europäische Zentralbank (EZB) der Wunsch nach einer höheren Rendite. „Dafür sind die Unternehmen bereit, längere Laufzeiten zu akzeptieren oder in komplexere Anlageformen wie Schuldscheindarlehen, Anleihen oder Fonds zu investieren“, sagte Keller. 
Weiterhin große Angst vor Kursverlusten
Die veränderte Nachfrage bei den unterschiedlichen Anlageformen spiegelt sich wiederum in der Studie wider: So legen derzeit 86 Prozent der befragten Mittelständler in Sichteinlagen an. Im vergangenen Jahr waren es noch 97 Prozent. Gleiches gilt nach Angaben der Studienmacher für Fest- und Termingelder. Hier ging die Zahl der investierten Mittelständler um fünf Prozentpunkte auf 82 Prozent zurück. Dafür sei die Nachfrage nach Investmentfonds über alle Anlageklassen hinweg gestiegen. Erstmals investierten fünf Prozent der Mittelständler dabei auch in Immobilienfonds. Die Gefahr möglicher Kursschwankungen wird nach Beobachtungen der Studienmacher als nicht mehr so wichtig für die Auswahl einer Anlageform angesehen. 
Auch die Inflationserwartungen werden in der Studie thematisiert. Wie es heißt, liegen die Inflationserwartungen der Unternehmen bei etwa zwei Prozent. Sie bewegen sich damit im Rahmen des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank. Für den Leiter der Studie, Professor. Dr. Wittenberg, ist dies nicht verwunderlich: „Die getroffenen Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung der Deflation zeigen den Mittelständlern, dass mittelfristig auch in Deutschland ein Anstieg der Inflation nicht zu erwarten ist. Das wiederum gibt Raum auch für etwas längerfristige Zinsanlagen, ohne Kursverluste befürchten zu müssen.“
portfolio institutionell newsflash 15.09.2014/Tobias Bürger
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