Strategien
23. November 2016

MSCI betont Nachfrage nach Faktor-Indizes

Börsennotierte Indexfonds (ETF), die solche Indizes als Grundlage haben, verzeichnen dem Indexanbieter zufolge im laufenden Jahr reichlich neues Geld. Ganz ohne sind solche Investments nicht.

Der Markt für börsennotierte Indexfonds, ETF, wächst unaufhaltsam. Der größte Indexanbieter, die US-Gesellschaft MSCI, meldet nun eine ungebrochene Nachfrage im Bereich sogenannter Faktor-Indizes und ETF darauf. Faktor-ETF sollen Anlageziele mit bestimmten Kenngrößen abbilden, etwa eine niedrige Volatilität oder eine hohe Dividendenrendite. ETF auf Faktor-Indizes insgesamt verbuchen seit Jahresanfang bis Ende September weltweit rund 51 Milliarden US-Dollar an Neugeldern; 17,5 Milliarden Dollar davon entfallen auf ETF mit Faktor-Indizes von MSCI, meldet der Anbieter.
Das Vermögen in Produkte mit MSCI-Faktor-Indizes als Vergleichsindex liegt damit weltweit bei 170 Milliarden US-Dollar, heißt es weiter. Stark angestiegen ist MSCI zufolge vor allem das Anlagevermögen in Produkte, die hauseigene Minimum-Volatility-Indizes als Benchmark haben, also auf Titel mit niedriger Volatilität abzielen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anlagesumme in solchen Produkten von 19,3 Milliarden Dollar auf 35,4 Milliarden Dollar gestiegen. Insgesamt haben gut zwei Drittel Low-Volatility-ETF am Markt weltweit einen MSCI-Index als Benchmark, betont der Anbieter. 
Mehr als 850 Aktien-ETF bilden einen MSCI-Index nach und über 175 Aktien-ETF einen Faktor-Index des Hauses, führt MSCI weiter aus. Damit beziehen sich die meisten Aktien-ETF auf diesen Indexanbieter, hebt die Gesellschaft weiter hervor.
Der Anbieter liefert systematische regelbasierte Indizes auf der Grundlage von Faktoren wie niedrige Volatilität, Substanz, geringe Marktkapitalisierung, hohe Dividendenrendite, Qualität und Momentum, die in der Vergangenheit über lange Zeiträume eine Risikoprämie erzielt haben, erläutert MSCI. Faktor-Indizes setzen sich daher aus Werten mit bestimmten Eigenschaften zusammen.
Eine frische Studie der britischen Gesellschaft Standard Life Investments dämpft indes die Erwartungen an faktorbasierte passive Anlagestrategien, oft auch Smart Beta genannt. Studienautor Arne Staal, Head of Multi Asset Quantitative Strategies bei Standard Life Investments weist auf einige Stolpersteine bei der Verwendung von faktorbasierten Indizes hin. Trotz ausgiebiger Forschung gebe es zum Beispiel kaum eindeutige Erklärungen für die Faktorrisiken, die mit Smart-Beta-Konzepten erfasst werden sollen. Smart-Beta-Anbieter könnten zahlreiche Produktvarianten entwickeln, die mehr oder weniger zufällig mit anderen Investments dieselben Themen einzufangen versuchen.
Als ein Beispiel weist Staal auf die sehr unterschiedliche Wertentwicklung von vier großen ETF hin, die am US-Markt das Thema „High Dividend“ abbilden. Der Vanguard High Dividend, der I-Shares Select Dividend, der SPDR S&P Dividend und der Schwab US Dividend Equity zeigen im Zeitraum vom 31. Oktober 2011 bis 31. August 2016 sehr unterschiedliche Entwicklungsverläufe (siehe auch weiterführende Links unten).
Falsche Vorstellungen bei Anlegern vermutet Staal auch, was die Nachhaltigkeit der Überrendite oder Outperformance von einzelnen Faktoren betrifft. „Es ist einfach unrealistisch, von einer systematischen Strategie eine langfristige Outperformance zu erwarten“, meint Staal. Vielmehr würden die Faktoren im Verlauf eines Zyklus unterschiedliche Ergebnisse im Verhältnis zum allgemeinen Markt liefern. Ein erfolgreiches Navigieren durch diese Zyklen erfordere ein tiefes Verständnis des wirtschaftlichen Umfelds und des entsprechenden Verhaltens einzelner Investments.
Als eine umfassendere aktualisierte Informationsgrundlage zum Thema ETF bringt die Stiftung Warentest nun das Finanztest-Spezial „Anlegen mit ETF“ heraus.
Weiterführende Links:Providing Alpha in a Smart-Beta-WorldZum Finanztest-Spezial Anlegen mit ETF portfolio institutionell newsflash 23.11.2016/Heike Gorres

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