Traditionelle Anlagen
23. März 2015

Anleihen mit negativer Rendite: Volumen bereits über zwei Billionen Dollar

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist besorgt über das anschwellende Volumen negativ rentierender Anleihen. Neue BIZ-Studie warnt indessen vor dem wachsenden Einfluss einiger weniger Großanleger an den Anleihemärkten.

Der anhaltende Renditerutsch an den Anleihemärkten beschäftigt nicht nur institutionelle Investoren, sondern in zunehmendem Maße auch die globalen Währungshüter. Die im schweizerischen Basel angesiedelte Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) stuft die Entwicklung laut einem Bericht der Börsen-Zeitung als „beispiellos“ ein. Die Lage berge enorme Risiken für das Finanzsystem. Halte die Entwicklung weiter an, „dürften die technischen, wirtschaftlichen, rechtlichen und sogar politischen Grenzen wohl ausgetestet werden“, zitiert das Blatt den Leiter der Wirtschafts- und Währungsabteilung der BIZ, Claudio Borio. Er hat sich anlässlich der Vorstellung des in der vergangenen Woche veröffentlichten Quartalsberichts zu dem Thema geäußert. Die Konsequenzen sollten seiner Einschätzung nach genau beobachtet werden, da die Auswirkungen auf das Finanzsystem und darüber hinaus „zweifellos bedeutsam sein werden.“ 
Laut Statistiken der „Bank der Zentralbanken“ haben Ende Februar weltweit langfristige Staatsschuldtitel im Wert von rund 2,4 Billionen Dollar negative Renditen aufgewiesen. Davon entfielen mehr als 1,9 Billionen Dollar allein auf Bonds, die in Ländern des Euroraums aufgelegt wurden. Seither habe der Abwärtstrend bei den Renditen angehalten. „Die Grenzen des Undenkbaren sind derzeit außergewöhnlich dehnbar – dies demonstrieren uns die Anleihemärkte jeden Tag aufs Neue“, mahnt Borio. Auslöser der Entwicklung ist nach Einschätzung von Borio die aggressive Quantitative-Easing-Politik zahlreicher Notenbanken. Damit spielt er nicht nur auf die Europäische Zentralbank und deren neues, gigantisches Anleihekaufprogramm an. Vielmehr verfolgten heute mehr als 20 Zentralbanken eine lockere Geldpolitik im Kampf gegen niedriges Wachstum und geringe Inflationsraten. 
Studie beleuchtet Liquidität
Ungeachtet der sinkenden Renditen beschäftigt sich eine aktuelle Studie der BIZ mit Fragen der Liquidität der Anleihemärkte. Deren Macher, Ingo Fender und Ulf Lewrick, erachten laut einem Bericht der Börsen-Zeitung Märkte dann als liquide, wenn Investoren Bonds zeitnah zu geringen Kosten und nahe am Marktpreis kaufen könnten. Nach Einschätzung der Studienautoren hat sich die Liquidität an den wichtigsten Staatsanleihemärkten nach der Finanzkrise aber wieder erholt. Sie machen diese Einschätzung am Geld-Brief-Spread fest. 
Diese Entwicklung bescheinigen sie allerdings nicht den Märkten für Unternehmensanleihen. Dort hätten Handelsaktivitäten noch immer größere Kursausschläge als vor der Krise zur Folge, was als Zeichen für fehlende Liquidität gewertet werden könne. „Viele Marktteilnehmer sagen, dass der Handel mit großen Mengen an Unternehmensanleihen schwieriger geworden ist“, erklären sie. Ein Grund für die fehlende Liquidität geht auf die nun strenger regulierten Marktteilnehmer zurück. So konzentrierten sich die liquiditätsspendenden Market Maker auf Aktivitäten, die weniger Kapitalunterlegung erfordern. Gleichzeitig zeigten die Akteure eine geringere Bereitschaft, Risiken einzugehen. 
Vergabelung der Liquidität 
Nach Einschätzung der Studienmacher konzentriert sich die Marktliquidität zunehmend in den liquidesten Papieren. Während sich die Liquidität demnach „vergable“, wachse zugleich die Nachfrage nach und die Abhängigkeit von Liquidität. Dazu trägt nach Einschätzung von Fender und Lewrick zum einen das wachsende Volumen von Neuemissionen bei: Viele Firmen nutzen die derzeit niedrigen Zinsen zur günstigen Finanzierung zunehmend auch im Euro. Zum anderen werde die Nachfrage aber auch durch die wachsende Größe von Investmentfonds verursacht, die ihren Anlegern tägliche Liquidität versprechen. Dies gelte insbesondere für Indexfonds (ETF), die zunehmend auch für Anleihen aufgelegt werden. 
Damit wachse der Einfluss einiger weniger Anleger. Marktliquidität könnte aus Sicht der Autoren zunehmend von den Portfolioentscheidungen von nur einigen wenigen großen Institutionen abhängen. Sie warnen, dass die Erwartung von Investoren einer täglich vorhandenen Liquidität eine Illusion sein könne. „Liquidität kann fragil sein, wenn jeder versucht, zum gleichen Zeitpunkt den Ausgang zu bekommen, – ein Risiko, das von der Community der Bondinvestoren internalisiert werden muss.“ 
portfolio institutionell newsflash 23.03.2015/Tobias Bürger
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