Versorgungswerke
4. April 2016

Neues Jahr, neues Glück

Die Pensionseinrichtungen in Dänemark blicken auf ein solides ­Anlagejahr 2015 zurück. Vielen anderen europäischen Häusern stehlen die Dänen nun in den einschlägigen Hitlisten mit ihren Kapitalanlage­ergebnissen die Show.

Heißt es nun „lykke“, „held“ oder doch eher „heldigvis“? Wenn man das Wort „Glück“ ins Dänische übersetzen möchte, stehen ­mehrere Möglichkeiten zu Wahl. Sicher ist es mit Blick auf die institutionelle Kapitalanlage der Dänen im Jahr 2015 eher „at være heldig“ anstatt „på må og få“. Sie verstehen nicht? Nun, wenn sich unsere Nachbarn nördlich von Flensburg lobend auf die Schultern klopfen, weil sie bei einem Vorhaben Glück haben, dann trifft erstere Formulierung zu: at være heldig. Wollen sie dagegen aber ausdrücken: Mensch, das war auf gut Glück, dann übersetzt man das mit dem Zungenbrecher „på må og få“.

Besonders „at være heldig“ war zuletzt die 1964 gegründete ATP. Im vergangenen Jahr erzielte die mit Kapitalanlagen von umgerechnet rund 94 Milliarden Euro hantierende und damit größte Pensionseinrichtung Dänemarks ein Anlageergebnis von 16,5 Milliarden ­dänischen Kronen (DKK). Beim aktuellen Wechselkurs sind das rund 2,21 Milliarden Euro. Die Rendite vor Steuern und Kosten wird mit 17,2 Prozent beziffert. Wenn Sie nun überschlägig das Anlageergebnis ins Verhältnis zu den Gesamtanlagen setzen und nur auf 2,3 Prozent Vorsteuerrendite kommen, dann liegt das daran, dass es sich bei den 17,4 Prozent um eine interne Kennziffer handelt, die nur einen Teil der Assets­ under Management berücksichtigt. Dennoch betrachtet CEO Carsten Stendevad 2015 als „ein gutes Jahr“. Die ATP habe einen gesunden Investment-Return erzielt, die administrativen Ausgaben reduzieren können und die Leistungen für die heutigen Pensionäre gesteigert. Wie die ATP mitteilt, hat das Supervisory Board daraufhin zum dritten Mal in Folge beschlossen, die Zahlungen an die derzeit 974.000 Pensionäre um 1,5 Prozent zu erhöhen. Das ist nun wieder  „lykke“ für die Rentenempfänger. 2015 zahlte die ATP knapp 14,6 ­Milliarden DKK an ihre Pensionäre aus. Insgesamt zählt sie rund fünf Millionen Mitglieder. Für fast jeden zweiten Dänen ist die ATP die einzige Quelle von Pensionsleistungen neben der staat­lichen Rente. Mit Blick auf den Anlageerfolg streicht die in Hillerød ­residierende Pensionseinrichtung heraus, dass dieses Resultat in ­erster Linie durch solide Renditen bei Aktien und an Inflationsrisiken gekoppelte ­Anlageklassen eingefahren wurde. Die Segmente steuerten 11,4 ­Milliarden beziehungsweise 7,5 Milliarden DKK zum Ergebnis bei.

Große Erfolge, in der Landessprache „succes“ bezeichnet, feierten die Dänen insbesondere mit Aktienanlagen des Heimatlandes. Hier ist die Rede von einem Kurszuwachs um 48 Prozent. Negativ zu ­Buche schlugen dagegen Investments im Bereich Rohstoffe. Insbesondere die sinkenden Ölpreise wurden zur Belastung für ATP. Weil die Dänen ihre Kapitalanlagen aber durchweg gegen Wechselkursschwankungen absichern, hatten die Währungsveränderungen des vergangenen Jahres nach Unternehmensangaben keinen nennenswerten Einfluss auf die Ren­dite. Die niedrige Verzinsung bonitäts­starker Rentenpapiere macht auch den Kapitalsammelstellen in ­Dänemark zu schaffen. Um die zugesagten Renten auch bei sich verändernden Markt­zinsen leisten zu können, greift die ATP auf ein ­sogenanntes Hedging-Portfolio zurück. Trotz signifikanter Zinsschwankungen im Jahresverlauf habe dieses seine Aufgabe erfüllt, heißt es. Gleichwohl führten die Absicherungsaktivitäten zu einer ­finanziellen Belastung von 2,3 Milliarden DKK. Aber wen juckt das, wenn bei internen Kennziffern ein Anlageergebnis zu Buche steht, von dem andere nur träumen können.

Aber genug der Lobhudelei. Auch andere Pensionseinrichtungen in Dänemark haben 2015 gute Ergebnisse eingefahren. Da wäre zum Beispiel die in Kopenhagen beheimatete Industriens Pension. Die mit 18,2 Milliarden Euro (Stand 31. Januar 2016) hantierende Rentenkasse für Angestellte der dänischen Industrie erzielte im vergangenen Jahr eine Rendite von 6,7 Prozent, nach 11,0 Prozent im Turnus zuvor. Ebenso wie die ATP setzt Industriens Pension auf ein diversifiziertes Portfolio, bei dem dänische Aktien rund um den Leitindex KFX eine Rolle spielen. Auf diesen volatilen Posten entfielen zuletzt 7,9 Prozent der Kapitalanlagen. Hinzu kommen 22,1 Prozent, die in ausländische Dividendentitel investiert sind. Daneben finden sich natürlich ­Anleihen jeglicher Couleur, darunter auch inflationsgesicherte, im Portfolio. Private Equity ist ebenfalls ein Thema für Industriens ­Pension. Der Anteil liegt immerhin knapp über zehn Prozent. ­Abgerundet wird die sehr erfolgreiche Anlagestrategie durch Immobilien­ (4,8 Prozent) und dem weiten Feld der Infrastruktur (8,9 Prozent).
Auf nach Finnland
Verlassen wir nun die parlamentarische Erbmonarchie beziehungsweise das Reich von Königin Margrethe II. und wenden uns Finnland zu. Wenn dort das neue Jahr beginnt, sagt der Finanz­vorstand zu seinem Anlagechef: „Toivotan menestystä ja odotan ­tuloksia“, soll heißen: „Ich wünsche viel Erfolg und erwarte ­Ergebnisse.“ Erfolg haben sie in Finnland zuletzt jedenfalls reichlich gehabt, wenn man als Messlatte die Anlageergebnisse der drei großen Pensions­einrichtungen Elo, Keva und Ver heranzieht.

Der Reihe nach: Jedes dritte Unternehmen in Finnland und etwa 40 Prozent aller Selbstständigen nutzen die Elo Mutual Pension ­Insurance Company (Elo) für die Administration ihrer Pensionsvermögen. Die mit etwa 20 Milliarden Euro hantierende Elo, die sich im Finnischen tatsächlich „Keskinäinen työeläkevakuutusyhtiö Elo“ nennt, ging im Januar 2014 aus dem Zusammenschluss von Pension Fennia and Local Tapiola Pension Company hervor – zwei Unternehmen, von denen es heißt, sie seien die effizientesten der gesamten Branche. 2015 erzielte die junge Pensionseinrichtung, die Wert auf ­­­einen un­abhängigen Investmentprozess legt, eine Rendite von runden fünf ­Prozent.

Das Portfolio von Elo sieht kurz skizziert so aus: Etwas mehr als ein Drittel der Anlagen entfällt auf Anleihen, zweitgrößter Posten sind mit 27,5 Prozent (Stand 31. Dezember 2014) Aktien. Deren Performance ist es zu verdanken, dass Elo per Jahresultimo 2015 so gut ­dastand. Ähnliches gilt für die im Portfolio enthaltenen Immobilien. Sie stehen für 13,7 Prozent der Kapitalanlagen und haben der ­Pensionseinrichtung geholfen, das laut Investmentchefin Hanna ­Hiidenpalo „außerordentlich turbulente“ Jahr ohne größere Blessuren zu meistern. Weil Schwedisch offiziell als zweite Amtssprache in Finnland gilt, sei der Vollständigkeit halber noch der offizielle ­Name von Elo in dieser Sprache nachgereicht: „Ömsesidiga Arbetspensions­försäkringsbolaget Elo“.

Eine andere Altersvorsorgeeinrichtung, die von ihrer Größe und auch der Rendite 2015 mit Elo vergleichbar ist, im Grunde genommen aber ganz anders tickt, ist der 1990 gegründete staatliche ­finnische Pensionsfonds Ver. Die Mission des „Pufferfonds“ besteht darin, professionell und verantwortlich in Kapitalanlagen zu investieren, um daraus Rentenzahlungen zu leisten. Das zuständige Finanzministerium schreibt vor, wie sich die Anlagen zusammensetzen müssen: Mindestens 35 Prozent müssen festverzinslicher Natur sein. Aktien sind auf einen Anteil von 55 Prozent limitiert, wobei Limit hier eigentlich der falsche Begriff ist, wenn man bedenkt, wo niedrig die Aktienquoten beispielsweise bei der deutschen Assekuranz sind. Alle anderen Investments dürfen nicht höher als zwölf Prozent sein.
Vor allem Anleihen und Aktien
In der Praxis wird diese Vorgabe so umgesetzt: Per 31. Dezember 2015 bestand das Portfolio zu 47,8 Prozent aus liquiden festverzins­lichen Investments. Börsennotierte Aktien waren mit einem Anteil von 41 Prozent repräsentiert. Was die anderen Assets im unbestritten breit diversifizierten Portfolio betrifft, darunter Immobilien-, Infrastruktur- und Hedgefonds: Sie waren mit 2,7 Prozent, 1,6 Prozent und 3,1 Prozent eher homöopathischer Natur. Anhand dieses Konzepts erzielte Ver im vorigen Jahr eine Rendite von 4,9 Prozent.

Mit diesem Ergebnis liegt sie auf Augenhöhe mit der mehr als doppelt so großen Keva. Die 44 Milliarden Euro schwere Pensions­einrichtung dient der Finanzierung der Pensionen der Angestellten im öffentlichen Sektor. Keva sieht sich als langfristiger Investor. Mit einem breit diversifizierten Portfolio erzielte diese finnische Pen­sions­einrichtung 2015 eine Rendite von 4,8 Prozent. Wenig über­raschend dominieren festverzinsliche Wertpapiere das Portfolio mit insgesamt 44,4 Prozent. Börsennotierte Aktien und Aktienfonds werden bei dieser Organisation zusammen ausgewiesen. Ihr Anteil: 36,2 Prozent. Immobilien sind mit 6,7 Prozent vertreten, Private Equity kommt auf 6,1 Prozent und liegt damit in etwa auf dem Niveau der ­aggregierten Hedge- und Rohstoffinvestments (6,6 Prozent).

Verabschieden wir uns vom hohen Norden und wenden uns kurz den Niederlanden zu. Unser beschauliches Nachbarland nimmt in der ­Altersvorsorge eine globale Führungsrolle ein, von der man weiter nördlich nur träumen kann. Laut Statistiken beläuft sich das ­Pensionsvermögen in Relation zur Wirtschaftsleistung und in ­Lokalwährung auf enorme 170 Prozent. Das ist selbst im Vergleich mit den ebenfalls finanziell gut gepolsterten Rentensystemen der Schweiz (121 Prozent) und des Vereinigten Königreichs (116 Prozent) ein Spitzenwert. Etwas näher betrachtet, trifft man in den Niederl­anden auf den traditionsreichen Pensionsfonds ABP (351 Milliarden Euro im ­Köcher). Bei den Kollegen von Pensioenfonds Zorg en ­Welzijn (PFZW) sind es 161 Milliarden Euro. Doch mit den gigantischen Kapital­anlagen war 2015 kein Tulpentopf zu gewinnen. ABP schaffte eine Rendite von 2,7 Prozent, PFZW machte sogar 0,1 Prozent Miese. Jan Willem van Oostveen, Investmentexperte bei PFZW, führt den Verlust auf die Abwertung des Dollar und des Yen gegenüber dem ­Euro zurück. Was heißt eigentlich „Neues Jahr, neues Glück“ auf ­Holländisch?

Von Tobias Bürger

portfolio institutionell, Ausgabe 03/2016

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