Alternative Anlagen
27. Oktober 2014

PE-Panel: Finanzinvestoren schwenken auf die Verkäuferseite

Deutsche Private-Equity-Investoren befinden sich nach Einschätzung der Juristen von CMS Hasche Sigle momentan in einer taktischen Zwickmühle. Das geht aus dem jüngsten Private-Equity-Panel hervor.

Die wirtschaftsberatende Anwaltssozietät CMS Hasche Sigle und das Fachmagazin „Finance“ befragen dreimal jährlich rund 40 Private-Equity-Häuser anonym, um sich ein Bild von der Geschäftslage der Branche zu machen. Laut dem aktuellen Private-Equity-Panel stehen den eigentlich günstigen Rahmenbedingungen, wie hohe Liquidität und anhaltend gute Geschäftsaussichten der Portfoliounternehmen, auch weiterhin teure Kaufpreise gegenüber. Entsprechend indifferent positionierten sich die Private-Equity-Häuser, heißt es. Taktisch sehe sich zwar eine Mehrheit nach wie vor als Käufer von Unternehmen. Doch 47 Prozent schätzen sich inzwischen eher als Verkäufer ein. Das ist ein deutlicher Sinneswandel zur vorigen Mai-Befragung. Damals lag der Anteil der PE-Häuser, die sich als Verkäufer einschätzten, bei 38 Prozent.
Wachsende Zurückhaltung bei Neu-Investments 
In einer Pressemitteilung gehen die Umfragemacher näher auf die Hintergründe dieser Entwicklung ein. Zunächst die gute Nachricht: Trotz des Banken-Stresstests und der zwischenzeitlich heftigen Kursverluste an den Börsen fließt so viel Liquidität wie selten zuvor in den Markt. Das Panel verzeichnet bei der Verfügbarkeit von Buy-out-Finanzierungen den achten Anstieg in Folge auf einen neuen Rekordwert von mehr als acht Punkten (1 steht für „schlecht, 10 bedeutet „hervorragend“). Auch bei den Konditionen verzeichnet das PE-Panel deutliche Verbesserungen.
Die Portfoliounternehmen scheinen sich nach wie vor stabil zu entwickeln. Aber: Die auf hohem Niveau liegenden Erwartungen an die Geschäftsaussichten sinken. Finanzinvestoren schätzten die Kaufpreise für Neu-Investments nach wie vor als teuer ein. „Eigentlich müssten dringend Gelder investiert werden, aber die hohen Kaufpreiserwartungen und die gut gefüllten Kassen der Strategen hemmen die im Grunde positiven Rahmenbedingungen“, sagt Dr. Tobias Schneider, Partner bei CMS Hasche Sigle im Hinblick auf die wettbewerbsintensive Situation der hiesigen Private-Equity-Gesellschaften. Sein Kollege Dr. Joachim Dietrich ergänzt: „Wenn die Sorge um eine Abkühlung der Konjunktur weiter zunimmt, sind aber sinkende Kaufpreise wegen schlechterer Geschäftsaussichten zumindest nicht ausgeschlossen.“ 
Unter der wachsenden Zurückhaltung gegenüber Neu-Investments leidet derzeit die Automotive-Branche und damit eine der wichtigsten Zielbranchen der Private-Equity-Industrie besonders stark und verliert weiter deutlich an Attraktivität. Unter allen Branchen rangiert Automotive heute nur noch auf Rang zwölf. Schlusslicht bleibt die Cleantech-Branche. Wie im Mai landen auf den ersten drei Plätzen Healthcare, Dienstleistungen und Software/IT.
Compliance rückt ins Blickfeld
Neben den branchentypischen Herausforderungen, wie den hohen Kaufpreisen und einem intensiven Wettbewerb, muss die PE-Industrie nach Einschätzung von CMS Hasche Sigle auch zusehends lernen, mit dem Thema Compliance, also dem Regelwerk und der Regeltreue in Unternehmen, umzugehen. Bei mehr als zwei von drei PE-Häusern habe der Stellenwert von Compliance-Prüfungen bei Neu-Investments in den zurückliegenden fünf Jahren zugenommen; fast drei Viertel der Befragten hält zum Beispiel die von ihren Häusern verwendeten Risikominimierungs-Tools für „ausbaufähig“. Die Private-Equity-Spezialisten kommen zu dem Fazit: Risiken durch ineffiziente Compliance-Systeme unterschätzt die Mehrheit noch – obwohl Compliance-Verstöße von Portfoliounternehmen zunehmend auch den dahinter stehenden PE-Investor betreffen können. 
portfolio institutionell newsflash 27.10.2014/Tobias Bürger
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