Pension Management
4. November 2015

Pensionsmanagement gerät zum Rätselraten

Schuld daran ist das Quantitative Easing der Zentralbanken. Je länger es andauert, desto schwieriger wird ein vernünftiges Pensionsmanagement.

Offiziell ist es noch nicht. Aber es mehren sich die Zeichen, dass die Europäische Zentralbank zum Jahresende ihre ohnehin schon lockere Geldpolitik nochmals lockern wird. Wie Europas Pensionseinrichtungen sich durch die Quantitative-Easing-Programme der Zentralbanken beeinflusst fühlen und wie sie auf die finanzielle Repression reagieren, ging eine neue Studie von Create Research nach. In strukturierten Interviews standen Senior Executive von 184 europäischen Pensionsplänen mit einem Vermögen von zusammen rund 1,8 Billionen Euro Rede und Antwort.
Eine  wesentliche Erkenntnis: Das Quantitative Easing (QE)ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite sehen die Befragten aus den Pensionseinrichtungen bislang drei wesentliche Vorteile: gute Renditen auf risky Assets (71 Prozent), Stabilität der Finanzmärkte (61 Prozent) und mehr Zeit für Regierungen, wichtige Reformen zu implementieren (49 Prozent). Auf der anderen Seite forciert QE eine künstliche Konvergenz der Asset Allocation (64 Prozent), gestattet einen unaufhaltsamen Anstieg der weltweiten Schulden (62 Prozent) und sät die Saat der nächsten Finanzkrise (55 Prozent). 
„Die Asset-Allokationsentscheidungen von Pensionsplänen werden sich immer ähnlicher“, schreibt Dr. Amin Rajan, CEO von Create Research, in der Studie.  Zugleich stellte er fest: „Mittlerweile treiben die extrem niedrigen Zinsen Investoren in riskantere Assets, die sie in ‚normalen‘ Zeiten nicht gewählt hätten.“ Auch die Aktienbewertungen seien überdehnt. Rajan machte dies an einem Beispiel deutlich: „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei US Large Caps betrug Ende 2014 rund 23 – verglichen mit einem fairen Standardwert von 17. Wenn das Verhältnis zur langfristigen Norm zurückkehrt, muss eins von zwei Dingen passieren: ein Rückgang der Preise um 29 Prozent oder ein unwahrscheinlicher Anstieg von 40 Prozent bei den Gewinnen.“     
Je länger QE andauert, desto schwieriger sei es, die Risiko-Rendite-Beträge der verschiedenen Asset-Klassen, deren Korrelationen und Diversifikationspotenzial vorherzusagen, heißt es in der Studie. „Die Schlüsselelemente von umsichtigen Pensionsinvestments reduzieren sich auf Rätselraten“, so Rajan. Besonders die Idee eines risikofreien Zinssatzes sei nun eine Fehlbezeichnung, die Pensionspläne dazu bringt, entgegen ihrem Interesse zu handeln. 70 Prozent der Befragten erwarten von den Regulatoren, dass diese überdenken, was dies in einer Zeit der finanziellen Repression bedeutet – die Jahrzehnte andauern kann, nicht Jahre.
Während die Pensionseinrichtungen auf der Risikokurve nach oben getrieben werden, sind sie zugleich darüber besorgt, dass sich die ohne Überzeugung getätigten Trades leicht umkehren könnten, weil viele Investoren ihre Finger stets auf dem Verkaufsauslöser lassen. Alle Befragten blicken deshalb besorgt auf die Märkte, aber nur einige wenige sind bereit, die derzeitige Ralley zu verpassen. Wie die Studie weiter zeigt, dominieren im Risikomanagement vier Ansätze: eine größere Diversifikation der Asset-Klassen (63 Prozent), dynamisches Investieren (59 Prozent) Risikofaktor-Investing (50 Prozent) und Durationsmanagement (43 Prozent). Dabei werden den Studienautoren zwei Trends ersichtlich. Erstens: Beim Risikomanagement geht es nicht länger darum, Firewalls rund um gehandelte Positionen durch Tail-Risk-Hedges aufzustellen, sondern darum, dies in die Portfoliokonstruktion einzubetten und mittels dynamischen Investierens auszuführen. Zweitens: Mit der finanziellen Repression ist die Vergangenheit nicht länger ein guter Wegweiser für die Zukunft.  Die Priorität sei, neue Risiken zu antizipieren und ebenso die alten zu managen. „Die heutigen neuen Risikoansätze hatten keine Midlife-Krise – bisher. Deshalb ist es schwer, deren Wert zu beurteilen. Investoren sind auf einer Reise ins Bekannte“, heißt es in der Studie. 
In der Studie wurden die 184 Pensionseinrichtungen auch nach ihren Zielrenditen gefragt, mit denen sie ihre Funding Levels verbessern wollen. Zwei Drittel nannten bis zu fünf Prozent. Lediglich drei Prozent gaben mehr als acht Prozent an. Auf die Frage, wie diese Renditeziele kurzfristig erreicht werden sollen, nannten die Pensionseinrichtungen zwei wesentliche Werkzeuge: eine intelligentere Asset Allocation (61 Prozent) und dynamisches Investieren (59 Prozent). „Es ist sehr schwer, Renditen von mehr als fünf Prozent ohne Leverage und aggressive Risikoinkaufnahme zu erreichen“, kommentierte einer der Studienteilnehmer. 
Die vollständige Studie finden Siehier. 
portfolio institutionell newsflash 04.11.2015/Kerstin Bendix
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