Versicherungen
26. Oktober 2016

Plug & Play: Assekuranz hofft auf Digitalisierung

Versicherungsgesellschaften sind geneigt, pfiffige „Insurtechs“ als Bedrohung zu betrachten, die das eigene Geschäftsmodell obsolet zu machen scheinen. Man kann die Start-up-Unternehmen aber auch als Türöffner für neue Geschäfte heranziehen.

Wenn man sich die täglichen Aussendungen von Versicherungsunternehmen und Asset Managern vor Augen führt, kommt man um das inzwischen omnipräsente Schlagwort „Digitalisierung“ kaum noch herum: Alte Geschäftsmodelle stehen auf dem Prüfstand, Kundenwünsche und Services werden angesichts der neuen Konkurrenz schlagartig viel ernster genommen – für die traditionsreichen, aber in ihrer Existenz durch aufstrebende Start-up-Unternehmen bedrohten Versicherer öffnen sich dadurch neue Erlösquellen.  
Anfang Oktober wies beispielsweise die Talanx-Gruppe darauf hin, dass sie ihre „Innovations- und Digitalisierungsstrategie“ konsequent verfolgt. Dazu wollen die Hannoveraner nun mit der „führenden Innovations-Plattform Plug and Play im Silicon Valley, Kalifornien, und dem führenden Start-up-Akzelerator Start-upbootcamp Insurtech in London“ kooperieren. 
Beide neuen Partner der Talanx-Gruppe identifizieren weltweit Start-up-Unternehmen.  Mit der Partnerschaft will man in Niedersachsen „innovative Technologien und digitale Geschäftsideen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Versicherungsindustrie“ identifizieren und „das Versicherungsgeschäft noch konsequenter auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten.“ Denkbare Mehrwerte für Kunden ergeben sich etwa aus neuen Produkten, hofft die Talanx. Um die Digitalisierung auch intern voranzutreiben, baut der börsennotierte Mehrmarkenanbieter in der Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche zudem ein eigenes Digital Lab auf. Es soll „als Partner der Geschäftsbereiche die Digitalisierung an der Kundenschnittstelle und im internen Betrieb“ vorantreiben. Und es soll neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln. 
Assekuranz wird digital 
Die Comdirect-Tochter Ebase wiederum arbeitet in Zukunft eng mit dem Fintech-Unternehmen Fincite zusammen. Fincite entwickelt Applikationen für Banken, Versicherungen und Asset Manager. Beide Akteure haben eine strategische Partnerschaft geschlossen und wollen neben Banken und Vermögensverwaltern nun auch Versicherungsunternehmen bei der Umsetzung digitaler Innovationen unterstützen. „Die Digitalisierung schreitet voran, die Märkte verändern sich in rasantem Tempo“, sagt Rudolf Geyer. Nach Einschätzung des Geschäftsführers von Ebase macht sie auch vor der Versicherungsbranche nicht halt. „Technologisch sind in den letzten zwei Jahren völlig neue Lösungen möglich geworden“, ergänzt Ralf Heim, Co-CEO von Fincite, und wird konkreter: „Kunden können heute jederzeit ihre Finanzen im Blick haben. Sie können ihre Konten, Depots und Policen mit intelligenten Applikationen verknüpfen.“ Ein solches Angebot müsse nicht immer zuerst von einem Start-up kommen, sagt Heim. 
Gemeinsam mit Versicherungsunternehmen wollen Ebase und Fincite „neuartige digitale Versicherungslösungen entwerfen – und das im individuellen Layout des jeweiligen Versicherers“, heißt es in einer Mitteilung. Die technischen Möglichkeiten der beiden Akteure basieren dabei auf dem Angebot von Fincite für digitale Asset-Management-Lösungen sowie auf der Abwicklungsplattform und Produktvielfalt von Ebase als Vollbank und Finanzportfolioverwalter.  
Die Digitalisierung werde in den kommenden Jahren in der Versicherungsbranche einen Schwerpunkt bilden. Durch die strategische Partnerschaft wollen Ebase und Fincite Versicherern nach eigenem Bekunden „eine Möglichkeit bieten, neue digitale Lösungen zu entwickeln, mit denen sie mehr Aufmerksamkeit bei ihren Kunden wecken und sich einen Wettbewerbsvorsprung erarbeiten können.“ 
Wettlauf um die Digitalisierung im Asset Management 
Die Commerzbank-Tochter Commerz Real wiederum hat sich zum Ziel gesetzt, erster digitaler Asset Manager und integrierter Investmentdienstleister zu werden. Ziel sei die Optimierung des Geschäftsmodells, die Flexibilisierung und Automatisierung möglichst sämtlicher Geschäftsprozesse sowie eine effektivere, Gewinn bringende Nutzung von Daten, berichtete das Unternehmen jüngst. 
Auch die Commerz Real betrachtet die Digitalisierung aus der Sicht der Kunden: Welche Dienstleistungen fragen sie heute nach, welche werden sie künftig nachfragen und über welche Kanäle würden sie sie nutzen? „Daran orientieren wir unsere Geschäftsstrategie“, erläutert Andreas Muschter, Vorsitzender des Vorstands der Commerz Real. Um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, sucht die Commerzbank-Tochter gezielt die Zusammenarbeit mit jungen Technologie-Unternehmen der Immobilienbranche, den sogenannten Proptechs. 
portfolio institutionell newsflash 26.10.2016/Tobias Bürger 
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