Schwarzer Schwan
11. Oktober 2013

Profilierter Anlegerschützer

Immer mehr Politiker setzen sich vehement für den Anlegerschutz ein. Häufig zum Leidwesen der Asset Manager.

So machte der EU-Abgeordnete der Grünen und Mitbegründer des globalisierungskritischen Netzwerks Attac, Sven Giegold, im Juli den Vorschlag, Performance Fees quasi abzuschaffen. „Sie schaffen keinen Mehrwert und sind darum nichts anderes als dreiste Abzocke auf Kosten der Investoren“, erläutert der im Jahr 1969 auf Gran Canaria geborene Giegold seinen Standpunkt. 
Giegold jedenfalls hatte laut dem Fondsverband BVI die Idee, die Vergütung von Fondsmanagern anhand von Performance Fees einer strengen Symmetrie zu unterlegen, um „ein Ende des Missbrauchs mit ertragsbezogenen Fondsgebühren“ durchzusetzen, wie er es formuliert. Die Idee war so simpel wie haarsträubend: In Zeiten steigender Kurse und bei Überschreiten der Benchmark sollten die Manager wie üblich vergütet werden und ihre Performance Fee vereinnahmen können. Wenn es dagegen kurstechnisch mal nicht so gut läuft, sollten die Manager bluten und Gelder in den schwächelnden Fonds einzahlen. Angesichts der eher dünnen Kapitalbasis mancher Anbieter hätte das in der nächsten Baisse den Gang zum Konkursrichter bedeutet. Als Folge der geplanten Regulierung hätte wohl kein seriöser Anbieter mehr mit Performance Fees hantiert. 
Der Politiker sitzt übrigens seit seinem 40. Lebensjahr für die Grünen im EU-Parlament und fungiert dort als Berichterstatter der 5. Richtlinie für offene Publikumsfonds (Ogaw V), bei der unter anderem die Transparenz über die Fondsmanager-Vergütung im Mittelpunkt steht. Mit Blick auf die Bafin betonte er, sie habe bereits Regeln erlassen, wonach Performance Fees nur noch eingeschränkt erlaubt sind: „Diese Regeln können dank Christdemokraten und Liberalen weiterhin über Auflage der Fonds in Luxemburg umgangen werden.“ Erst auf der Zielgerade konnte Giegolds Plan durch den deutschen Fondsverband BVI und seine Mitstreiter vereitelt werden. 
In der taktisch herausragenden Position als Berichterstatter kommt Giegold eine Schlüsselfunktion bei der Gesetzgebung zu. Der Berichterstatter im EU-Parlament entwirft, vereinfacht gesagt, das Gesetz, wie es ihm passt. Anschließend geben die sogenannten Schattenberichterstatter der anderen Fraktionen Kommentare dazu ab. Und weil nun mal nicht jeder Abgeordnete ein Experte für performanceabhängige Vergütungssysteme ist, sondern die persönlichen Schwerpunkte mitunter auf der Krümmung von Bananen oder in der Nachhaltigkeit der Fischzucht angesiedelt sind, wird ein solcher Vorschlag schon mal ohne weitere Prüfung abgenickt. Insofern kann der Berichterstatter als der entscheidende Parlamentarier betrachtet werden, der die Fäden in der Hand hält, wie ein Gesetz das Parlament durchlaufen wird. 
Um es kurz zu machen: Giegold ist mit seinem Vorhaben zunächst knapp gescheitert und ärgert sich, dass eine rechte Mehrheit „aggressivere Regeln für ertragsbezogene Fondsgebühren“ verhindert habe. Die Abstimmung im EU-Parlament ging am 3. Juli mit 335 zu 351 Stimmen knapp verloren. Bedanken darf sich die Fondsbranche übrigens nicht zuletzt, bei einer Gruppe griechischer Stalinisten. Diese stimmen prinzipiell gegen alles, was aus der EU kommt. Als Attac-Mitbegründer hätte Giegold diese Gruppe eigentlich eher überzeugen können als die Fondsbranche. 
Zeitlich begrenzter Erfolg
Asset Manager, die vorrangig von Performance Fees leben, aufgepasst! Zwar ist Giegolds Plan erst einmal vereitelt. Aber im Hinblick auf die laufenden Verhandlungen zur Mifid-II-Richtlinie droht neues Ungemach. Sollten die Trilog-Verhandlungen nämlich nicht wie geplant bis April 2014 abgeschlossen sein, könnte die Thematik nach der im Mai anstehenden Wahl des EU-Parlaments erneut aufs Tapet kommen. Dann steht die Ausgestaltung von Performance Fees einmal mehr zur Disposition. Trotzdem kann das Gros der Branche die Diskussion gelassen verfolgen: Mangels Performance gibt es sowieso keine Performance Fee. 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende. 

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