Alternative Anlagen
17. März 2014

Real Assets in der Realität

Sachwerte liegen im Trend. Investoren wollen ihre Quoten aufstocken, bevorzugt über Direktinvestments, wie eine Studie zeigt. An Assets zu kommen, gestaltet sich aber nicht leicht. „Wir sind einem ungeheuren Wettbewerb ausgesetzt. Der Bieterwettstreit schlägt Blüten“, berichtet die Meag.

Der Sogwirkung von Sachwerten ist ungebrochen. Institutionelle Investoren wollen ihre Quoten kräftig nach oben fahren. Dies zeigt eine neue Umfrage von Aquila Capital, für die im Februar dieses Jahres 54 institutionelle Investoren aus Großbritannien und Europa befragt wurden. Laut dieser rechnen mehr als 60 Prozent in den nächsten drei Jahren mit einer zum Teil deutlichen Steigerung des Sachwertanteils im Portfolio. Knapp die Hälfte der Befragten ist bereits heute schon mit über zehn Prozent ihres Vermögens in Sachwerte investiert.
Ausschlaggebend für das gestiegene Interesse an Sachwerten sind laut der Umfrage für jeweils 56 Prozent die langfristig positiven Cashflows sowie der Inflationsschutz. Weitere 42 Prozent nennen zudem die geringe Korrelation mit anderen Asset-Klassen und die damit verbundene Diversifikationseigenschaft von Sachwerten als Begründung für das gestiegene Interesse. Ein genauer Blick auf das breite Spektrum der Sachwerte zeigt, dass insbesondere Immobilien hoch im Kurs bei den Investoren stehen. Für 33 Prozent weist diese Asset-Klasse in den kommenden fünf Jahren die interessantesten Opportunitäten im Sachwertsegment auf. Dahinter folgt mit 18 Prozent Infrastruktur. Je 15 Prozent gehen davon aus, dass Rohstoffe, Farmland und Erneuerbare Energien im besagten Zeitraum die besten Anlagechancen bieten.
Zu ganz ähnlichen Erkenntnissen ist auch eine Studie von Feri Euro Ratings gekommen, an der 138 institutionelle Investoren aus Deutschland mit über 770 Milliarden Euro Anlagevermögen im Sommer 2013 teilnahmen. Bis Ende 2016 wollen die Befragten Allokationsänderungen zugunsten von Immobilien vornehmen. Im Schnitt sei eine Erhöhung der Immobilienquote um 5,3 Prozent angedacht. Neben Immobilien dürfen sich auch andere Sachwerte auf Zulauf der Investoren freuen. So soll der Anteil an Private Equity und Aktien in den nächsten zwei Jahren um 4,9 beziehungsweise 4,7 Prozentpunkte steigen. „Die Investoren tendieren in Richtung Risiko und Wagnis. Sie wollen in höher rentierliche Assets gehen“, so Christian Michel von Feri Euro Rating. Rohstoffanlagen sind bei den von Feri befragten Investoren ebenfalls als Ziel von Allokationsanpassungen genannt. Im Schnitt sei hier eine Erhöhung um 06, Prozentpunkte angedacht. Infrastruktur, Farmland und Erneuerbare Energien wurden von den Investoren nicht genannt.
Wenn sich Investoren um ein Asset prügeln
Wie aus der Umfrage von Aquila Capital weiter hervorgeht, sehen die Investoren auch einige Investitionshindernisse, weshalb sie mitunter noch zurückhaltend bei Investitionen in Sachwerte sind. So glauben 55 Prozent der Befragten, dass die fehlende Liquidität ein Hindernis darstellen könnte, 33 Prozent vermuten mangelnde Inhouse-Expertise als Grund für die Zurückhaltung. Diese Punkte treffen insbesondere auf die Asset-Klasse „Infrastruktur“ und „Erneuerbare Energien“ zu. „Eine ernsthafte Marktteilnahme erfordert einen hohen Ressourceneinsatz“, berichtete Philipp Waldstein Wartenburg, Geschäftsführer bei der Meag Munich Ergo Asset Management, vergangene Woche auf dem Kölschen Versicherungstag von Barclays in seinem Vortrag zum Thema „Infrastrukturinvestments“. Der Münchner Versicherungskonzern hat für sich entschieden, diesen hohen Ressourceneinsatz zu bringen, für Erneuerbare Energien ist sogar  ein separates Team zuständig. Als Zielallokation hat die Versicherung 1,5 Milliarden Euro für Infrastruktur und 2,5 Milliarden Euro für Erneuerbare Energien ausgegeben. Allerdings wies Waldstein Wartenburg darauf hin: „Es geht nicht darum, schnell ein Investment zu finden.“ Vielmehr  gehe es um eine nüchterne Selektion. „Wir sind einem ungeheuren Wettbewerb ausgesetzt. Der Bieterwettstreit schlägt Blüten“, fügt er hinzu. Die Meag investiert also nicht um jeden Preis. „Erst neulich sind wir aus einem Bieterverfahren ausgestiegen, weil sich acht Konsortien um ein Asset geprügelt haben“, berichtet der Meag-Geschäftsführer aus seinem Erfahrungsschatz auf dem Kölschen Versicherungstag.    
 
Direkter Zugang bevorzugt
Wenig überraschend ist, dass die Meag als Investor dieser Größenordnung in Infrastruktur direkt geht. Im vergangenen Jahr wurde zum Beispiel in ein Gas- und Dampfkraftwerk in Großbritannien investiert. Venture Capital wird hingegen überwiegend über Fonds abgebildet. Die Vorliebe für Direktinvestments zeigt sich aber auch bei anderen institutionellen Investoren. Von den Teilnehmern der Aquila-Umfrage nutzt mit 43 Prozent ein Großteil Direktinvestments, 38 Prozent setzen auf spezialisierte Investmentfonds, gefolgt von geschlossenen Fonds mit 32 Prozent.
Der Trend zu Direktinvestments wird wohl auch in Zukunft anhalten. Mit 57 Prozent ist die Mehrheit der befragten Investoren der Ansicht, dass dieser Zugang künftig die besten Opportunitäten im Sachwertsegment bietet. Diese These wird auch durch eine Studie vom Berater Palladio Partners bestätigt, der dabei von Prof. Dr. Stefan Jugel von der Hochschule Rhein-Main und portfolio institutionell unterstützt wurde. An dieser als Vollerhebung angelegten und im Herbst vergangenen Jahres durchgeführten Studie beteiligten sich 70 Prozent des Gesamtkapitals der deutschen institutionellen Anleger beziehungsweise 1,3 Billionen Euro. Wie die Studie ergeben hat, haben sich Infrastrukturinvestments zu einem festen Bestandteil der Vermögensanlage deutscher institutioneller Anleger gemausert. 87 Prozent der Befragten sind mit einem Volumen von 9,4 Milliarden Euro investiert. Fast zwei Drittel halten Infrastruktur für „attraktiv“ oder „hoch attraktiv“. Wenig überraschend bilden Erneuerbare Energien, aber auch Netze die beiden großen Schwerpunkte, und Deutschland ist die präferierte Region für Investments. Der Zugang erfolgte bislang meistens über (Eigenkapital-)Fonds. Überraschend ist aber, dass bereits 27 Prozent des Investitionsvolumens direkt in Projekte geflossen sind. Als eine mögliche Erklärung führt Palladio die Präferenz der institutionellen Anleger für Erneuerbare Energien und Netze in Deutschland an. Mindestens genauso überraschend ist, dass Direktinvestments in der Kategorie „hoch attraktiv“ mit 19 Prozent die meisten Nennungen bei den Zugängen bekommt. Gewichtet man diese Aussage nach dem Kapital der Antwortenden, ergibt sich interessanterweise mit 24 Prozent ein Wert, der nur wenig höher liegt.
portfolio institutionell newsflash 17.03.2014/Kerstin Bendix

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