14. Oktober 2013

Risk-Monitor: Die Angst vor steigenden Zinsen

Investoren fürchten sich vor steigenden Zinsen und dem damit verbundenen Risiko für die Performance. Dies zeigt eine neue Umfrage unter institutionellen Anlegern. Zudem koste die Regulierung bereits heute schon 2,3 Prozent Rendite pro Jahr.

Die lockere Geldpolitik der Zentralbanken hat in den vergangenen fünf Jahren das Risiko von Blasen in den Rentenmärkten deutlich erhöht. Diese Auffassung teilt die Mehrheit der 390 institutionellen Anleger aus 41 Ländern, die Allianz Global Investors (AGI) für ihren neuen Risk-Monitor im Sommer dieses Jahres befragt hat. So geben immerhin 68 Prozent an, dass Preisverzerrungen an den Rentenmärkten das seit 2008 am stärksten gestiegene Risiko sind. Für Aktienmärkte gaben dies 45 Prozent der Befragten an. Das Thema „Inflation“ scheint hingegen nur eine Nebenrolle zu spielen. Obwohl die Mehrheit der Investoren durchaus einen Einfluss der niedrigen Zentralbankzinsen auf die Inflation sieht, sind nur 30 Prozent der Auffassung, dass das Risiko in den vergangenen fünf Jahren stark gestiegen ist.
Mit einem baldigen Ende der lockeren Geldpolitik rechnet die Investorenwelt nicht. Wann genau die Zentralbanken zu einer „normalen“ Politik zurückkehren werden, darüber besteht jedoch große Unsicherheit. Während Nordamerikaner und Japaner dies bereits für 2015 erwarten, rechnen die 151 Befragten aus Europa erst nach 2015 mit einer Normalisierung. Gerade die Investoren des alten Kontinents blicken dieser Zeit auch mit einer gewissen Sorge entgegen. Immerhin 64 Prozent sehen in steigenden Zinsen und den damit einhergehenden Kursverlusten bei festverzinslichen Wertpapieren das größte Portfoliorisiko für die nächsten drei Jahre. „Der Weg vom Tal auf den Berg ist schmerzhaft. Der Höhenunterschied brennt in den Waden“, erklärt Tobias Pross, der bei AGI verantwortlich für das institutionelle Geschäft in Europa ist, bei der Vorstellung des Risk-Monitors.
Ein Blick auf die einzelnen Länder Europas offenbart allerdings einige Unterschiede. Relativ gelassen scheinen in diesem Punkt die Italiener zu sein, wo nur die Hälfte steigende Zinsen als Gefahr für die Performance bezeichnet. Anders sieht es in Deutschland aus. Für 81 Prozent sind steigende Zinsen das größte Risiko für das Erreichen der Ertragsziele, auf Platz zwei folgt mit 65 Prozent das Risiko eines Ausfalls bei Staatsanleihen. Auch die Franzosen (88 Prozent) zeigen sich in Bezug auf die Zinsentwicklung besorgt, das Ausfallrisiko von Staatsanleihen nennen hingegen nur 25 Prozent. Den Gegenpol hierzu bilden die niederländischen Investoren, die mit 92 Prozent fast einhellig in einem möglichen Ausfall das größte Risiko für ihr Portfolio sehen, gleichauf mit Tail Risks. 
Für Anleger, die überwiegend in festverzinslichen Wertpapieren investiert sind, zu denen die deutschen Institutionellen gehören, wird die Zinsentwicklung nach oben Spuren in der Performance hinterlassen. Angesichts dessen glaubt James Dilworth, CEO von Allianz Global Investors Europe: „Es ist in diesem Umfeld alternativlos, Risiken einzugehen.“ Für ihn sind vor allem Aktien als Alternative ein wichtiger Schlüssel. Auch die Investoren scheinen diese Ansicht zu teilen, wie der Risk-Monitor zeigt. 60 Prozent der Befragten halten das Aktienkursrisiko für das Risiko, das in den nächsten drei Jahren den größten Ertrag verspricht. Mehr als 90 Prozent gehen von einer positiven Entwicklung aus, die Erwartungen pendeln um einen Wert von sechs Prozent jährlicher Rendite von globalen Aktien.
Regulierung kostet Rendite
In der Risk-Monitor-Umfrage wurde auch nach den Auswirkungen der Regulierung gefragt. Dabei zeigte sich, dass die Befragten die Notwendigkeit und den Nutzen überwiegend anerkennen. Zugleich sind 73 Prozent davon überzeugt, dass die regulatorischen Beschränkungen einen klaren Preis haben. Im Schnitt gehen sie von einem Renditeverlust von 2,3 Prozent pro Jahr aus. Außerdem geben 27 Prozent an, dass schon das heutige regulatorische Umfeld ihnen nicht erlaubt, effektiv im Sinne des Kunden zu investieren. Über die Hälfte glaubt, dass sich die Situation weiter verschlechtern wird. In Deutschland erwarten dies sogar fast 80 Prozent. Über den Pessimismus der Deutschen ist Pross ein wenig überrascht: „Mich verwundert, dass wir nicht mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen, die Rahmendaten in Deutschland sind doch nicht schlecht.“ Zugleich sieht er hierin ein Alarmzeichen: „In diesen Zeiten mit finanzieller Repression haben institutionelle Investoren ohnehin schon Probleme, eine auskömmliche Rendite zu erzielen. Bei allen angedachten regulatorischen Initiativen muss deshalb beachtet werden, dass weiterer Druck auf die Rendite letztlich den künftigen Pensionär oder Versicherungsnehmer belastet.“
portfolio institutionell newsflash 14.10.2013/Kerstin Bendix

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