Banken
18. April 2016

Schattenbanken und Verbriefungen: Regulierung hat Priorität

Der konventionelle Bankensektor und die heterogene Gruppe der Schattenbanken sind eng miteinander verflochten. Welche Bedeutung dabei dem Markt für Verbriefungen und seiner Regulierung zukommt, hinterfragt eine Studie.

Der Schattenbankensektor ist von zentraler Bedeutung innerhalb der Finanzwirtschaft. Dies lässt sich der Studie des CFA Institute „Schattenbanken – Eine Investorenperspektive zur marktbasierten Finanzierung“ entnehmen. Demnach stufen ihn 85 Prozent der 79 Umfrageteilnehmer, allesamt Mitglieder der CFA Society Germany, als wichtig oder sehr wichtig ein. Die Untersuchung gibt außerdem einen Status-quo-Überblick über den deutschen und europäischen Schattenbankenmarkt, über potenzielle Risiken sowie regulatorische Initiativen. Laut der Untersuchung sind weite Teile des Schattenbanksektors bereits umfassend reguliert, außerdem würden seit der Finanzmarktkrise zahlreiche Initiativen vorangetrieben, um die Transparenz zu verbessern und Risiken zu minimieren. Gleichwohl ist die Regulierung in diesem Bereich noch nicht zum Abschluss gekommen. 
Die vorliegende Publikation stammt aus der Feder der CFA Society Germany. Sie basiert auf den Erkenntnissen eines ausführlichen Reports zum internationalen Schattenbanksektor, den das CFA Institute im Frühjahr 2015 veröffentlicht hat. Die Ergebnisse wurden um eine Analyse des deutschen Schattenbanksektors ergänzt. Im März 2015 wurden Mitglieder des CFA Society Germany zu den Themen Schattenbanken und Verbriefungen befragt. 
Für den Mikrokosmos „Schattenbanken“ hat der Markt für Verbriefungen erhebliche Bedeutung und nimmt daher auch in der Untersuchung des CFA Institute eine zentrale Rolle ein. „82 Prozent der Befragten halten eine Standardisierung des Verbriefungsprozesses für wichtig oder sehr wichtig, wobei 65 Prozent die Schaffung eines einheitlichen europäischen Verbriefungsrahmens als entscheidende Regulierungsaktivität für die Weiterentwicklung eines Verbriefungsmarktes in Europa erachten“, schreibt der Autor der Studie, Professor Dr. Mathias Moersch. Der Fachmann sagt mit Blick auf den geplanten einheitlichen Verbriefungsmarkt: „Aufgrund der Initiativen der EU-Kommission insbesondere auch im Zusammenhang mit der angestrebten Kapitalmarktstrategie ist davon auszugehen, dass ein solcher einheitlicher Rahmen für die Regulierung der unterschiedlichen Finanzsektoren in absehbarer Zukunft kommen wird.“ Dieser Rahmen müsse jedoch mit Sicherheit auch weiterhin um sektor- und themenspezifische Aspekte ergänzt werden. Eine Vereinheitlichung der generellen rechtlichen Rahmenbedingungen jenseits der regulatorischen Behandlung sieht man bei der Bundesbank allerdings weder kurz- noch mittelfristig. Denn für eine solche allgemeine Harmonisierung seien eine erhebliche Anpassung in den jeweiligen nationalen Rechtsgrundlagen, wie etwa dem BGB, sowie entsprechend umfangreiche Arbeiten nötig.
Schattenbanken nicht verteufeln 
Studienautor Moersch weist darauf hin, dass Schattenbanken nicht mit der Schattenwirtschaft gleichzusetzen seien: Die Schattenbanken agierten nicht am Rande der Legalität, vielmehr „leisten sie einen notwendigen und wertvollen Beitrag zu Unternehmensfinanzierungen und wirtschaftlichem Wachstum“, betont er. Sofern sie nicht adäquat reguliert und überwacht werden, räumt Moersch ein, können Schattenbanken allerdings auch erhebliche Risiken für die Stabilität der Finanzmärkte mit sich bringen.
In Europa und den USA entfällt ein großer Teil der Aktiva des Bankensektors auf Schattenbanken. Während sein Anteil in Europa bei etwa 33 Prozent liegt, werden in den Vereinigten Staaten rund zwei Drittel der Aktiva den Schattenbanken zugerechnet. Der Anteil Deutschlands am Schattenbanksektor der Eurozone liegt Moersch zufolge bei 30 Prozent, wenn man von der ökonomischen Funktion ausgeht. Das Verhältnis von Schattenbanken zum traditionellen Bankensektor liege über dem europäischen Durchschnitt. 
portfolio institutionell newsflash 18.04.2016/ Rebecca Lück
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