Strategien
11. Mai 2016

Schwache Aktien und High Yields setzen Munich Re zu

Drastisch gestiegene Abschreibungen auf Aktien sowie Veräußerungsverluste bei Hochzinsanleihen haben dem Erst- und Rückversicherer Munich Re das Kapitalanlageergebnis im ersten Quartal verhagelt. Im Portfoliomanagement schwenkt man verstärkt auf Schwellenländer und deutsche Pfandbriefe um.

Im ersten Quartal 2016 verbuchten die Münchner einen Quartalsgewinn in Höhe von 436 Millionen Euro. Im Vergleich mit dem ersten Quartal 2015 ist das ein herber Rückgang. Vor Jahresfrist hatte Munich Re noch einen Gewinn von 790 Millionen Euro ausgewiesen. Das Ergebnis im ersten Quartal lag nach Angaben von Finanzvorstand Jörg Schneider unter den eigenen Erwartungen. „Die ersten drei Monate waren geprägt von einer zufallsbedingt unterdurchschnittlichen Belastung durch Großschäden“, sagte er. Die Gesamtbelastung durch Großschäden bezifferte Schneider auf minus 100 Millionen Euro (im Vorjahr: minus 255 Millionen Euro). Seinen Angaben zufolgte sorgte dagegen das Kapitalanlageergebnis für „hohe Belastungen“. Dabei entwickelten sich die Kapitalanlageergebnisse in den Geschäftsfeldern der Munich Re aufgrund der von den verschiedenen Geschäftsmodellen geprägten Anlagestrategien unterschiedlich. Während bei der mitten im Umbau steckenden Tochtergesellschaft Ergo im Bereich Leben/Gesundheit die Derivate zur Zinsabsicherung wegen des gesunkenen Zinsniveaus hohe Erträge aufwiesen, waren die anderen Segmente durch Verluste im Aktienportfolio belastet. 
Schwaches Kapitalanlageergebnis belastet den Konzern 
Das Kapitalanlageergebnis der Gruppe (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) sank auf 1.572 Millionen Euro (i.V. 1.820 Millionen Euro). Der Saldo aus Veräußerungsgewinnen und -verlusten ohne Derivate ging deutlich von 998 auf nur noch 218 Millionen Euro zurück. Diese Verschlechterung habe sich insbesondere aus einer geringeren Gewinnrealisierung bei festverzinslichen Wertpapieren und Aktien sowie Veräußerungsverlusten beim Abbau von High-Yield-Unternehmensanleihen ergeben, teilt Munich Re mit. 
Während Festverzinsliche im ersten Quartal 2015 im Umfang von 620 Millionen Euro zum Ergebnis aus dem Abgang von Anlagen beisteuerten, waren es zuletzt nur noch 220 Millionen Euro. Ähnliches Bild bei Aktien: Im ersten Vorjahresquartal steuerten Aktien hier 369 Millionen Euro bei, nunmehr verbuchte Munich Re einerseits ein leicht negatives Ergebnis aus dem Abgang von Aktien (drei Millionen Euro). Zugleich weist die Munich-Re-Gruppe Abschreibungen auf Aktien in Höhe von 150 Millionen Euro aus. Im Vorjahr wurden an dieser Stelle Vermögenswerte in Höhe von 31 Millionen Euro abgeschrieben. 
Insgesamt verzeichnete der Konzern bei den Zu- und Abschreibungen auf nicht-derivative Kapitalanlagen im abgelaufenen Quartal per Saldo mit minus 219 Millionen Euro höhere Abschreibungen als im Vergleichszeitraum (minus 152 Millionen Euro). Das Kapitalanlageergebnis entspricht insgesamt einer Rendite von 2,7 Prozent, bezogen auf den durchschnittlichen Marktwert des Portfolios. Welche Aktivitäten die Münchner im ersten Quartal auf Portfolioebene umgesetzt haben, erfahren Sie auf der nächsten Seite.  Aktivitäten im ersten Quartal 
Zum Stichtag 31. März 2016 weist Munich Re einen leicht rückläufigen Kapitalanlagebestand (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) zu Buchwerten von 214.828 Millionen Euro aus (i.V.: 215.093 Millionen Euro). Der Kapitalanlagebestand zu Marktwerten liegt indessen mit 232.941 Millionen Euro über dem Vergleichswert des Vorjahres (230.529 Millionen Euro). Der Rückgang unter Betrachtung der Buchwerte sei vor allem auf Währungseffekte zurückzuführen, die die Wertgewinne der festverzinslichen Wertpapiere übertrafen. 
Der Kapitalanlagebestand zu Marktwerten in Höhe von rund 233 Milliarden Euro basiert weiterhin zu großen Teilen auf festverzinsliche Wertpapieren. Ihr Anteil stieg innerhalb des ersten Quartals von 55,7 auf 56,3 Prozent. Zweiter großer Posten im Kapitalanlageportfolio der Munich-Re-Gruppe sind Darlehen. Auf sie entfiel am 31. März 2016 ein Anteil von 29,4 Prozent nach 28,7 Prozent am Ende des vergangenen Jahres. Aktien, Aktienfonds und Beteiligungen standen am Ende des ersten Quartals für 5,3 Prozent der Kapitalanlagen. Das waren zehn Basispunkte mehr als Ende 2015. Zieht man die eingegangenen Absicherungsgeschäfte in die Rechnung mit ein, dann beträgt die Aktienquote 3,9 Prozent. Damit ist die Quote binnen Quartalsfrist um 90 Basispunkte abgeschmolzen. Auf den Portfolioposten „Grundstücke und Bauten“ entfielen zuletzt 2,8 Prozent der Assets nach 2,9 Prozent am Ende des vergangenen Jahres. Die restlichen Portfoliobestandteile mit einem Anteil von 6,1 (i.V.: 7,5) Prozent werden unter der Position „Verschiedenes“ aggregiert. 
Im Portfoliomanagement verschoben sich die Gewichte im ersten Quartal auf Staatsanleihen aus Schwellenländern, der USA und von supranationalen Organisationen und dafür weniger auf französische und spanische Staatsanleihen. Bei den Pfandbriefen bevorzugte Munich Re zuletzt deutsche Papiere, während Pfandbriefe aus Irland und Spanien weniger gefragt waren. Zugleich berichtet das Unternehmen davon, sein Engagement bei Unternehmensanleihen ausgeweitet zu haben. Bei den Laufzeiten habe man aufgrund des Zinsrückgangs zu längeren Laufzeiten gegriffen. 
Mit Blick auf das Gesamtjahr 2016 peilt Munich Re eine Rendite auf die Kapitalanlagen von rund drei Prozent an. Diese Zielmarke betrachtet man an der Isar als „solide Rendite in einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld“.
portfolio institutionell newsflash 11.05.2016/Tobias Bürger 
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