Pension Management
9. März 2016

Schweizer Angestellte werden mit der harten Realität konfrontiert

Pensionskassen nehmen Einschnitte bei den Leistungen an künftige Rentner vor. Derzeit hohes Leistungsniveau sei langfristig nicht nachhaltig finanzierbar.

Die Pensionskassen in der Schweiz gehen dazu über, die in der Vergangenheit stabilen Altersleistungen zu reduzieren. Das hat bereits die SLI-Benchmarking-Studie von Willis Towers Watson im vierten Quartal 2015 gezeigt. Im Vergleich zu vorhergehenden Untersuchungen ist das Beratungsunternehmen dieses Mal auf gesenkte technische Zinssätze und niedrigere Umwandlungssätze gestoßen. Das hat Folgen für künftige Rentner, denn die Höhe der Rente hängt vom Umwandlungssatz ab, mit dem das vorhandene Altersguthaben multipliziert wird. Je niedriger der Umwandlungssatz, desto niedriger die Rente. Bei einem Umwandlungssatz von beispielsweise sechs Prozent und einem angesparten Guthaben von 500.000 Franken beträgt die jährliche Rente 30.000 Franken.
Einschnitte bei den künftigen Rentnern nimmt nun unter anderem die Pensionskasse der Großbank Credit Suisse vor. Ihr Stiftungsrat ist laut einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) zu dem Ergebnis gekommen, dass ihr hohes Leistungsniveau langfristig nicht nachhaltig finanzierbar sei. Vor diesem Hintergrund senkt die Pensionskasse einerseits die Umwandlungssätze stufenweise ab; damit soll vor allem eine Umverteilung zulasten der Jungen verhindert beziehungsweise stark reduziert werden. Der Umwandlungssatz bei einer Pensionierung im Alter von 65 Jahren sinkt von 6,054 Prozent im Jahr 2016 auf 4,865 Prozent im Jahr 2025. Andererseits erhöht die Pensionskasse der Credit Suisse das derzeit geltende Pensionierungsalter von 63 auf das Referenzalter von 65 Jahren. Damit und mit weiteren Einschnitten reagiere die Vorsorgeeinrichtung auf das für Pensionskassen anspruchsvolle Tiefzinsumfeld mit Negativzinsen, die tiefen langfristigen Renditeerwartungen an den Kapitalmärkten und die kontinuierlich steigende Lebenserwartung. Die PK gehört mit einem verwalteten Vermögen von 15,6 Milliarden Franken zu den größten Schweizer Vorsorgeeinrichtungen. 
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Renteneinbußen von etwa acht Prozent
Auch der Stiftungsrat der Pensionskasse BVK, der unter anderem Organisationen wie die Universität Zürich angeschlossen sind, hat „zur langfristigen finanziellen Sicherung der Renten“ die versicherungstechnischen Grundlagen angepasst. Dadurch kommt es zu höheren Lohnabzügen für Versicherte, niedrigeren Umwandlungssätzen und in der Folge zu geringeren Renten. Aber anders als die Pensionskasse der Credit Suisse wird der Umwandlungssatz nicht stufenweise reduziert, sondern auf einen Schlag. Analog dazu wird der technische Zins mit dem Jahreswechsel 2016/2017 von 3,25 auf zwei Prozent gesenkt. Zurzeit liegt der empfohlene technische Zinssatz der Schweizerischen Kammer der Pensionskassen-Experten bei 2,75 Prozent. Daneben wechselt die BVK von den bislang verwendeten Perioden- zu Generationentafeln. Diese sollen die steigende Lebenserwartung besser berücksichtigen. 
Die Reduktion des technischen Zinssatzes und der Wechsel zu den Generationentafeln per 1. Januar nächsten Jahres bewirken zweierlei: Auf der einen Seite werden die garantierten Renten von Personen, die ab 2017 in den Ruhestand gehen, mit einem niedrigeren Umwandlungssatz ermittelt. Auf der anderen Seite müssen die laufenden Renten, die unverändert ausbezahlt werden, neu bilanziert werden. Als Folge sinkt der Deckungsgrad um rund sieben Prozentpunkte. Diese Kennzahl lag Anfang März nun bei 94,8 Prozent. Versicherte und Arbeitgeber reagierten seit Monaten mit Unverständnis und Kritik auf das Maßnahmenpaket. 
Im Interview mit der NZZ zeigt sich Thomas Schönbächler, Geschäftsführer der BVK, nun „felsenfest davon überzeugt, dass mittelfristig jede Pensionskasse in die Richtung gehen muss, in die wir jetzt gehen“. Das vom Stiftungsrat beschlossene Modell sei so ausgerichtet, dass die aktiven Versicherten über alle Alterskategorien hinweg eine geschätzte Renteneinbuße von etwa acht Prozent hinnehmen müssen. Aber es gebe Abweichungen nach unten wie nach oben, räumt er ein. 
2016 braucht die BVK übrigens eine ­Anlage-Performance von drei Prozent, allein um den Deckungsgrad halten zu ­können. Ab 2017 muss sie nur noch zwei Prozent erzielen. Langfristig soll der Deckungsgrad wieder steigen.
portfolio institutionell newsflash 09.03.2016/Tobias Bürger
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