Strategien
1. November 2016

Schwellenländerinvestments im Check

An die Aktienmärkte der Schwellenländer haben institutionelle Investoren große Erwartungen. ESG-Faktoren verbessern die Performance. Zwei Studien zu Schwellenländerinvestments.

Aktien aus den Schwellenländern werden in den kommenden zwölf Monaten besser performen als Industrieländeraktien. Diese Auffassung hegt die Mehrheit der 112 institutionellen Anleger, die im September dieses Jahres vom Multi-Asset-Research-Team von Source befragt wurden. Lediglich eine Minderheit von fünf Prozent ist vom Gegenteil überzeugt; 32 Prozent haben einen neutralen Ausblick.
„Schwellenmarktaktien sind sowohl historisch als auch im Vergleich zu anderen Regionen derzeit günstig bewertet. Auch Schwellenmarktanleihen sehen wir positiv: Betrachtet man die Schuldenniveaus in den Industrie- und Schwellenländern, sind Märkte wie Mexiko, Russland und Indonesien am besten aufgestellt“, kommentierte Dr. Chris Mellor, Executive Director, Equity Product Management bei Source. Die demografische Entwicklung der kommenden Jahre und niedrige Schuldenniveaus lassen Mellor zufolge auf wirtschaftliche Stabilität schließen. Zudem werfen Schwellenländeranleihen im Durchschnitt Renditen von circa sechs Prozent ab.
ESG verbessert Sharpe Ratio
Als zusätzlicher Erfolgsfaktor für Investments in Schwellenländer erweist sich Nachhaltigkeit. Laut einer neuen Studie von NN Investment Partners und dem European Centre for Corporate Engagement (ECCE) weisen Unternehmen mit einem hohen ESG-Rating für den Zeitraum Januar 2010 bis Oktober 2015 eine bessere Sharpe Ratio auf als Unternehmen mit einem niedrigen ESG-Rating. Für die Studie wurden Daten von 650 Unternehmen in den Emerging Markets (bis Juni 2012) herangezogen, danach stieg die Zahl auf 751 Unternehmen.   
Wie aus der Studie mit dem Titel „The materiality of ESG factors for emerging markets equity investment decisions: academic evidence“ weiter hervorgeht, sind die Gewinne aus einer Investition in Unternehmen mit höheren ESG-Ratings in den Schwellenländern größer als in entwickelten Märkten. Dabei spiele die Eigentümerstruktur der Unternehmen die wichtigste Rolle für den Faktor Corporate Governance. Angesichts dieser Ergebnisse kommt Jeroen Bos, Head of Equity Specialties bei NN Investment Partners, zu dem Fazit: „Der Ausschluss von Unternehmen, die unter ESG-Gesichtspunkten umstritten sind, führt zu einem Anstieg der Sharpe Ratio, wie er auch in den entwickelten Märkten festzustellen war. Für die Anleger heißt dies: Bei der Konstruktion eines Portfolios aus Schwellenländeraktien sollten sie sowohl das Niveau als auch die Veränderung der ESG-Scores berücksichtigen, da beide Faktoren zur risikobereinigten Outperformance beitragen.“ Doch Vorsicht ist geboten. 
Wie die Studie ebenfalls zeigt, ist bei der Anpassung der Portfolios zu berücksichtigen, dass die ESG-Ratings in den einzelnen Ländern und Sektoren aufgrund unterschiedlicher Kulturen, regulatorischer Regimes, Eigentümerstrukturen und Geschäftspraktiken sehr unterschiedlich ausfallen. Ein nicht bereinigtes Portfolio aus Aktien mit hohen ESG-Ratings würde der Analyse zufolge zwangsläufig bestimmte Länder und Sektoren deutlich übergewichten, was die Performance verzerren würde. „Man muss verstehen, wie die Performance von Schwellenländeraktien durch diese ESG-Faktoren beeinflusst wird, weil sich ESG-Anleger zunehmend für eine breitere Auswahl an Vermögenswerten interessieren. Zudem können in den Schwellenländern ganz andere ESG-Herausforderungen bestehen als in den Industrieländern. Allgemein gilt jedoch: Wenn ein Unternehmen seine ESG-Standards wirklich ernsthaft verbessert, kann es im Durchschnitt mit einer besseren relativen Aktienkursentwicklung rechnen“, kommentierte Nathan Griffiths, Senior Portfolio Manager in der NN IP Emerging Markets Equity Boutique. 
Aktiv oder passiv
Mit welcher Strategie institutionelle Anleger in Schwellenländer investieren, ist Source in seiner Umfrage nachgegangen. Dabei zeigt sich ein gemischtes Bild. Die Hälfte der 112 befragten Großanleger bevorzugt weiterhin aktive Strategien.  Immerhin 26 Prozent nutzen hingegen eine Index-Tracking-Strategie beziehungsweise passive Anlagen, um vom Wachstum in den Schwellenmärkten zu profitieren. Das restliche Viertel der Befragten ist unsicher, ob aktive oder passive Strategien besser geeignet sind. Source interpretiert diese Zahlen als Zeichen dafür, dass passive Anlagen und ETF im Schwellenmarktsektor an Bedeutung gewinnen. Als Anbieter von Exchange Traded Funds in Europa weist Source allerdings einen gewissen Bias auf. Um die Interpretation zu untermauern, wurden ein paar Zahlen angeführt. „Die europäischen Anleger haben in diesem Jahr bereits mehr als drei Milliarden Dollar in MSCI Emerging Markets ETF investiert und weitere 2,5 Milliarden Dollar in ETF mit lokalen Schwellenländeranleihen“, so Mellor.     
portfolio institutionell newsflash 02.11.2016/Kerstin Bendix
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