Pensionskassen
17. Juni 2013

Silberstreifen am Horizont der Schweizer Pensionskassen

Nach schwierigen Anlagejahren mit mäßigen Jahresergebnissen hat sich die finanzielle Lage der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen verbessert. Allerdings: Deutliche Unterschiede zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Pensionskassen.

Dank einer Durchschnittsrendite von 7,2 Prozent im vergangenen Jahr haben sich die Pensionskassen gut erholt. Der Deckungsgrad beträgt nun im Durchschnitt komfortable 109,4 Prozent. Noch beeindruckender fällt die Bilanz bei den Problemfällen aus: Nur acht Prozent der privaten Vorsorgeeinrichtungen weisen noch eine Unterdeckung auf. Dies ist eine markante Verbesserung. Im Vorjahr befand sich noch ein Viertel der Pensionskassen in Unterdeckung.
Ein weniger positives Bild ist bei den öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen festzustellen. Bei diesen Kassen, die nicht vollkapitalisiert sind, liegen die Deckungsgrade im Mittel nur bei 74 Prozent,  eine bescheidene Verbesserung um zwei Prozentim Vergleich zum Vorjahr. Der Unterschied wird noch größer, wenn man berücksichtigt, dass die privaten Pensionskassen vorsichtigere technische Grundlagen aufweisen und deshalb die Differenz – versicherungstechnisch bedingt – höher ist, als der Deckungsgrad allein vermuten lässt.
Selbst bei guten Ergebnissen in diesem Jahr werden sich die Deckungsgrade insbesondere bei den problematischen Kassen nicht groß erholen. Die erwähnten technischen Grundlagen – der technische Zins, mit dem die einzelne Kasse rechnet – werden bei vielen Kassen nach unten angepasst.
Bis 2015 plant mehr als die Hälfte der öffentlich-rechtlichen Einrichtungen eine Senkung des technischen Zinses, was den Deckungsgrad weiter reduziert. Bei den privatrechtlichen Vorsorgeeinrichtungen, die in den vergangenen Jahren bereits mehrheitlich Anpassungen vorgenommen haben, sind es noch ein Viertel, die diesen Zins weiter senken wollen. Es sind Korrekturen, die bei einer Beibehaltung des aktuellen Leistungsniveaus zu bedeutenden Mehraufwendungen für Arbeitgeber und aktiv Versicherte führen. Selbst wenn in diesem Jahr ebenfalls eine gute Performance erzielt wird – und danach sieht es dank der boomenden Aktienmärkte aus – stehen vor allem die öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen weiterhin vor großen Herausforderungen.
Sorgenkind Festverzinsliche
In der andauernden Niedrigzinsphase resultieren bei den traditionell im Portfolio der Vorsorgeeinrichtungen stark vertretenen Rentenpapieren in Schweizer Franken nur bescheidene Erträge und weisen demgegenüber hohe Risiken im Falle eines Zinsanstieges auf. Dr. Gérard Fischer, CEO der Swisscanto-Gruppe, meint dazu: „Angesichts der weiterhin extrem tiefen Zinsen ist es klar, dass eine zweckmäßige Anlagestrategie nicht darin bestehen kann, mit eidgenössischen Staatsanleihen ohne Risiko negative Renditen oder auch langfristig nur sehr tiefe Erträge zu erzielen. Daher müssen die Pensionskassen in der Schweiz in ihren Anlagestrategien neue Wege begehen –  natürlich angepasst an die Risikofähigkeit und an die Wertschwankungsreserven.“
Viele Kassen haben bereits im vergangenen Jahr ihre Strategien vor allem im Bereich der festverzinslichen Anlagen angepasst. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage von Swisscanto, dem Asset Manager der Schweizer Kantonalbanken, hervor. An der Studie haben 343 Kassen teilgenommen, die zusammen ein Vorsorgevermögen von 481 Milliarden Schweizer Franken aufweisen.
Von der beträchtlichen Anzahl der Kassen, insgesamt  30 Prozent, die eine Änderung der Anlagestrategie vornahmen, hat gut die Hälfte den Obligationenanteil reduziert. Ebenfalls 50 Prozent hat im Gegenzug die angestrebte Immobilienquote erhöht, wobei sich hier die Umsetzung bei der angespannten Lage auf dem Schweizer Immobilienmarkt viel schwieriger gestaltet. „Immobilien Schweiz bleiben attraktiv, weil die Renditevorteile im Vergleich zu Schweizer Staatsobligationen immer noch attraktiv sind. Die Aktienmärkte sollten übergewichtet werden und Unternehmensobligationen sollten nach wie vor zulasten von Regierungsobligationen ebenfalls übergewichtet bleiben“, meint Fischer. Zudem empfiehlt er Anpassungen bei der Risikostruktur: „Insgesamt bedeutet das, dass die Pensionskassen die Risikostruktur strategisch verschieben sollten. Es sind asymmetrische Risiken bei den Obligationen entstanden, die wir so bisher nicht beobachtet haben. Der Aktienmarkt bietet hier weiterhin gute Chancen. In Phasen steigender Zinsen könnten dann auch wieder vermehrt Hedgefunds eingesetzt werden, die in solchen Zyklen eine gute Performance erwirtschaften konnten.“
Securities Lending im Krebsgang
Eine Sonderauswertung wurde dem Thema „Securitites Lending“ gewidmet.  Kleinere Vorsorgeeinrichtungen haben sich fast total aus der Wertpapierleihe zurückgezogen. Auch bei den großen Kassen mit über einer Milliarde Vorsorgevermögen ist ein Rückgang zu vermerken. Bei den Einrichtungen mit eins bis fünf Milliarden Vermögen ging der Anteil um mehr als die Hälfte auf 22 Prozent zurück; für die sehr großen Kassen mit noch höheren Vermögen von 71 auf 54 Prozent. Diese Zahlen sind immer im Vergleich zum Ende des Jahres 2007 zu sehen. Damit ist auch klar, was die Trendumkehr ausgelöst hat. Die dramatischen Ereignisse auf den Kapitalmärkten 2008 haben zu einem Umdenken im Bereich der Wertpapierleihe geführt. Vielen Vorsorgeeinrichtungen wurde bewusst, dass das vermeintlich risikolose und zeitlich begrenzte Verleihen von Wertpapieren bis anhin wenig bedachte Gefahren aufweist, wie beispielsweise das jetzt am häufigsten genannte Gegenparteienrisiko. Zudem stehen den Risiken nur relativ geringe Erträge gegenüber.
portfolio instutionell newsflash 17.06.2013/hun

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