Andere
17. Juni 2015

Staatsinvestoren machen gemeinsame Sache

Bei Infrastruktur- und Immobilienanlagen ist das Deal-Sourcing für Staatsinvestoren die größte Herausforderung. Um diese zu meistern, setzen sie vermehrt auf Zusammenarbeit.

„Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Nur wir müssen geduldig sein, dann dauert es nicht mehr lang“, sang Xavier Naidoo in einem seiner zahlreichen Hits. Zwar darf getrost bezweifelt werden, dass Staatsinvestoren in anderen Ländern diesen Song kennen. Aber zumindest handeln sie gemäß dem Ratschlag Naidoos. Wie die neue Sovereign-Asset-Management-Studie von Invesco zeigt, in der 59 Staatsinvestoren aus aller Welt berücksichtigt wurden, arbeiten diese im Bereich der alternativen Anlagen immer öfter zusammen.  
Auch Staatsinvestoren – darunter versteht Invesco Investoren im Staatsbesitz, wie eigenständige Staatsfonds, staatliche Pensionskassen und Zentralbanken – suchen genau wie andere Anlegergruppen im aktuellen Marktumfeld nach Renditechancen und richten ihre langfristigen Anlagestrategien entsprechend aus. Der Blick richtet sich dabei vor allem auf alternative Anlagen. In der Nettobetrachtung besteht bei 69 Prozent der befragten Staatsinvestoren eine Nachfrage nach heimischem Private Equity. Jeweils 63 Prozent geben globale Immobilien- und Infrastrukturanlagen an, weitere 50 Prozent heimische Infrastruktur. Siehe hierzu auch die beigefügte Grafik.
Laut Invesco ist dieser Trend zu Alternatives bereits in der Vorgängerstudie zu beobachten gewesen. Im Unterschied zur 2014er Studie signalisiere die diesjährige Umfrage allerdings eine klare regionale Präferenz – vor allem zu Infrastruktur in den Schwellenländern und Immobilien in den entwickelten Märkten. Zu diesem Schluss kommt Invesco aufgrund der Tatsache, dass Infrastrukturanlagen aus den Emerging Markets mit 17 Prozent in den Portfolios höher gewichtet sind als die Schwellenländer insgesamt (neun Prozent). Genauso sind Immobilien aus den Industrieländern mit 73 Prozent höher gewichtet als die entwickelten Märkte insgesamt.
Bei Infrastruktur- und Immobilieninvestments stehen alle Staatsinvestoren vor den gleichen Herausforderungen: hohe Kosten, vor allem, wenn Dritte mit der Geschäftsanbahnung beauftragt werden, und Wettbewerb, vor allem für kleinere Staatsinvestoren, die häufig nur in ihrem Heimatmarkt konkurrenzfähig sind. Die Transaktionsgröße und -frequenz sind für größere Staatsinvestoren, die hohe Anlagevermögen investieren müssen, eine Herausforderung. Die größte Sorge bereitet allerdings das Deal-Sourcing – das gilt sowohl bei Infrastruktur- als auch bei Immobilienanlagen. Für 53 Prozent der befragten Staatsinvestoren ist dies der wichtigste Faktor. Am schwierigsten sei dies im Infrastrukturbereich, was die vermehrte Zusammenarbeit zwischen Staatsinvestoren beim Deal-Sourcing erklärt, die in der diesjährigen Studie deutlich wird. Die befragten Staatsinvestoren mit einer alternativen Investment-Allokation von mindestens fünf Prozent unterhalten im Schnitt 2,7 Kooperationen mit anderen Staatsfonds. Alle gehen davon aus, diese Kooperationen künftig weiter auszubauen.
Die Staatsinvestoren nennen mehrere Vorteile einer engeren Zusammenarbeit. Einige Befragte gaben an, dass die Zusammenarbeit mit bestimmten anderen Staatsinvestoren bei Infrastrukturinvestments eine Garantie für die Genehmigung der Anlagepläne durch den Vorstand sei. Als weiterer Vorteil wurde genannt, dass dank des größeren Anlagevolumens und einer größeren Glaubwürdigkeit ein Konsortium von Staatsinvestoren vorteilhafte Konditionen durch eine bessere Bepreisung erzielen könne. Zudem  könnten wechselseitig attraktive Anlagechancen vermittelt werden, da lokale Staatsinvestoren den besten Überblick über Infrastrukturprojekte in ihren Heimatregionen haben.
„Der Trend zu zunehmenden Kooperationen zwischen Staatsinvestoren war bereits in unserer Studie 2014 erkennbar“, erklärt Nick Tolchard, Vorsitzender der Global Sovereign Group von Invesco & Head of Invesco Middle East. Und weiter: „In diesem Jahr scheinen einige Staatsinvestoren hier jedoch noch einen Schritt weiter gegangen zu sein, indem sie die Planung von Infrastrukturanlagen gezielt auf die Einbindung anderer Staatsinvestoren ausrichten. Viele der von uns befragten Staatsinvestoren betrachten dies als logischen Schritt, da etablierte Investoren am besten aufgestellt sind, um Staatsinvestoren, die noch neu am Markt sind, zu helfen, neue alternative Anlageklassen zu erschließen.“
portfolio institutionell newsflash 17.06.2015/Kerstin Bendix
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert