Recht, Steuer & IT
26. Oktober 2015

Steuerkompetenz – der neue Track Record

Steuerexpertise wird zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor für globale Asset Manager. Denn dieser Aspekt wird von institutionellen Investoren in einigen Jahren auf eine Stufe mit dem Track Record gestellt. Warum, erklärt eine neue PwC-Studie.

Steuerfragen werden in den kommenden Jahren radikal an Bedeutung gewinnen. Das geht so weit, dass institutionelle Investoren der Steuerexpertise in Zukunft ein ähnliches Gewicht beimessen werden wie dem eigentlichen „Track Record“. Darauf müssen sich die Vermögensverwalter global einstellen. Zu dieser Prognose kommt die PwC-Studie „Asset Management 2020 and beyond“.
„Steuerliche Fragen spielten bei der Auswahl des richtigen Asset Managers bislang kaum eine Rolle. Das wird sich grundlegend ändern“, sagt Markus Hammer, Leiter des Bereich Asset Management bei PwC in Deutschland. Er ist überzeugt, dass beispielsweise die Vorsteuerrendite als Kennziffer dramatisch an Relevanz verlieren dürfte. Stattdessen werde Steuerkompetenz zum integralen Bestandteil guter Performance. „Es geht dabei allerdings nicht nur um den Renditeaspekt. Noch wichtiger wird die Frage sein, ob der Asset Manager sämtliche steuerlichen Risiken im Griff hat – und zwar sowohl auf Verwalter- als auch auf Anlegerebene“, so Hammer.
Hinter diesen Veränderungen im Jobprofil der Asset Manager stehen laut der PwC-Studie mehrere Trends, die sich momentan überschneiden. Erstens werde das Volumen der weltweit verwalteten Vermögen in den kommenden Jahren noch einmal drastisch steigen und bis 2020 voraussichtlich die Schallmauer von 100 Billionen Dollar durchbrechen. Dieses Wachstum vollziehe sich vor dem Hintergrund einer in Steuerfragen zunehmend sensiblen Öffentlichkeit. Als zweites komme ein sich rasant veränderndes globales Steuerregime hinzu, in dem eine bislang ungekannte Transparenz zum „New normal“ werden wird. Untermauert wird die Erwartung von mehr Transparenz in Steuerdeals durch den jüngsten Vorstoß der EU-Kommission, gegen illegal vergebene Steuervorteile vorzugehen. Getroffen hat es zunächst Starbucks in den Niederlanden und Fiat Chrysler in Luxemburg, deren Steuerbescheide aufgrund künstlich verringerter Steuerlast nach Ansicht der Kommission illegal sind und die jeweils rund 20 bis 30 Millionen Euro an die Steuerbehörden nachzahlen müssten. Noch weitere Unternehmen sind im Visier der EU-Behörde, darunter Apple und Amazon. 
Als dritten Trend, der hinter der Veränderung der Jobprofile von Asset Managern steht, nennt PwC die Daten-Revolution. Diese stelle die Beziehung zwischen Fiskus und Finanzindustrie auf eine völlig neue Grundlage. „Die Steuerbehörden werden in Zukunft direkten Zugang zu den IT-Systemen der Asset Manager haben – und sämtliche Informationen, die sie wollen, entsprechend auch bekommen“, sagt Hammer.  
Steuerexperten sind gefragt
Auf die großen Asset Manager kommen damit kolossale Herausforderungen zu, ist sich PwC sicher. Denn die beträchtlichen Vermögen, die den Verwaltern in den nächsten Jahren zufließen dürften, würden sich mitnichten über die Branche hinweg verteilen, sondern sich bei jenen global tätigen Vermögensverwaltern konzentrieren, die für steuerfachliche Exzellenz stehen. Das bedeute zunächst einmal, dass die Asset Manager künftig eine viel größere Zahl an Steuerexperten in ihren Reihen benötigen – also massiv investieren müssen. 
Diese neu geschaffenen strategischen Ressourcen gilt es laut PwC über sämtliche Operationsfelder hinweg zu verteilen, um sowohl im Front- als auch im Backoffice einen permanenten Zugang zu erstklassiger Expertise zu gewährleisten. Darüber hinaus müssen die Steuer-Teams den Ansprüchen der Steuerbehörden jederzeit gerecht zu werden – und zwar in allen Jurisdiktionen. Daneben gelte es aber auch, Einfluss auf die Ausgestaltung neuer Steuergesetze zu nehmen. „Die Steuerfrage wird in den kommenden Jahren in den Mittelpunkt der Unternehmenspolitik rücken“, ist Hammer überzeugt. „Das Topmanagement ist dafür verantwortlich, dass sämtliche Mitarbeiter diesen weitreichenden Wandel verinnerlichen“, fügt er hinzu. 
portfolio institutionell newsflash 26.10.2015/Kerstin Bendix
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