Stiftungen
18. Mai 2016

Stiftungen im Wandel und vor Herausforderungen

Niedrigzinsphase, demografischer Wandel und Flüchtlingskrise: Das waren die Hauptthemen des Stiftungstags des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte die Veranstaltung und dankte während der Eröffnung den Stiftungen und Ehrenamtlichen.

Auf dem Stiftungstag in Leipzig wurde vom 11. bis 13. Mai 2016 deutlich, wie vielfältig die Themen sind, die die Stiftungswelt umtreiben. Nach wie vor stellt die Niedrigzinsphase die Stiftungen vor Herausforderungen. Aber auch der demografische Wandel ist ein relevantes Thema für Stiftungen, weshalb der Stiftungstag in Leipzig unter dem Motto „Älter – bunter – anders: Demografischer Wandel und Stiftungen“ stand.
Wie können Stiftungen auf den demografischen Wandel und auf eine sich ändernde Gesellschaft, die eben älter und bunter wird, reagieren? Das war eine der zentralen Fragestellungen der insgesamt dreitägigen Veranstaltung. Stiftungen haben den demografischen Wandel auf ihrer Agenda und tragen zu dessen Mitgestaltung bei, wie im Diskussionspapier „Stiftungen und demografischer Wandel – Stiftungshandeln, Herausforderungen, Empfehlungen“ zu lesen ist. Dieses hatte der Stiftungsverband im Vorfeld des Stiftungstags veröffentlicht. Stiftungszwecke wie etwa Soziales, Bildung, Gesundheit und bürgerschaftliches Engagement dienen als Oberbegriffe für Projekte, die sich direkt oder indirekt mit den konkreten Auswirkungen des demografischen Wandels beschäftigen, wie etwa der Urbanisierung. Eine weitere Frage, gerade im Kontext des demografischen Wandels, lautete: „Wie können ältere Menschen und Migranten aktiv in die Stiftungsarbeit eingebunden werden?“
Stütze der Zivilgesellschaft
Trotz der Herausforderungen und eines Rückgangs der Stiftungsgründungen – von 691 neuen Stiftungen 2014 auf 583 im Jahr 2015 – „ist der Drang, stiften zu gehen, ungebrochen“, betonte Professor Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Er zeige sich nur anders. Fest steht: Stiftungen werden gebraucht. Göring bezeichnete Stiftungen als die „Stütze der Zivilgesellschaft“ und verwies auf den Beitrag, den sie unterem anderem bei der Zuwanderung und Integration von Geflüchteten geleistet haben. Er und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel lobten im Rahmen der Eröffnung das Engagement der Stiftungen. Ihnen und den acht Millionen Helfern, die an Bahnhöfen Essen verteilten oder sich auf andere Weise für Geflüchtete engagiert haben, dankten Merkel und Göring ausdrücklich für ihren Einsatz. „Die Zivilgesellschaft hat sich bewährt“, kommentierte Göring dazu im Rahmen der Pressekonferenz.
Während der Pressekonferenz wurde auch erstmals der neue Generalsekretär Felix Oldenburg vorgestellt. Im Zusammenhang mit der Frage, wie es um den Ruf der Stiftungen in Deutschland steht, sagte er: „Wir müssen aufpassen, dass es nicht zu einem Misstrauen gegenüber Vermögen kommt“. Denn es herrsche die Vorstellung, dass Stiftungen als Steuersparmodell fungieren und nicht in erster Linie dazu dienen, Gutes zu bewirken. Göring verwies darauf, dass man in Deutschland erst unwiderruflich eine Million Euro weggeben muss, bevor man mit einer Stiftung Steuern sparen kann. Die Frage ist jedoch, ob es nicht ohnehin schon Misstrauen gegenüber Vermögen und Vermögenden gibt und ob eine gewisse Skepsis im Sinne von Hinterfragen nicht auch angebracht ist. Mehr Transparenz, etwa bei den Kapitalanlagen der Stiftungen, könnte hier hilfreich sein.
Reform des Stiftungsrechts
Die Reform des Stiftungsrechts war ein weiterer Aspekt, der von Göring während der Pressekonferenz und der offiziellen Eröffnung angesprochen wurde. Angela Merkel sagte, sie sei dem Stiftungsverband dankbar dafür, dass er Vorschläge zur Stiftungsrechtsreform eingereicht habe, denn er habe die Praxiserfahrung. Noch sei das bereits reformierte Stiftungszivilrecht von einem Nebeneinander von Bundes- und Landesgesetzen geprägt. Deshalb prüfe derzeit eine Bund-/Länderarbeitsgruppe Möglichkeiten, um das Stiftungsrecht zu vereinheitlichen und zu verbessern. Leider ging die Kanzlerin auf dieses wichtige Thema nicht weiter ein. Dabei sind gerade in der jetzigen Situation eine Reform und mehr Flexibilität wichtig, wenn nicht sogar nötig.
portfolio institutionell newsflash 18.05.2016/Rebecca Lück
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