Pensionskassen
31. Mai 2013

Studie: Neue Richtlinien verändern das Anlageverhalten institutioneller Investoren

Allianz Global Investors erörtert in einer aktuellen Studie Regulierungs- und Bilanzierungsrichtlinien wie Solvency II und IAS 19. Perspektivische Entwicklungen für die Investmententscheidungen und das Risikomanagement stehen ebenfalls im Fokus.

Sowohl die neuen Regulierungs- und Bilanzierungsrichtlinien wie Solvency II oder der überarbeitete IAS 19 als auch das Niedrigzinsumfeld verändern derzeit das Anlageverhalten von institutionellen Investoren. Zu diesem Ergebnis kommt Allianz Global Investors (AGI) in einer aktuellen Studie. 
Zu den vielfältigen Herausforderungen für die Profianleger zählt AGI wenig überraschend das aktuelle Niedrigzinsumfeld, das neben den Versicherungen insbesondere die Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung belastet. Im Hinblick auf die aktuelle Magerkost im Anleihebereich sei eine auskömmliche Verzinsung für die Bedienung der Verbindlichkeiten beziehungsweise Garantien mit Anlagen in Rentenpapieren mit Investmentgrade-Status aktuell schwer zu erzielen. Lediglich bei Unternehmensanleihen minderer Bonität oder Schwellenländeranleihen mit längeren Laufzeiten ließen sich noch relativ attraktive Renditen erwirtschaften. 
Sinkender Zins erhöht Barwert der Verpflichtungen
Die niedrigen Zinsen wirken für die Langfristanleger in zweierlei Richtung. Zum einen schwächten sie die Zinserträge, zumal niedrige Realzinsen meistens mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum in den Industriestaaten einhergingen, sodass die künftigen Renditebeiträge risikobehafteter Vermögensklassen im historischen Vergleich vermutlich geringer ausfallen dürften. Zum anderen erhöhen niedrige Kapitalmarktzinsen die ausgewiesenen Verbindlichkeiten, da diese mit dem risikoadäquaten Zins auf die Gegenwart diskontiert werden. Die Lücke zwischen Vermögen und Verbindlichkeiten wird demzufolge größer beziehungsweise die Solvabilität nimmt tendenziell eher ab. Insofern dürfte es für Pensionseinrichtungen, die eine Leistungszusage gegeben haben (Defined Benefit) sowie für Lebensversicherer immer schwieriger werden, ihre Leistungen zu erfüllen. Daneben hat AGI ein Duration-Gap ausgemacht, da die bestehenden langfristigen Verbindlichkeiten zumeist nicht mit entsprechenden Anlageinstrumenten in Einklang gebracht werden könnten. 
Darüber hinaus wirkt speziell der Rechnungslegungsstandard IAS 19, konkret die darin aufgeführte Diskontrate, nach Darstellung von AGI wie ein Beschleuniger der Bilanzlücken. Denn nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften gemäß IFRS ist der Rechnungszins zur Ermittlung der Pensionsverpflichtungen eng an die Kapitalmarktentwicklung beziehungsweise die Umlaufrenditen von Unternehmensanleihen mit guter Bonität gekoppelt. Den in der internationalen Bewertung von Pensionsverpflichtungen anzusetzenden Wert für Mischbestände beziffert AGI auf 3,3 Prozent (Stand Ende April 2013). 
Welche Konsequenzen sich durch den rückläufigen Diskontierungsfaktor für die Verbindlichkeiten ergeben können, zeigt folgende Rechnung: Eine Reduzierung des Rechnungszinses um ein Prozent dürfte zu einer Erhöhung der Pensionsverpflichtungen um 15 bis 17 Prozent führen. Die Auswirkungen führen zu versicherungsmathematischen Gewinnen beziehungsweise Verlusten, die nach der ab 2013 anzuwendenden Fassung von IAS 19 sofort erfolgsneutral (im Eigenkapital) zu berücksichtigen sind. Die rückläufige Diskontierungsrate hat im vergangenen Jahr bei den 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex die Verbindlichkeiten um 58 Milliarden Euro steigen lassen. 
Damit die Nullzinspolitik vieler Notenbanken nicht noch größere Lücken in die Pensionsverpflichtungen reißt und Leistungen aufgrund regulatorischer Vorgaben deutlich gekürzt werden müssen, werden derzeit Überlegungen angestellt, für die Verbindlichkeiten bei Laufzeiten ab 20 Jahren, die in externen Vehikeln wie Pensionskassen gehalten werden, statt Marktdaten modellierte Diskontsätze (statt Mark-to-Market also Mark-to-Model) anzusetzen. Im Gespräch sind die Ultimate Forward Rate, Counter-Cyclical Premium und Matching Premium. 
Solvency II und Zielkonflikte
Was die neuen Vorschriften betrifft, die mit dem Aufsichtsregime Solvency II einhergehen, können sich sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen auf das Anlageverhalten von Lebensversicherungen ergeben. Denn Versicherer müssen sich künftig noch stärker Gedanken über Risiko-Rendite-Profile ihrer Anlagen sowie das Durationsmanagement machen. Schließlich muss das Solvenzkapital optimal auf die verschiedenen Risikoklassen im Anlageuniversum verteilt werden. Im Hinblick auf die Vermögensklassen scheinen auf den ersten Blick jene Assets mit geringen Solvenzkapitalanforderungen interessant. Allerdings kann es durchaus vorkommen, dass die erwarteten Renditen dieser Anlage nicht ausreichen, um die Ertragsanforderungen zu erfüllen. 
AGI hat die folgenden Entwicklungen für die Investmententscheidungen und das Risikomanagement von Lebensversicherungen und Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung identifiziert:
Risiko-Rendite-Überlegungen in den Investmententscheidungen dürften zum Teil neu überdacht werden. 
Eine Optimierung des Asset-Liability-Managements dürfte sowohl bei Pensionsfonds als auch bei Versicherungen wichtiger denn je werden.
Eine breitere Diversifizierung in der Anlage kann das Gesamtrisiko reduzieren und somit den Bedarf an zusätzlichem Solvenzkapital reduzieren.
Ein Risikomanagement über den Einsatz von Derivaten und einer dynamischen Risikosteuerung kann helfen, die Anlagerisiken besser beherrschbar zu machen und damit letztlich das Asset-Liability-Management zu verbessern. 
portfolio institutionell newsflash 27.05.2013/tbü
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert