Asset Manager
22. Juli 2013

Studie: Strukturelle Veränderungen im Asset Management erforderlich

Das weltweit von Asset Managern verwaltete Vermögen ist im vergangenen Jahr deutlich angeschwollen und rangiert nun sogar über dem Vorkrisenniveau. Auch die Margen zogen an, wie eine Studie der Boston Consulting Group zeigt. Dennoch sind strukturelle Veränderungen nötig.

Die Asset-Management-Branche erholt sich von ihrem krisenbedingten Einbruch. Gleichwohl bleibt der Weg für traditionelle Anbieter steinig. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Global Asset Management 2013: Capitalizing on the Recovery“ der Boston Consulting Group (BCG). Im Rahmen der Studie wird die Branche zum elften Mal in Folge anhand von 42 Ländern analysiert, die 98 Prozent der globalen Asset-Management-Branche stellen. Teil der Markterhebung ist auch ein Benchmarking mit mehr als 120 führenden Anbietern, die Assets im Wert von 33 Billionen US-Dollar und damit 53 Prozent aller globalen Kapitalanlagen verwalten.
Wenig Grund zum Feiern
Nach vier wachstumsschwachen Jahren stieg der Wert der weltweit von Asset Managern verwalteten Vermögenswerte im vergangenen Jahr um neun Prozent auf 62,4 Billionen US-Dollar. Insofern wurde die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2007 (57,2 Billionen US-Dollar) übertroffen. Mit 30,3 Billionen US-Dollar rangiert der nordamerikanische Markt, gemessen am Gesamtvolumen, weiter unangefochten auf Platz eins, gefolgt von Europa. Hier werden 17,5 Billionen US-Dollar verwaltet. Tendenz jeweils steigend. 
Gleichwohl muss man die grundsätzlich positive Entwicklung differenziert betrachten. Der Anstieg der Assets ist nach Angaben der BCG vor allem auf die positive Entwicklung der globalen Aktien- und Rentenmärkte zurückzuführen – und weniger auf bemerkenswerte Nettomittelzuflüsse. Letztere nahmen mit 1,2 Prozent zwar wieder stärker als in den Krisenjahren zu, ihr Wachstum blieb jedoch immer noch deutlich hinter den durchschnittlichen Vorkrisenwerten von drei bis sechs Prozent zurück, wie die Studienautoren um BCG-Partner Kai Kramer betonen. 
Dass die Asset-Management-Branche mit einem herausfordernden Umfeld konfrontiert ist, zeigt sich eindrucksvoll anhand der Gewinnentwicklung. Laut BCG stiegen die Margen im Durchschnitt auf 37 Prozent der Nettoerlöse. Gleichwohl liegt der insgesamt erzielte Gewinn mit 80 Milliarden Dollar rund 15 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. 
Nicht alle Anbieter haben demnach Grund zum Feiern. So gibt es neben rückläufigen Erlösmargen bei einzelnen Häusern auch starke Abweichungen in der Performance zwischen einzelnen Anbietern, Produkten und Regionen zu beklagen. Insbesondere traditionelle Vermögensverwalter werden heute vor große Herausforderungen gestellt. So verzeichnete ein Viertel aller Asset Manager eine signifikante Erosion bei traditionell aktiv gehandelten Vermögenswerte. In Europa kam es in diesem Zusammenhang zu herben Einbrüchen bei der Höhe der verwalteten Assets, wobei 30 Prozent der Manager fünf Prozent und mehr ihrer Assets durch Abflüsse verloren.
Wie die Boston Consulting Group vor diesem Hintergrund hervorhebt, entwickelt sich der Absatz traditioneller Anlageklassen weiter rückläufig, während kundenspezifische Lösungen und Spezialitäten (wie Emerging-Markets-Asset-Klassen) und auch passive Strategien in der Gunst der Investoren steigen. Unter deutschen Investoren ist dagegen ein anderer Trend zu beobachten, wie der jüngsten Telos-Studie zu entnehmen ist,die Sie hier finden. Zunehmendes Interesse verzeichneten laut BCG insbesondere Fixed-Income-Spezialitäten; aber auch High-Yield-Anlagen und Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern waren gefragt.
„Diese anhaltende strukturelle Verschiebung der Anlageklassen wirft Fragen nach der Zukunftsfähigkeit traditioneller Vermögensverwalter auf“, warnt BCG-Partner Kramer. Viele Asset Manager verdienten zwar immer noch viel Geld mit den traditionellen Anlageklassen. „Dadurch wird oft die Dringlichkeit ausgeblendet, sich mit strukturellen Veränderungen, die sich bereits zeigen oder zukünftig ergeben werden, auseinanderzusetzen“, so die Einschätzung Kramers. 
Zu den erfolgreichen Asset Managern zählen jedoch nicht nur aufstrebende Spezialisten, sondern auch traditionelle Anbieter können Terrain verteidigen. Vorausgesetzt, sie haben sich zweigleisig aufgestellt, also ihre traditionelle aktiv verwaltete Anlagebasis beibehalten und zugleich Fähigkeiten entwickelt, um mit schnell wachsenden Anlageklassen Marktanteile zu gewinnen. Damit einhergeht ein erheblicher Ertragsunterschied. Anbieter spezialisierter Lösungen und von Spezialitäten konnten ihre Gewinne seit dem Jahr 2010 um zehn Prozent jährlich steigern. Im Gegensatz dazu mussten traditionelle Anbieter einen Gewinnrückgang von zwei Prozent hinnehmen, wie BCG vorrechnet. 
Auch regional bestehen Unterschiede 
Unabhängig von der Erholung der Branche wachsen die verwalteten Vermögen in einzelnen Regionen unterschiedlich schnell. Das heißt, Vermögensverwalter agieren in einer zweigeteilten Welt, in der die kleinen, aufstrebenden Märkte deutlich höhere Zuwachsraten erzielen als die Industriestaaten. Gleichzeitig fällt das absolute Wachstum in den Industriestaaten infolge ihrer dominanten Marktgröße deutlich höher aus. 
Unter den Industrienationen mit einem soliden Wachstum von zehn Prozent und mehr sticht neben den USA und den Niederlanden insbesondere die Bundesrepublik hervor: In Deutschland wuchsen die verwalteten Assets im vergangenen Jahr gegenüber 2011 um elf Prozent auf 2,3 Billionen US-Dollar. In Asien (exklusive Japan und Australien) legten sie um 17 Prozent zu. In Japan stiegen die Assets um sechs Prozent, während Australien ein Plus von 14 Prozent verzeichnete. Einen ähnlich starken Zuwachs der verwalteten Vermögenswerte gab es in Lateinamerika. Im Nahen Osten und Südafrika wuchsen die Vermögenswerte um jeweils zwölf Prozent. 
portfolio institutionell newsflash 15.07.2013/Tobias Bürger
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