19. Mai 2014

Systemische Risiken im globalen Asset Management

Vertreter der Bank of England (BoE) machen sich Sorgen über die Größe einzelner Asset-Manager-Gesellschaften. Hintergrund dafür ist das Wachstum der Branche, die inzwischen auf globaler Ebene rund 87 Billionen US-Dollar verwaltet und auch künftig deutlich zulegen dürfte.

Andrew Haldine, als Executive Director bei der Zentralbank des Vereinigten Königreichs für Finanzmarktstabilität zuständig, stuft daher die größten Branchenvertreter als systemrelevant ein. Seinen Angaben zufolge stehen die zehn Top-Anbieter stellvertretend für rund 30 Prozent des Gesamtmarktes. Im Bankenlager, in dem der Begriff „systemrelevant“ geprägt wurde, verteilen sich 20 Prozent des Branchenvolumens auf zehn Institute. Der Ausfall eines als „systemrelevant“ oder „too big to fail“ eingestuften Unternehmens hätte nach vorherrschender Meinung gravierende Auswirkungen auf die Stabilität des Finanzsystems. Asset Manager bilden dabei nach Ansicht Haldines keine Ausnahme. 
Zwar hätten sie weder Kreditmarkt- noch Liquiditätsrisiken in ihren Portfolios angehäuft. Problematisch sei aber der Grad der -Konzentration, der sowohl in der Bankenlandschaft als auch in der Asset-Management-Branche ein ähnlich hohes Niveau erreicht habe. Überhaupt könne die schiere Größe einzelner Häuser in Krisenzeiten „scharfe Friktionen“ an den Finanzmärkten auslösen. „In der Vergangenheit haben wir zahlreiche Beispiele gesehen“, argumentiert der britische Notenbanker und ruft in Erinnerung, dass es etwa bei Fonds von Gartmore zu nennenswerten Kapitalabflüssen gekommen sei, nachdem Schlüsselpersonen des Unternehmens wegen der Übernahme durch Henderson von Bord gegangen seien. Ein möglicher Fire-Sale eines in Missgunst geratenen Fonds, der seine Vermögenswerte unbedacht und in kürzester Zeit auf den Markt wirft, könnte schwerwiegende Liquiditätsprobleme verursachen, warnt der Experte der BoE und sieht von daher auch das globale Asset-Wachstum skeptisch. 
Seiner Einschätzung nach hätten Faktoren wie das Bevölkerungswachstum das weltweit verwaltete Vermögen auf über 87 Billionen US-Dollar getrieben. Mit Blick auf das Branchenvolumen in Großbritannien, das seit 1980 von damals weniger als 50 Prozent der Wirtschaftsleistung auf über 200 Prozent geklettert ist, hält Haldine es für möglich, dass das weltweit von Asset Managern betreute Vermögen bis 2050 auf 400 Billionen US-Dollar steigt. „In Zukunft könnte der durch Verwerfungen bei Asset Managern oder im Privatkundengeschäft ausgelöste Illiquiditätsdruck an den Finanzmärkten größer und schwerwiegender sein“, schätzt Haldine. Das Risiko Schwarzer Schwäne im Asset Management sei realistisch und nehme zu. 
portfolio institutionell newsflash 19.05.2014/Tobias Bürger
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