Versicherungen
6. Januar 2016

TAA als Schlüssel zum Erfolg

Europas Versicherer verändern ihre Asset Allocation. Zwischen Nord und Süd fallen diese Änderungen unterschiedlich aus. Die Deutschen setzen auf Illiquiditätsprämien und Taktik.

Für Europas Versicherungsbranche hat mit dem 1. Januar 2016 eine neue Zeitrechnung begonnen. Nach einem langen und zähen Prozess ist nun das neue, risikobasierte Aufsichtsregime Solvency II in Kraft getreten. Wie sehr die Einführung des neuen Rechts ausgerechnet in einer Phase niedriger Zinsen die Asset Allocation der Häuser verändert, zeigt eine soeben veröffentliche Umfrage von Standard Life Investments unter 56 Anlage- und Risikovorständen europäischer Versicherungen, die mit mehr als 2,4 Billionen Euro rund ein Drittel der Bilanzsumme der gesamten europäischen Versicherungsindustrie repräsentieren. An der im Sommer vergangenen Jahres durchgeführten Umfrage nahmen auch 15 deutsche Versicherungsunternehmen teil.   
Wie aus der Umfrage hervorgeht, sehen sich drei Viertel der Befragten durch das neue Regime in ihrer Kapitalanlage limitiert. Das ändert jedoch nichts daran, dass immerhin 43 Prozent einen zunehmenden Risikoappetit verspüren. Dieser spiegelt sich in den geplanten Veränderungen der Asset Allocation wider. Rund die Hälfte der Befragten will künftig ihre Investition in Staatsanleihen reduzieren. Auch festverzinsliche Papiere mit Investment-Grade stehen bei rund einem Drittel auf der Abschussliste. Mehr als 60 Prozent gaben an, stärker in alternative Anlagen, wie Infrastruktur oder erneuerbare Energie und in Immobilien, investieren zu wollen. 
Regional betrachtet zeigen sich einige Unterschiede innerhalb Europas. Südeuropäische Versicherer sind aufgrund der höheren Renditen auf Anleihen aus diesen Ländern noch etwas optimistischer für traditionelle Anlagen eingestellt. Derzeit machen Staatsanleihen 56 Prozent in der Asset Allocation der Versicherer aus Südeuropa aus. Daran soll sich auch in den nächsten drei Jahren nichts ändern. Dagegen zeigen die 15 deutschen Versicherungskonzerne – genau wie ihre britischen Kollegen – eine Präferenz für die Ausnutzung von Illiquiditätsprämien statt Kreditrisiken. Immerhin 61 Prozent wollen ihr Fixed-Income-Exposure, das derzeit rund 78 Prozent der Asset Allocation ausmacht, in den nächsten drei Jahren reduzieren. Die Alternatives-Quote (derzeit rund 4,1 Prozent) will etwa die Hälfte der befragten Deutschen aufstocken. Neben Änderungen in der SAA gewinnt in der Asset Allocation der deutschen Adressen auch die Taktik an Bedeutung. Die taktische Asset Allocation (TAA) wird angesichts der Marktvolatilität, die als neue Normalität gilt, zunehmend als Renditetreiber gesehen. Und so sehen 60 Prozent der deutschen Versicherer die TAA als Schlüsselgebiet für Verbesserungen. Unterstützt wird diese Sicht dadurch, dass eine Reihe der deutschen Versicherer angibt, dass sich die jährlichen Renditen über die vergangenen Jahre durch TAA-Aktivitäten um 20 bis 30 Basispunkte anhoben.       
Suche nach zuverlässigen Outsourcing-Partnern    
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, sieht sich ein Großteil der 56 befragten Unternehmen nicht mehr in der Lage, ihre Kapitalanlage selbst zu steuern. 44 Prozent gaben an, das Management einer oder mehrerer Anlageklassen künftig auslagern zu wollen. Zugleich äußerten die Umfrageteilnehmer jedoch eine gewisse Sorge um die Fondsmanagementkapazität und Anzahl an Asset Managern, die in der Lage sind, die komplexen Anforderungen von Versicherungen zu erfüllen. Und so sieht auch Stephen Acheson, Executive Director bei Standard Life Investments, zwar den klaren Trend zum Outsourings: „Dennoch hebt die Studie auch hervor, dass die Versicherer glauben, dass die Zahl der zuverlässigen Outsourcing-Partner abnimmt.“        
Was ihre Geschäftsmodelle betrifft sehen die befragten Versicherer die größte Herausforderung bei den Garantieprodukten. 43 Prozent gaben an, dass sie nicht in der Lage seien, solche Produkte wettbewerbsfähig zu bepreisen. In Bezug auf die bestehenden Garantieversprechen äußerten die Umfrageteilnehmer, dass sie künftig womöglich nicht ausreichende Renditen erzielen können, um die garantierten Zinsen für alle ihre Versicherungsnehmer zu erfüllen. Die erwarteten künftigen Renditen – basierend auf den bestehenden Investmentstrategien – liegt bei 2,38 Prozent. Das ist weniger als die 2,68 Prozent, die von den Befragten basierend auf dem derzeitigen Garantielevel als erforderlich genannt wurden, um den künftigen Ansprüche ihrer Versicherungsnehmer gerecht zu werden.  
portfolio institutionell newsflash 06.01.2016/Kerstin Bendix
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert