Versicherungen
21. März 2017

Talanx setzt auf Barbell-Strategie

Die Anlagestruktur der Talanx hat sich 2016 im Grundsatz kaum verändert, ein genauerer Blick lohnt sich dennoch. Private Equity, Infrastruktur und Immobilien lieferten zwar sehr gute Renditen, lösen das strukturelle Problem der Zinsentwicklung nicht, meint der Talanx-Finanzvorstand.

Mit dem Frühling fängt in Deutschland auch die Dividendensaison an, die von Anlegern mit Spannung erwartet wird. Die Aktionäre der Talanx-Gruppe dürfen sich bereits entspannen. Für 2016 dürfen sie sich erneut auf eine Dividendenerhöhung freuen. Wie Herbert Haas, Vorstandsvorsitzender der Talanx, am Montag auf der Jahrespressekonferenz wissen ließ, haben der Vorstand und Aufsichtsrat aufgrund „eines sehr guten Konzernergebnisses“ 2016 der Hauptversammlung vorgeschlagen, die Dividende von 1,30 auf 1,35 Euro zu erhöhen. Das entspreche einer Dividendenrendite auf den Durchschnittskurs der Talanx-Aktie von 4,8 Prozent (2015: 4,6 Prozent). „Alle Geschäftsbereiche haben gleichermaßen ihre Ergebniserwartungen übertroffen und somit zum bisher besten Konzernergebnis der Firmengeschichte beigetragen. […] Daran wollen wir die Aktionäre partizipieren lassen“, so Haas. In konkreten Zahlen heißt das: Das Konzernergebnis fiel 2016 gegenüber dem Vorjahr  um 23,6 Prozent höher aus und erreichte ein Rekordniveau von 907 Millionen Euro. Das operative Ergebnis stieg um 5,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.
Einen Anstieg konnte die Talanx 2016 auch in ihrem Kapitalanlageergebnis verbuchen. Dieses stieg um rund zwei Prozent auf 4,0 Milliarden Euro. Mit 3,6 Prozent blieb die Kapitalanlagerendite 2016 gegenüber dem Vorjahr trotz „historisch äußerst niedriger Zinsen“ unverändert. Laut Talanx profitierte sie von Abgangsgewinnen aus Kapitalanlagen für das deutsche Lebengeschäft, um die Zinszusatzreserve (ZZR) zu finanzieren. Die Zuführung lag 2016 bei rekordhohen 713 Millionen Euro. Damit sei die ZZR im vergangenen Jahr auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen. Die strategische Neuausrichtung im deutschen Lebengeschäft, die 2015 eingeleitet wurde, setzte die Talanx 2016 fort. Das Einmalgeschäft wurde weiter eingebremst, so dass 2016 die gebuchten Bruttoprämien um 7,3 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zurückgingen. Der Absatz von kapitaleffizienten und biometrischen Produkten wurde hingegen ausgebaut. Laut Talanx machten diese 2016 bereits knapp zwei Drittel des Neugeschäfts aus. Die gebuchten Bruttoprämien des Gesamtkonzerns blieben gegenüber dem Vorjahr währungsbereinigt in etwa stabil und lagen bei rund 31 Milliarden Euro.
An der Struktur der selbst verwalteten Kapitalanlagen, die inzwischen 107,1 Milliarden Euro betragen (Vorjahr: 100,8 Milliarden Euro), hat 2016 sich grundsätzlich nichts verändert. Mit einem Anteil von 90 Prozent dominieren nach wie vor die festverzinslichen Wertpapiere, wobei mehr als 75 Prozent der Festverzinslichen in Papiere mit einem Rating von mindestens A investiert sind. Das stellt im Vergleich zum Vorjahr zumindest eine kleine Veränderung dar. Damals betrug der Anteil festverzinslicher Wertpapiere mit einem Rating von mindestens A noch fast 80 Prozent. Wie Dr. Immo Querner, Finanzvorstand der Talanx, auf der Jahrespressekonferenz erläuterte, verfolgt der Versicherungskonzern seit einiger Zeit eine Barbell-Strategie, bei der einerseits in Anleihen mit sehr guter Bonität und langer Duration und andererseits zum Ausgleich in hochverzinsliche Anlagen mit kürzerer Duration investiert wird. Ziel ist es, die gleiche Rendite bei einem höheren Maß an Liquidität zu erzielen.
Froh ist der Talanx-Vorstand über den Anteil an Fremdwährungen in seinem Kapitalanlagebestand. Dieser macht wie schon Ende des Vorjahres 33 Prozent aus. auf US-Anlagen entfallen 20 Prozent. Obwohl die Zahlen es nicht zeigen, hat im vergangenen Jahr ein organiser Ausbau dieser Position stattgefunden. Dieser soll zwischen ein und zwei Prozent betragen. „Die 33 Prozent erscheinen niedriger, als sie sind“, so Querner. Das hat zwei Gründe: Zum einen habe der Zinsverfall für einen stärkeren Zuwachs bei den Euro-Anleihen gesorgt. Zum anderen wirkte sich die Akquisition der italienischen Gesellschaft CBA Italia aus, die die selbstverwalteten Kapitalanlagen um 1,1 Milliarden Euro ansteigen ließ und den Anteil an Euroanlagen erhöhte.    
„Das Schlimmste liegt hinter uns“
„Die Kapitalanlage ist schwierig. Die expansive Geldpolitik macht uns zu schaffen“, merkte Querner auf der Pressekonferenz weiter an. Er erinnerte daran, dass die Zinsen für deutsche Bunds innerhalb des vergangenen Jahres erneut deutlich gesunken sind, und zwar um rund zwei Drittel. Das kurze Ende sei sehr stark unter Druck, während sich die Lage am langen Ende etwas entspannt habe. Der Talanx-Finanzvorstand hofft jedoch, dass „das Schlimmste hinter uns liegt“. Obwohl bei Zinsprognosen Vorsicht geboten sei, würden inzwischen einige Punkte für einen Zinsanstieg in der Eurozone in absehbarer Zeit sprechen, wie etwa die aufkeimende Inflation und die Zinsentwicklung in den USA. Natürlich werde ein Zinsanstieg mit Problemen verbunden sein. Querner hofft jedoch, dass dieser beherzt und stetig erfolgt und Zinsschocks ausbleiben. Eines will der Finanzvorstand des Versicherungskonzerns mit Blick auf einen möglichen Zinsanstieg jedoch nicht tun, und zwar zu stark auf Sachwerte setzen. Die Real-Asset-Quote soll allenfalls „vorsichtig“ ausgebaut werden. „Es ist alles teuer geworden, das gilt für Immobilien, Infrastruktur und Private Equity. Es wäre etwas naiv, blind in andere Wirtschaftsgüter zu investieren“, mahnt Querner mit Blick auf das Barwertkalkül.
Ungeachtet dessen sind Private Equity, Infrastruktur und Immobilien in den vergangenen Jahren die Renditetreiber im Kapitalanlageportfolio der Talanx gewesen. Das Private-Equity-Portfolio, das rund 2,5 Milliarden Euro umfasst, lieferte im Schnitt zwischen elf und 13 Prozent. Die direkten Infrastrukturinvestments, die sich auf gut 1,5 Milliarden Euro belaufen, kamen auf durchschnittlich fünf bis sechs Prozent. Und auch die Immobilienanlagen steuerten im Durchschnitt über die vergangenen Jahre eine vergleichsweise hohe Rendite bei. Während die direkt gehaltenen Immobilien (2,3 Milliarden Euro) zwischen 3,5 und fünf Prozent brachten, konnten die indirekten Immobilieninvestments zwischen fünf und acht Prozent Rendite beisteuern. Querner warnte jedoch vor dem Irrglauben, dass derartige Bemühungen im Sachwertbereich „gegen die strukturellen Probleme durch die Zinsentwicklung ankommen.“ Das sei nicht möglich. Die Wiederanlagerenditen sind weiter im Sinkflug. Laut Talanx betrugen diese 2016 lediglich 2,2 Prozent, nachdem es im Vorjahr noch 2,3 Prozent waren.  
Auf die Frage, ob sich der Versicherungskonzern aus Hannover in seinen Szenarien auch mit einem Zerfall der Währungsunion als „worst case“ befasst, entgegnete Querner, dass man „dieses Risiko nicht vollkommen ignorieren“ könne, auch wenn dieses nicht als  wahrscheinlich gilt. Deshalb achtet der Finanzvorstand darauf, das Cross-Border-Exposure von Staatsanleihen, auf denen noch eine gewisse Rendite steht, nicht „unkontrolliert“ wachsen zu lassen.
Die endgültigen Zahlen zur Solvency-II-Quote konnte die Talanx zur Jahrespressekonferenz noch nicht vorlegen. Diese zu ermitteln, ist ein „mühseliger und langwieriger Prozess“, wie der Talanx-Finanzvorstand erklärte. Er geht jedoch davon aus, dass man auf dem Niveau des Vorjahres liegen wird. 2015 lag die Solvency-II-Quote bei 171 Prozent. Zum Ende des Jahres 2016 betrug das Eigenkapital rund 9,1 Milliarden Euro, nachdem es im Vorjahr gut 8,3 Milliarden Euro waren.      
portfolio institutionell newsflash 21.03.2017/Kerstin Bendix 
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