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24. Oktober 2017

Umfrage: Deutschen Großanlegern ist Sicherheit besonders wichtig

Großanleger aus der Bundesrepublik sind bei der Kapitalanlage deutlich sicherheitsorientierter als andere europäische Investoren. Allerdings spielen Liquiditäts- und Reputationsrisiken für sie eine geringere Rolle.

Zu diesem Ergebnis gelangt eine von Union Investment beauftragte Befragung institutioneller Investoren in Deutschland und sechs weiteren europäischen Ländern. Die Befragung ist fester Bestandteil der seit 2005 durchgeführten Risikomanagementstudie von Union Investment. Von Mai bis August wurden dazu in diesem Jahr insgesamt 205 institutionelle Investoren aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Dänemark, Schweden und Finnland telefonisch zu ihren Risikoeinstellungen und Anlagepräferenzen interviewt. 
Die Umfrage geht unter anderem dem Sicherheitsbedürfnis der Großanleger auf den Grund. Für 72 Prozent der deutschen Investoren ist Sicherheit der wichtigste Aspekt der Kapitalanlage. Anders sehen dies die in der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien und den skandinavischen Ländern Dänemark, Schweden und Finnland befragten Investoren. Wie Union Investment hervorhebt, räumt im Durchschnitt nur jeder Dritte von ihnen (32 Prozent) dem Sicherheitsaspekt einen besonders hohen Stellwert ein. Am geringsten ist das Sicherheitsbedürfnis der Investoren in den skandinavischen Ländern. Hier wiesen lediglich 23 Prozent der Befragten auf die hohe Bedeutung der Sicherheit hin.  
Auch mit Blick auf einen weiteren Bestandteil des Investmentdreiecks von Sicherheit, Liquidität und Rendite weichen die Einstellungen deutscher Investoren von denen ihrer europäischen Kollegen deutlich ab. Während im Durchschnitt 21 Prozent der außerhalb von Deutschland befragten Großanleger die Liquidität ihrer Investments für besonders wichtig halten, tun dies hierzulande lediglich sieben Prozent. Ähnlich geringe Werte finden sich nach Angaben der Studienautoren mit durchschnittlich 15 Prozent nur noch in den skandinavischen Ländern. 
Das Ergebnis für Deutschland spiegelt nach Einschätzung von Alexander Schindler, Vorstand von Union Investment mit Zuständigkeit für das institutionelle Kundengeschäft, Veränderungen in der Portfoliostruktur hiesiger Investoren wider. Seiner Einschätzung nach müssen Investoren im Niedrigzinsumfeld „die Risikoleiter hinaufsteigen“ und auch in Asset-Klassen investieren, die weniger liquide sind. Dabei sollten Anleger das Liquiditätsrisiko nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern bei der Ausrichtung des Gesamtportfolios von Anfang an mit einbeziehen. „Wenn in krisenhaften Marktphasen viele Investoren den gleichen Ausgang benutzen wollen, kann es unter Liquiditätsaspekten eng werden“, warnt Schindler. 
Dieselgate und die Folgen 
Wie der Dieselskandal zeige, können solche Vorfälle bei Unternehmen ein erhebliches Kursrisiko und damit eine Gefahr für Investoren darstellen. Grundsätzlich teilt die Mehrheit der Investoren in Deutschland und Europa diese Einschätzung. Bei den übrigen in Europa befragten Großanlegern ist die Sensibilität für Reputationsrisiken allerdings deutlich stärker ausgeprägt als in Deutschland. Insgesamt halten durchschnittlich 68 Prozent von ihnen die Berücksichtigung entsprechender Kriterien bei der Kapitalanlage für wichtig bis sehr wichtig. Hierzulande liegt dieser Anteil lediglich bei 56 Prozent. Vor allem in den skandinavischen Ländern wird die Relevanz von Reputationsrisiken für die Kapitalanlage als hoch eingeschätzt. Dort äußerten sich 77 Prozent der Befragten in diesem Sinne. In der Schweiz, den Niederlanden und Großbritannien liegen die Werte mit jeweils 64 Prozent gleichauf. 
Differenzierter Blick auf Umweltrisiken 
Deutliche Unterschiede finden sich auch bei der Bewertung von Umweltrisiken. Während diese in Deutschland nur für 27 Prozent der Investoren eine wichtige bis sehr wichtige Rolle spielen, liegt der entsprechende Anteil bei den anderen in Europa befragten Großanlegern mit im Durchschnitt 38 Prozent deutlich höher. Spitzenreiter sind laut der Umfrage die skandinavischen Länder mit einer Quote von 50 Prozent, gefolgt von den Niederlanden mit 48 Prozent und der Schweiz mit 32 Prozent. 
Der geringste Zustimmungswert findet sich mit 21 Prozent bei Investoren aus Großbritannien. Für Union-Investment-Vorstand Schindler ist die nur mäßige Berücksichtigung von Umweltkriterien unverständlich. „Über die Klimaschutzdebatte finden Umweltrisiken verstärkt Eingang in die Kapitalanlage“, erläutert er und streicht heraus: „Umwelt- und Klimasünder können auch das eigene Geschäftsmodell beschädigen. Vor diesem Hintergrund stellen sie einen erheblichen Risikofaktor für die Kapitalanlage dar, den jeder Investor auf dem Schirm haben sollte.“ ​
portfolio institutionell 23.10.2017/Tobias Bürger
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