Pensionskassen
20. Januar 2014

VAG-Anleger tanzen den Vier-Prozent-Limbo

Während Versicherungsmathematiker empfehlen, den Garantiezins im nächsten Jahr um 50 Basispunkte auf 1,25 Prozent zu senken, ist die Reaktion der Assekuranz eher verhalten. Bisherige Renditeziele haben längst ausgedient.

Als Anfang 2011 das Bundesministerium für Finanzen den Garantiezins für Lebensversicherungen zum ersten Januar 2012 von 2,25 auf 1,75 Prozent senkte, war das Murren in der Branche deutlich vernehmbar. Der GDV hielt zum Beispiel damals „eine Absenkung auf zwei Prozent bei aller gebotenen Vorsicht für angemessen“. Anfang dieses Jahres empfahl die Deutsche Aktuarvereinigung angesichts der durchschnittlichen Renditen von europäischen Staatsanleihen mit der besten Kreditwürdigkeit über fünf und zehn Jahre, den Garantiezins auf nur noch 1,25 Prozent weiter abzusenken. Diesmal reagierte der GDV – der insgeheim heute über die damalige ­Absenkung sehr froh sein dürfte – weniger energisch. Diese Empfehlung, so der Verband, „überrascht mit Blick auf die Niedrigzinspolitik in Europa nicht. Den sogenannten Garantiezins bereits zum 1. Januar 2015 um 0,5 Prozentpunkte zu reduzieren, wäre jedoch übereilt.“
Welch große Bedeutung die Senkung der Verbindlichkeiten für die Branche hat, ergibt sich auch aus einem aktuellen Statement des GDV-Vorsitzenden Jörg von Fürstenwerth: „In der Lebensversicherung ist es unsere Aufgabe als Branche, unsere Kunden gut und sicher durch die Niedrigzinsphase zu bringen. Um das zu gewährleisten, haben wir in der Vergangenheit schon einiges auf den Weg gebracht: Neben dem Aufbau einer Zinszusatzreserve senken wir zum Beispiel die Überschussbeteiligung, diversifizieren unsere Kapitalanlagen und bieten Lebensversicherungsverträge mit neuen Garantiemodellen an. Wir werden auch nicht umhinkommen, uns weiter um das Thema Kosten zu kümmern, um unsere Produkte attraktiv zu halten.“ Höchste Priorität hat für von Fürstenwerth aber die Neuregelung der Bewertungsreservenbeteiligung, da die aktuelle Rechtslage ökonomisch unsinnig sei.  
Die Anleger werden genügsamer
Die geringeren Renditeziele für Neuverträge und der Fokus auf das Kostenmanagement machen sich offenbar nun auch im Anlageverhalten bemerkbar. Bisherige Renditeziele, die man unter „Vier gewinnt“ subsumieren konnte, haben anscheinend ausgedient. Dies lässt sich zum Beispiel aus der Emission einer slowakischen Staats­anleihe ableiten. Die 15-jährige Emission der Slowakei mit einem Rating von Moody’s mit A2 sowie Standard & Poor’s mit A und jeweils stabilem Ausblick wurde mit einer Rendite von 3,655 Prozent gepreist. 540 Millionen Euro beziehungsweise über ein Drittel dieses Bonds gingen an die Anlegergruppe Versicherungen und Pensionsfonds. Das Gesamtordervolumen lag sogar bei über vier Milliarden Euro. 
Ein weiteres Beispiel ist die versicherungsnahe Ampega Investment, deren neuer Rentenfonds das sogenannte Crossover-Segment, also Anleihen mit einem Rating zwischen BBB- und BB-, abdecken will. In diesem Segment seien durchschnittliche Renditen zwischen drei und vier Prozent realisierbar. Laut einem Unternehmenssprecher „können VAG-Anleger diesen Fonds abhängig von der individuellen Asset-Liability-Struktur als sinnvolle Beimischung einsetzen“. Ins Bild passt auch, dass bei der Emission der neuen zehnjährigen irischen Staatsanleihe, deren Rendite sich auf 3,54 Prozent beläuft, das Orderbuch auf 14 Milliarden Euro anschwoll. Standard & Poor’s und Fitch stufen die Kreditwürdigkeit des Landes mit BBB+ im Investment Grade ein.
Das Einkaufen von Renditen von unter vier Prozent spricht dafür, dass es vielen VAG-Anlegern in den vergangenen Monaten gelang, ihre Liabilities zu senken. Diese Strategie beschrieb auf einer Konferenz des Bundesverbands Alternative Investments (BAI) im Mai vergangenen Jahres Dr. Uwe Siegmund, der bei der R+V Versicherung die Abteilung Strategie/Grundsatz im Finanzressort leitet: „Der mächtigste Hebel ist der Garantiezins – und den gilt es nach unten zu bringen.“ Um den Zinsdruck zu mindern, brauche es neue Produkte für den Vertrieb. „Unser Garantiezins ist in drei bis vier Jahren vielleicht bei 2,5 Prozent“, erklärte Siegmund auf der BAI-Veranstaltung.
portfolio institutionell newsflash 20.01.2014/Patrick Eisele
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