Asset Manager
1. Juli 2016

Vescore geht an Vontobel

Vontobel arbeitet wieder enger mit Raiffeisen zusammen und übernimmt deren AM-Tochter. Akquisition erst ab 2018 gewinnbringend.

Raiffeisen und Vontobel haben eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Asset Management vereinbart. Wie gestern bekannt wurde, möchte sich Raiffeisen im Anlagegeschäft auf die umfassende Beratung und Betreuung ihrer Kunden fokussieren und dieses Geschäft weiter ausbauen. Vontobel werde Raiffeisen ihre Erfahrung im globalen Asset Management, Investmentprozess und Vertrieb zur Verfügung stellen. Zudem werde Vontobel weiterhin für die Entwicklung und Verwaltung von ausgewählten Asset-Management-Produkten für die Raiffeisen-Gruppe verantwortlich sein.

Weiter wurde vermeldet, dass Vontobel von Raiffeisen die Asset-Management-Tochter Vescore übernehmen werde. So sollen vor allem in den Bereichen nachhaltige und quantitative Anlagen bisherige Investmentkompetenzen ausgebaut werden. Darüber hinaus verstärke Vontobel Asset Management insgesamt ihre Präsenz im Heimmarkt Schweiz sowie im institutionellen Geschäft im Fokusmarkt Deutschland.
Pikant an der Verkündigung der „verstärkten Zusammenarbeit“ ist, dass die beiden Häuser bereits eine längere On-off-Beziehung verbindet. Laut NZZ arbeitete die Raiffeisen-Gruppe seit 2004 eng mit Vontobel zusammen. Die Privatbank war für die Anlageprodukte und die Wertschriftenabwicklung der Raiffeisen-Kunden zuständig. 2012 bandelte Raiffeisen jedoch mit der Privatbank Wegelin an, die sich beim Kräftemessen mit den USA verschätzte und einen starken Arm brauchte. Enttäuscht kündigte Vontobel die Vertragsbeziehungen und man traf sich vor einem Schiedsgericht wieder. Nun hat man sich offenbar wieder zusammengerauft.
Ob jedoch Vescore eine gute Partie für Vontobel ist, kann bezweifelt werden. Zwar sagt Vontobel-CEO Dr. Zeno Staub in der Pressemitteilung: „Mit der Akquisition der Vescore AG setzen wir unsere besonnene Wachstumsstrategie in unseren Zielmärkten fort.“ Laut der Pressemitteilung wird die „Integration unter Nutzung vorhandener Synergien“ aber erst in 2018 gewinnbringend sein. Dazu passt die Meldung von der Online-Plattform „Inside Paradeplatz“, dass Vescore bei einem Kundenvermögen von 15 Milliarden Schweizer Franken year to date einen herben Verlust von 63 Millionen Schweizer Franken erzielt haben soll. Inside Paradeplatz vermutet hinter dem Kauf den Druck, der bei Vontobel durch fehlgeschlagene Übernahmeversuche in der Vergangenheit entstanden sein soll. Für eine portfolio-institutionell-Quelle, die einen Verlust in dieser Höhe für möglich hält, liegt Vontobels Motivation für den Vescore-Kauf im Zugang zur Raiffeisen-Retail-Klientel.
Nun müssen die Mitarbeiter von Vescore der bestehenden Kundschaft die neue Unternehmenskonstellation erläutern. Das Nachhaltigkeitsteam um Dr. Andreas Knörzer dürfte hierbei schon eine gewisse Routine entwickelt haben. Ende 2013 stieß man von Sarasin zur Notenstein Privatbank, die 2015 von Raiffeisen zusammen mit der 1741 Asset Management und Vescore Solutions zur Vescore AG fusioniert wurde. Vorbehaltlich der Genehmigung der Regulierungsbehörden zählt man dann ab dem dritten Quartal 2016 zu Vontobel.   
portfolio institutionell newsflash 04.07.2016/Patrick Eisele

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