Strategien
19. September 2016

„Viele Ideen klingen interessant, sind aber bei genauer Analyse ungeeignet.“

Michael Rieder, Gründer und ­Geschäftsführer von Palladio Partners, erläutert im Interview, wie und wo man heute besonders attraktive Anlageideen sucht und investierbar macht.

Herr Rieder, als eigentümergeführte Investmentboutique haben Sie sich mit Ihrem Team auf die unabhängige Beratung deutscher institutioneller Investoren in Sachwertanlagen spezialisiert. Auf Ihrer Homepage werben Sie, dass Sie Investmentideen generieren. Erläutern Sie das bitte.
Die bestehende Asset-Allokation deutscher institutioneller Anleger genügt oft nicht mehr, um die Anlageziele zu erreichen. In den etablierten Segmenten, wie zum Beispiel im Rentenbereich, kennen sich die Anleger sehr gut aus und generieren selbst ­Investmentideen. Das Problem besteht allerdings in den eher neuen Segmenten, beispielsweise im Sachwertebereich, bei Private ­Equity und Infrastruktur. Dafür haben die meisten Investoren oft keine zusätzlichen Kapazitäten. Diese Themen sind auf den ersten Blick daneben komplex und beinhalten viele ganz unterschiedliche Investmentkonzepte. Somit fällt Ihnen die Beurteilung und Prüfung schwer!

Jede Idee für sich, ob das nun unterirdische Kavernen sind oder die Beteiligung an einem Höchstspannungsnetz, ist komplex. Viele ­Investoren können die Projekte und mögliche Risiken gar nicht richtig beurteilen. Das ist Ihre Aufgabe?
Die Investmentthemen sowie das Risiko- beziehungsweise Rendite­profil, wie zum Beispiel bei Private Equity und Infrastruktur, sind sehr unterschiedlich. Diese Vielfalt macht es für bestimmte Investoren schwer, nach den für Sie passenden Ideen auszuwählen. Hier können wir helfen und übernehmen eine Art Filter­funktion.

Sie wollen also ein Filter sein, damit institutionelle Investoren in der Lage sind, auch in die neuen Themen investieren zu können?
Wir bekommen zunehmend das Feedback aus dem Investorenkreis, dass Unterstützung für Spezialthemen benötigt wird. Die Flut von Anlagevorschlägen und Investmentideen muss sondiert und die attraktivsten Möglichkeiten müssen herausgefiltert werden. Sozusagen die Trennung der Spreu vom Weizen. Palladio Partners fungiert als eine Art Vorfilter und beurteilt die einzelnen ­Investmentideen für seine Kunden. Es besteht aber nicht nur bei der Auswahl der Investments eine Notwendigkeit zu unterstützen. Der Anleger erwartet auch nach einem getätigten Investment eine externe Begleitung in der laufenden Betreuung. Hierbei geht es um ein regelmäßiges Monitoring sowie ein transparentes Reporting. Dies sowohl auf Einzelinvestmentebene wie auch über das gesamte Sachwerteportfolio hinweg. Nur mit dieser Transparenz kann der Anleger wirklich beurteilen, welche neuen Ideen aus dem Markt sein bestehendes Portfolio ergänzen können.

Was fällt bei der Prüfung einer neuen Investmentidee durch den Rost?
Leider muss man sagen, dass viele Ideen auf den ersten Blick interessant klingen, bei genauer Analyse unter Risiko-/Renditeaspekten aber für einen Großteil der Anleger eher ungeeignet sind. Es kann auch sein, dass Anleger in bestimmten Segmenten bereits ihre Quoten ausgeschöpft haben und daher keine neuen Investments tätigen.

Wenn man einmal verstanden hat, wie Wind und Sonne im Portfolio umgesetzt werden, dann könnte man doch sagen: Jetzt habe ich meine ersten Gehversuche absolviert, jetzt mache ich mich ohne Berater auf die Suche nach weiteren Anlagen in diesem Segment. Kann man das so einschätzen und was heißt das für Sie?
Das kann man in manchen Fällen tatsächlich so sehen und wir versuchen auch immer bei unseren Anlegern, einen Wissenstransfer herzustellen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, Themen umfassend zu beurteilen. Leider ist das Sachwertsegment aber sehr vielfältig und oft muss man Thema für Thema und dabei ganz unterschiedliche Dinge prüfen. Zu beachten gilt ganz besonders auch, ob sich ein Thema ­bereits etabliert hat und der breite Markt in großem Stil investiert. Dann werden die Renditen oft unattraktiver.

Bitte machen Sie das an einem Beispiel fest.
Die Zeit, in der wir zum Beispiel „Onshore-Wind“ in Deutschland als ein relativ attraktives Investment eingestuft haben, ist eher vorbei. Über die vergangenen Jahre hinweg haben sich immer mehr Anleger damit beschäftigt und dort investiert. Das hat dazu geführt, dass sich die Renditen fast halbiert haben. Und damit ist das Thema in der Neuanlage eher uninteressant geworden.

Wie gehen Sie mit der Themenvielfalt und der Komplexität um?
Zum einen benötigt man Mitarbeiter mit langjährigem Spezial-Know-how im Segment der Sachwerte. Diese benötigen die Fähigkeit, ein ­Investment und dessen Risiken umfassend beurteilen zu können. Auch bedarf es eines übergeordneten Verständnisses für den Investmentzyklus, indem man sich mit dem Investment gerade befindet. Zum anderen ist es notwendig, ein großes Team mit umfangreichen Kapazitäten zu haben. Nur so kann man das Sourcing möglichst breit aufstellen, viele Angebote sehen und inhaltlich hochwertig prüfen. Wir versetzen uns damit in die Lage, die interessanten Themen für unsere Kunden zu finden und investierbar zu machen.

Sie haben Ihr Team zuletzt weiter aufgestockt. Palladio Partners beschäftigt inzwischen 20 Mitarbeiter. Wie erleben Sie persönlich den Markt für Sachwertanlagen?
Wir prüfen derzeit sehr viele Investments und finden darunter nach wie vor auch in diesem Marktumfeld regelmäßig interessante Anlagen für unsere Kunden. Bei der Suche ist es entscheidend, nicht nur mit den üblichen Marktteilnehmern zu sprechen, sondern ganz gezielt zum Beispiel auch in einer frühen Phase mit Projektentwicklern den Dialog zu suchen. Auch stehen wir beispielsweise mit Stadtwerken und vielen anderen in einem strategischen Austausch. Wichtig ist, dass man die Vorteile einer Zusammenarbeit darlegen kann. Man muss seinem Gegenüber präzise erläutern können, welchen Mehrwert man stiftet, wenn man ihm ein Asset abkauft. Geld alleine ist schließlich kein Engpass.

Eines Ihrer Teammitglieder hat vor ein paar Jahren einen Teil eines Stromnetzes für einen Kreis deutscher, institutioneller Anleger erworben. Wie groß war damals der Aufwand?
Die Transaktion hat deutlich mehr als ein Jahr gedauert und ist ein gutes Beispiel dafür, wie interessante Transaktionen ablaufen können. Man muss sehr viel Zeit in die Prüfung und Verhandlung investieren. Nicht bei jedem Projekt kommt es zu einem erfolgreichen Abschluss. In diesem Beispiel musste der Verkäufer von einem Verkauf überzeugt werden. Ebenso musste auf der Käuferseite bei den institutionellen Anlegern sichergestellt werden, dass deren Anforderungen an den Preis und die inhaltliche Ausgestaltung erfüllt werden.
Manchmal will der Verkäufer nur einen Teil veräußern; und es muss vor Abschluss klar geregelt werden, dass die Interessenlagen gleich­gerichtet sind, man sitzt ja in einem Boot. Aus heutiger Sicht ist ein Investment in ein Stromnetz keine Seltenheit mehr, damals war es das aber schon. Hier wurde früh eine Opportunität erkannt und zu guten Renditen umgesetzt. Ist ein Thema aber etabliert, steigen die Preise und fallen die Renditen.

Von Tobias Bürger

portfolio institutionell, Ausgabe 08/2016

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