Versicherungen
26. November 2015

Vier Milliarden Euro im Visier

Auf diese Summe taxiert die Allianz das Gesamtvolumen ihres geplanten Kohleausstiegs. Auch die Steyler Ethik Bank geht diesen Weg.

Raus aus der Kohle: Diesen Plan verfolgt nun auch die Allianz. Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Paris kündigte der Münchner Versicherungskonzern an, keine kohlebasierten Geschäftsmodelle mehr zu finanzieren. Das trifft alle Unternehmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes durch den Abbau von Kohle oder mehr als 30 Prozent ihrer Energieerzeugung aus der Kohle erzielen. Konkret bedeutet das: Die Allianz wird bis März 2016 Aktien im Volumen von 225 Millionen Euro abbauen. Zudem laufen Anleihen in einem Wert von 3,9 Milliarden Euro aus. 
Auch die Steyler Ethik Bank hat sich nun entschieden, Unternehmen der Kohleindustrie aus ihrem Anlageuniversum zu verbannen. „Als nachhaltige Bank engagieren wir uns seit jeher für den Schutz des Klimas und der Umwelt und investieren nur in die Nachhaltigkeitsspitzenreiter jeder Branche. Die Stromerzeugung aus Kohle zählt zu den größten Treibern der globalen Erwärmung. Daher erweitern wir unsere Ausschlusskriterien um den Punkt Kohleförderung“, erklärt Norbert Wolf, Geschäftsführer der Steyler Ethik Bank. Zugleich unterzeichnet die Bank „Das Versprechen von Paris“. Im Rahmen dieser internationalen Kampagne verpflichten sich Unterzeichner, innerhalb von sechs Monaten einen Kohleausstiegsplan vorzulegen. Die Frist startet mit der 21. UN-Klimakonferenz, die am 30. November in Paris beginnt.
Ob die Allianz auch das Versprechen von Paris unterschrieben hat, ist nicht bekannt. Genau wie die Steyler Ethik Bank gehört die Versicherung aber zu den Signatoren der UN PRI. Die Grundsätze für verantwortungsvolles Investieren der Vereinten Nationen, Principles for Responsible Investment (PRI), hat die Allianz bereits vor vier Jahren unterschrieben. Nun will der Versicherungskonzern das Thema „Klimaschutz“ offenbar noch stärker angehen. „Mit unserem Risikowissen, unserer Finanzstärke und unseren langfristigen Anlagehorizonten können wir den Klimaschutz wirkungsvoll unterstützen und gleichzeitig langfristige Chancen für unsere Kunden nutzen“, sagte Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE. Neben dem Ausstieg aus der Kohle will der Versicherungskonzern sein Engagement in Erneuerbaren Energien erhöhen. Derzeit sind über 2,5 Milliarden Euro in diesem Segment investiert. Mittelfristig soll diese Summe laut Bäte verdoppelt werden.  
Darüber hinaus arbeitet die Allianz an der Einführung eines ESG-Scorings für ihre kompletten Geldanlagen von mehr als 630 Milliarden Euro. Diese Geldanlagen sollen erstmals flächendeckend nach 37 Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung analysiert werden. Dazu zählen Treibhausgasemissionen, Energieeffizienz, Datenschutz und Korruption. Bis Mitte 2016 soll im gesamten Portfolio auf Basis von Daten der Rating-Agentur MSCI ESG Research Transparenz geschaffen werden, die dann eine gezielte Steuerung von Risiken und Chancen ermöglichen soll. 
Die Allianz ist nicht der einzige Großinvestor in Europa, der sich für einen Ausstieg aus der Kohle entschieden hat. Im Mai dieses Jahres meldete sich bereits der französische Versicherungskonzern Axa entsprechend zu Wort: „Als langfristig agierender institutioneller Investor liegt es in unserer Verantwortung, Kohlenstoff als ein Risiko zu berücksichtigen und die globale Energiewende zu begleiten. Das Verbrennen von Kohle zur Energiegewinnung ist heute eindeutig eines der größten Hindernisse, das uns vom Erreichen des Zwei-Grad-Ziels abhält.“ Und so hat Axa für ihr intern gemanagtes Vermögen beschlossen, sämtliche Beteiligungen an Unternehmen aus dem Kohlesektor abzustoßen. Die geplanten Desinvestitionen umfassen rund 500 Millionen Euro. Ebenfalls im Mai beschloss der Finanzausschuss des Parlaments in Oslo einstimmig, dass sich der norwegische Staatsfonds aus allen Unternehmen zurückzieht, bei denen Kohle mehr als 30 Prozent des Geschäfts ausmacht. Für den Fonds bedeutet diese Vorgabe, dass er sich von 50 bis 75 Unternehmen mit einem Wert von umgerechnet vier bis fünf Milliarden Euro trennen muss. Dieser Schritt ist umso erstaunlicher, führt man sich vor Augen, dass die Norweger ihren Reichtum der Ölförderung verdanken. Zu den Anhängern der sogenannten Divest-Invest-Bewegung, die als Investorennetzwerk 2011 an einigen US-Universitäten ins Leben gerufen wurde und sich für den Verzicht fossiler Brennstoffe stark macht, gehören weitere namhafte Adressen, wie die schwedische AP2, die dänische PKA Pension und die norwegische KLP. 
portfolio institutionell newsflash 26.11.2015/Kerstin Bendix
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