Schwarzer Schwan
4. Dezember 2015

Vom Umgang mit den Mächtigen

Personen und Institutionen, von denen man in gewisser Weise abhängig ist, sollte man besser nicht kritisieren. Das gilt insbesondere für Asset Manager, die auf die Unterstützung durch Consultants angewiesen sind.

Ein Sprichwort sagt, man soll die Hand nicht beißen, die einen füttert. Wer es zu etwas bringen will, tut häufig gut daran, sich bisweilen mit den Mächtigen dieser Welt, mit Vorgesetzten und angesehenen Kollegen und erst recht mit Geschäftspartnern zu arrangieren. Was nicht bedeuten soll, immer gleich den Schwanz einzuziehen. Aber im rechten Moment ein wenig Zurückhaltung zu üben, kann sich lohnen. Fragen Sie mal CSU-Politiker Markus Söder nach seinen Erfahrungen. Söder muckt immer wieder gegen Bayerns „Väterchen Frost“, wie die Süddeutsche Zeitung Horst Seehofer einst bezeichnete, auf und wird dafür dauernd vom großen Vorsitzenden abgestraft. Parteidisziplin geht eben über alles. Ansonsten werden Vergünstigungen, attraktive Listenplätze und Mitgliedschaften in Ausschüssen mit entsprechenden Sitzungsgeldern gestrichen. Doch was hat das mit einem Schwarzen Schwan zu tun? 
Nun, Chris Newlands, Autor der Financial Times, hat in der vergangenen Woche einen höchst interessanten Artikel publiziert. Darin geht es um die Kooperation von Investment Consultants und Asset Managern. Getreu dem Sprichwort „Man beißt nicht die Hand, die einen füttert“, berichtet er aus der Anlagepraxis im Vereinigten Königreich und ruft in Erinnerung, was wir eigentlich alle wissen, was aber nie wirklich thematisiert wird: „Consultants entscheiden darüber, in welche Investment-Gesellschaften die größten Pensionsfonds aus dem Vereinigten Königreich investieren.“ Daher würden Asset Manager die Beraterseite nicht einmal im Ansatz kritisieren. Um seinen Standpunkt zu untermauern, zitiert Newlands den nicht näher beim Namen genannten Chef einer Fondsgesellschaft mit den Worten: „Ich habe keinerlei Upside, wenn ich Ihnen sage, was ich wirklich denke.“ 
Auf der nächsten Seite lesen Sie: Wer Berater kritisiert, ist schlecht beraten

Wer Berater kritisiert, ist schlecht beraten

Problematisch vor allem für die kleineren und weniger bekannten Asset Manager ist dabei nicht nur, dass sie häufig auf Investment Consultants angewiesen sind, die als Türöffner fungieren können und als Fürsprecher, um bei institutionellen Investoren – man muss es so hart sagen – einen Fuß in die Tür zu bekommen. Problematisch ist auch die Tatsache, dass es schlicht nur wenige dieser spezialisierten Beratungshäuser gibt, die wirklich etwas zu sagen haben. Darunter Adressen wie Mercer, Aon Hewitt und Towers Watson. Diese drei sollen laut Financial Times etwa die Hälfte des britischen Pensionsfondssektors unter sich ausmachen. Die sechs größten Investment Consultants wiederum haben etwa 70 Prozent dieses Beratungsmarktes fest im Griff. 
Manchem britischen Asset Manager ist die Dominanz der Berater ein Dorn im Auge. Wobei sich inzwischen sogar die britische Regulierungsbehörde FCA mit der Macht der Consultants befasst und möglichen Interessenkonflikten im Bereich des Fiduciary Management auf der Spur ist. Denn sehr häufig werden die ebenso komplexen wie einträglichen Fiduciary-Management-Verträge ohne jegliche Ausschreibung ausgehandelt. Laut einer Studie von KPMG aus dem vergangenen Jahr wurden bis dahin drei Viertel aller an Consultants vergebenen Fiduciary-Management-Verträge ohne Ausschreibung ausgereicht. Ist das nicht der ideale Nährboden für Klüngel, krumme Touren und Vetternwirtschaft? Ein KPMG-Sprecher wird mit der Einschätzung zitiert, dass die Zahl der Mandate, die ohne jegliche Ausschreibung gewonnen werden, „unkomfortabel hoch“ sei. 
Abseits der Financial Times ist auch in Deutschland Kritik zu vernehmen, natürlich nur unter der Hand. „Wenn ein Consultant einem Investor dazu rät, doch wieder einmal eine ALM-Studie durchführen zu lassen, ist es letztlich der Berater selbst, der sich dadurch einen neuen Auftrag verschafft. Nämlich dann, wenn der Investor daraufhin in neue Anlagesphären vorzudringen wünscht.“ Denkbar ist hier beispielsweise, dass die Studie besonders gute Diversifikationseffekte durch die Beimischung von komplexen Anlagen in Infrastruktur oder Absolute-Return-Mandate mit Fokus auf die Emerging Markets und eine Income-Komponente ergibt. Consultants stehen für margenträchtige Ausschreibungen besonders gerne zur Verfügung. 
Unser Rat an alle Asset Manager: Stand up for your rights! Passend dazu stimmt Bob Marley in einem grandiosen Youtube-Video den Chor an: Get up, stand up! 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende. 
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert