Alternative Anlagen
24. Februar 2016

Vorsichtiger Optimismus in Europas Private-Equity-Branche

Mehr M&A-Transaktionen werden 2016 erwartet, vor allem in Deutschland, Italien und auf der Iberischen Halbinsel. Aktives Portfoliomanagement wird dabei noch wichtiger.

Die Private-Equity-Branche blickt vorsichtig optimistisch in das Jahr 2016. Zu dieser Einschätzung kommt die Unternehmensberatung Roland Berger anhand ihrer neuen Studie „European Private Equity Outlook 2016“, für die in Europa mehr als 2.600 Fachleute aus der Branche befragt wurden. Wie sich dabei zeigt, rechnen fast zwei Drittel der befragten Unternehmen mit einer steigenden Anzahl von M&A-Transaktionen mit Private-Equity-Beteiligung.  Das größte Wachstum im Vergleich zum Vorjahr wird in Deutschland (3,2 Prozent) erwartet, getrieben in erster Linie durch eine günstige Fremdkapitalfinanzierung, eine positive Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa und ein gutes Konsumklima. Auch auf der Iberischen Halbinsel und in Italien wird mit einem Wachstum von 3,1 Prozent gerechnet, das seien aber vor allem Nachholeffekte. Großbritannien als europaweit wichtigster Markt für Firmenübernahmen soll immerhin um 2,9 Prozent wachsen.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, glauben immer mehr Private-Equity-Manager, dass ihre Branche wieder so robust ist wie vor der Finanzkrise. Dennoch halten es immer noch 40 Prozent für notwendig, ihr Geschäftsmodell weiter anzupassen und zu verbessern. „Über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung macht sich die PE-Branche per Ende 2015 wenig Sorgen“, sagt Roland-Berger-Partner Christof Huth, der mit seinem Investor-Support-Team europaweit Investoren befragt hat. „Die meisten erwarten in diesem Jahr sogar eine deutliche Verbesserung gegenüber 2015.“ Auch hinsichtlich günstiger Finanzierungsalternativen erwarten die Private-Equity-Investoren keine Verschlechterung gegenüber 2015. „Gleichzeitig zeigt unsere Umfrage eine wachsende Sorge um die politische Stabilität in Europa. Wie viele Transaktionen in diesem Jahr tatsächlich abgeschlossen werden, hängt vor allem davon ab.“
Obwohl 2015 bereits ein gutes Private-Equity-Jahr war, geht ein Drittel der Befragten davon aus, dass 2016 die Investitionsmöglichkeiten noch attraktiver sein werden als im Vorjahr. Als wichtigste Quelle für Akquisitionsziele nennen zwei Drittel der Befragten Secondary-Buy-outs, gefolgt von Mehrheitsbeteiligungen an Familienunternehmen (64 Prozent). Nicht zuletzt deshalb erwarten die meisten Studienteilnehmer (83 Prozent) vor allem Transaktionen in einer Größenordnung von unter 250 Millionen Euro. Aus der Praxis gebe es aber auch Anhaltspunkte für einen Anstieg großer Transaktionen auf geringer Basis.
Neue Unternehmen haben Priorität
Als oberste Priorität für 2016 nennen die Befragten wie auch in den Vorjahren Investments in neue Unternehmen. Mit mehr als einem Viertel der Nennungen ist der Verkauf existierender Beteiligungen an die zweite Stelle aufgerückt.  Dagegen wollen nur noch 23 Prozent ihren Fokus vor allem auf die Weiterentwicklung von Portfoliounternehmen legen. Im Vorjahr waren es noch 31 Prozent. „Damit liegt erstmals in der jüngeren Vergangenheit der Fokus der PE-Investoren mehr auf dem Verkauf von Beteiligungen als auf der Weiterentwicklung ihres Portfolios", erklärte Huth. Das zeige, dass sie ihre Hausaufgaben erledigt haben. „Viele Portfoliounternehmen wurden in den vergangenen Jahren strategisch und operativ so weiterentwickelt, dass man nun den günstigen Verkaufszeitpunkt nutzen kann“, so Huth.

Dies decke sich mit der Tatsache, dass fast alle der befragten Private-Equity-Manager ein aktives Portfoliomanagement für unverzichtbar halten: Für 97 Prozent sind rein passive Investments nicht mehr zeitgemäß. Als Schlüssel zum Erfolg sehen sie vielmehr ein aktives Engagement und Mitsprache zumindest bei wichtigen Geschäftsentscheidungen der Portfoliounternehmen. Um den Wert von Beteiligungen weiter zu steigern, planen 31 Prozent für 2016 zusätzliche Akquisitionen, 29 Prozent wollen bei ihren Beteiligungen neue Produkte oder Dienstleistungen einführen. Diese beiden Maßnahmen sind laut Roland Berger damit gegenüber 2015 wichtiger geworden (plus neun beziehungsweise plus 14 Prozentpunkte). Dagegen würden die Private-Equity-Gesellschaften in diesem Jahr weniger Wert auf Kostensenkungsprogramme legen. Das gaben nur zwölf Prozent an, im Vorjahr waren es 21 Prozent. Als größtes Hindernis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Akquisitionsziele sieht rund ein Drittel der Befragten das Management von Change-Prozessen.

Als besonders attraktive Branchen nennen 65 Prozent der Befragten Technologie und Medien, gefolgt von Pharma und Healthcare (62 Prozent) sowie Konsumgüter und Handel (60 Prozent). Weniger Akquisitionen erwarten sie hingegen in der Automobilindustrie (18 Prozent), der Chemiebranche (17 Prozent), dem Energiesektor und der Baubranche (jeweils 14 Prozent).
„Technologiefirmen sind vor allem wegen der zunehmenden Digitalisierung/Elektronisierung interessante Übernahmekandidaten", glaubt Huth. „Viele Branchen haben hier Nachholbedarf, den sie durch Zukäufe schneller abdecken können.“
portfolio institutionell newsflash 24.02.2016/Kerstin Bendix
 

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