Versicherungen
2. Februar 2017

Wo Garantie draufsteht, ist immer weniger drin

Überschüsse und Renditen von privaten Rentenversicherungen sinken. Das ist bei der „neuen Klassik“ nicht anders als bei konventionellen Produkten. Mit diesen sprechen die Versicherer zwar das Sicherheitsbedürfnis der Verbraucher an, garantieren aber immer seltener den Bruttobeitragserhalt.

Die laufende Verzinsung von Lebensversicherungen hat 2017 einen neuen Tiefstand erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt erwartungsgemäß die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH in ihrer aktuellen Studie „Überschussbeteiligungen und Garantien 2017“. Danach gewähren die Unternehmen in den klassischen Rentenversicherungen im Durchschnitt laufende Verzinsungen von 2,61 Prozent nach 2,96 Prozent 2016. Gegenüber dem Neugeschäft liege die laufende Verzinsung in den Beständen mit den Rechnungszinsgenerationen 1,25 bis 2,25 Prozent im Schnitt sogar noch niedriger. „Dies ist den relativ geringen Bestandsdeklarationen von Lebensversichern geschuldet, die sich aus dem klassischen Neugeschäft bereits zurückgezogen haben“, erklärt Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen sinke die laufende Verzinsung um Marktdurchschnitt um 0,23 Prozentpunkte auf 2,88 Prozent.  
Allerdings verabschieden sich immer mehr Lebensversicherer von klassischen Produkten. Obwohl sich noch kein Marktstandard herausgebildet habe, blieben Garantien – wenn auch in verminderter Form – ein zentrales Element der Produktgestaltung von Lebensversicherungen. Dies decke sich mit den Verbraucherinteressen.
Assekurata widmete sich bei der Studie insbesondere den Produkten der „neuen Klassik“, für die 25 Anbieter mit 47,25 Prozent Marktanteil untersucht wurden. Diese Produkte basierten auf einer konventionell geprägten Überschusssystematik sowie dem Ausgleich im Kollektiv und über die Zeit. An welchen Stellen Garantien im Vergleich zu klassischen Produkten vermindert oder entfernt werden, sei aber sehr unterschiedlich, stellt Assekurata fest. Die gemeinsame Klammer sei neben garantierten Rückkaufwerten die garantierte lebenslange Mindestrente. Somit bleibe dieses wichtige Alleinstellungsmerkmal von Rentenversicherungen erhalten.
Zunehmend würden die Unternehmen aber von einem vollständigen Erhalt der eingezahlten Beiträge absehen. Bei mehr als einem Drittel der Tarife der „neuen Klassik“ sei dies am Ende der Sparphase nicht mehr garantiert. Die Abwägung zwischen Bruttobeitragsgarantie und Renditechance gehe vermehrt  zu Lasten der Garantien.
Wer 2017 ein Produkt der „neuen Klassik“ abschließt, ist von der Absenkung der Überschussbeteiligung deutlich stärker betroffen als Neukunden des Jahres 2016. 2017 liege die laufende Verzinsung bei der „neuen Klassik“ im Schnitt bei 2,44 Prozent (17 Punkte unter klassischen Produkten) nach 2,84 Prozent Jahr davor. Bei Betrachtung der illustrierten Beitragsrendite nivelliere sich dieser Unterschied allerdings. Nach Erkenntnissen von Assekurata seien die neuen klassischen Policen hinsichtlich der Überschussverwendung jedoch nicht einheitlich konzipiert, was den tarifübergreifenden Vergleich von Beitragsrenditen erschwere.
Nach Auffassung von Assekurata müssen Bestandskunden auch in Zukunft bei konventionellen Tarifen mit niedrigen Überschüssen und noch weiter sinkenden Renditen rechnen. Daran würde auch ein Zinsanstieg an den Kapitalmärkten nichts ändern. Im Neugeschäft seien allerdings große Unterschiede zwischen den Anbietern feststellbar.

Weiterführender Link:Mehr Details zur Assekurata-Studie

portfolio institutionell newsflash 02.02.2017/Hans Pfeifer

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