Strategien
23. November 2015

Zu nah am Index

Verkappte Index-Tracker gibt es nach Ansicht von Investmentprofis in Deutschland jede Menge. Anders als in Schweden wird aber nicht nach dem Regulator gerufen.

Viele Fonds in Deutschland, die offiziell als aktiv gemanagt firmieren und entsprechende Gebühren verlangen, sind nicht mehr als verkappte Index-Tracker. Dieser Auffassung sind die Investmentprofis, die im Rahmen der Freitagsumfrage von der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) befragt wurden. Die deutliche Mehrheit (88,8 Prozent) schätzt, dass dies auf mindestens ein Fünftel der Fonds im Segment der aktiv gemanagten Fonds zutrifft. Immerhin 13,3 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass dies auf mehr als 60 Prozent der Fonds zutrifft.
Ungeachtet dessen bleibt der Ruf nach dem Regulator aus. Mehr als die Hälfte  der befragten Investment Professionals lehnt den Eingriff des Regulators ab, um verkappten Index-Trackern entgegenzuwirken. „Die Investment Professionals vertrauen beim Thema verkappter Index-Tracker auf Transparenz und die Kraft des Marktes“, erläutert Ralf Frank, Generalsekretär der DVFA. „Den Regulierer sehen sie in der Pflicht, die nötige Transparenz zu gewährleisten“, so Frank.
Erst im Sommer dieses Jahres befasste sich portfolio institutionell mit diesem Thema. Angestoßen wurde die seit Jahren anhaltende Debatte um Closet ¬Indexer, wie die heimlichen Indexfonds im Englischen auch genannt werden, zuletzt von der schwedischen Shareholder Association. Sie hatte Swedbank Robur, mit 90 Milliarden Euro Assets under Management zweitgrößter Asset Manager Schwedens, im Dezember 2014 vor dem schwedischen National Board of Consumer Disputes, einer Art Schiedsgericht, verklagt. Der Vorwurf: Swedbank Robur soll bei den aktiv gemanagten Investmentfonds „Allemansfond Komplett“ und ¬„Kapitalinvest“ seit Ende 2004 zu hohe Gebühren vereinnahmt ¬haben. Praktisch seien aktive Fees für passives Management bezahlt worden, so die Meinung der Klägerseite. Die Fonds waren für ¬Privatinvestoren gedacht und wurden als aktiv verwaltete Fonds verkauft. Diese Klage wurde Anfang Juli mit der Begründung zurück¬gewiesen, dass es an „verbal evidence“ mangele, dass die Fonds tatsächlich unter Vor¬spiegelung falscher Tatsachen verkauft wurden.
In Schweden haben laut einer Studie mehr als 50 Prozent der aktiven Fonds als verkappte Index-Tracker zu gelten, wie die DVFA berichtet. Der schwedische Aktionärsverband schlägt daher vor: Regulatoren sollten alle aktiven Fonds vom Markt verbannen, die mehr als 0,8 Prozent Gebühren verlangen und einen Tracking Error von weniger als vier Prozent sowie einen Active Share von weniger als 40 Prozent aufweisen. Einzelne Kriterien wie etwa den Tracking Error oder den Active Share eines Fonds auszuweisen, ist nach Ansicht der Investmentprofis, die in der aktuellen Freitagsumfrage der DVFA zu Wort kamen, zwar sinnvoll. Produkte per Regulator vom Markt zu verbannen, sei jedoch der falsche Ansatz. Den Vorschlag des schwedischen Aktionärsverbandes zur strikteren Regulierung für aktive Investmentfonds halten die meisten Befragten (59,2 Prozent) für nicht oder für wenig hilfreich.
Anders als bei verkappten Index-Trackern sehen die Investmentprofis hierzulande den Regulator gefordert, wenn es um Indizes geht. Dies zeigte sich in der DVFA-Freitagsumfrage von Mitte November. Indexbauer müssen transparenter werden, forderte die Mehrheit der befragten Investment Professionals. Insgesamt sind 80 Prozent der Meinung, dass die Regulatoren Indexanbieter generell (60 Prozent) oder in bestimmten Bereichen (20 Prozent), beispielsweise bei Strategie-Indizes, zu stärkerer Transparenz verpflichten sollten. Nur 20 Prozent der Befragten sehen hier keinen Handlungsbedarf.
portfolio institutionell newsflash 23.11.2015/Kerstin Bendix

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