Strategien
20. September 2017

Zukunftsszenarien für die deutsche Stiftungslandschaft

Ist es ein Fluch oder ein Segen, dass man schon mit 50.000 Euro eine Stiftung gründen kann? Helfen Aktien, um langfristig die Substanz zu stärken und den Stiftungszweck aufrecht zu erhalten? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Diskussionsrunde unter der Federführung von portfolio institutionell.

Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Sonnenseite, Thomas Peters, erörtert mit Michael Beier (Geschäftsführender Vorstand der Heinz-Sielmann-Stiftung), Reiner Sachs (stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats der Share-Value-Stiftung) und Tobias Karow (Leiter Stiftungen & Strategie 4.0, Team Wealth, Risk & Compliance, Rödl & Partner) Zukunftsszenarien für die deutsche Stiftungslandschaft. Moderator der Gesprächsrunde ist Tobias Bürger, Redakteur von portfolio institutionell. 
Ich möchte das Gespräch mit einer Gratulation an Herrn Sachs von der Share-Value-Stiftung eröffnen. Herzlichen Glückwunsch zum Sieg in der Kategorie „Beste Stiftung“ bei den portfolio institutionell Awards 2017. 
Reiner Sachs: Vielen Dank für die Glückwünsche! 
Es gab eine ganze Reihe hoch ambitionierter Mitbewerber, von denen zwei heute mit am Tisch sitzen, die Stiftung Sonnenseite und die Heinz-Sielmann-Stiftung. Herr Sachs, haben Sie 2017 zum ersten Mal bei den Awards mitgemacht? 
Sachs: Wir hatten uns auch schon in den Vorjahren beworben. Und das jeweils mit dem Fokus auf der Besonderheit unserer Stiftung, die darin besteht, dass wir unser Vermögen ausschließlich in Aktien investieren. 2017 konnten wir die Expertenjury von unserem Konzept überzeugen. Wir vertreten in unserer Stiftung die Auffassung, dass unser Ansatz beispielgebend für andere Stiftungen sein kann.
Häufig parken Stiftungen ihre Mittel zu Minizinsen. Das lässt die Stiftungsvorstände und ihre Gremien zunächst zwar besser schlafen, aber volle Taschen zu Gunsten des Stiftungszwecks erhält man so nicht. Man müsste sich beispielsweise für den Erhalt von Spenden und Zustiftungen ins Zeug legen. Aktien wiederum gelten für viele weger ihrer Schwankungen als zu riskant. Und die Dividende kann auch mal ausfallen. 
Sachs: Dividenden können ausfallen, das ist richtig. Und es gibt keinen Rechtsanspruch darauf. Aber wenn Sie ein Portfolio strukturieren, können Sie eine gewisse Erwartung hegen, was die Dividendenrendite betrifft. Und da wird ein einzelner Ausreißer auch mal durch einen Überperformer kompensiert. Spenden und Zustiftungen sind bei uns aber auch jederzeit herzlich willkommen. 
In den vergangenen Jahren konnten Sie die Ausschüttungen für Ihre Stiftungszwecke regelmäßig steigern. Wie hoch sind die Fördermittel derzeit?
Sachs: Im laufenden Jahr planen wir mit 900.000 Euro. Im Vorjahr waren es 820.000 Euro. Begonnen hatte die Stiftung mit einem Stiftungsvermögen von knapp 16 Millionen. Die Ausgaben für Fördermittel entsprechen gut fünf Prozent des Grundstockvermögens. Damit sind wir sehr zufrieden. Zumal wir ausschließlich fördernd tätig sind und selbst keine operative Arbeit in Form von Stiftungsprojekten leisten, die zusätzliche Kosten mit sich bringt. Stattdessen suchen wir Partner im Bereich der Jugend- und Altenhilfe, des öffentlichen Gesundheits- und allgemeinen Wohlfahrtswesens. 
Herr Beier, Sie kommen von der Heinz-Sielmann-Stiftung. Den Naturforscher Heinz Sielmann kennen sich alle hier im Raum. Er wäre im Juni 100 Jahre alt geworden. Anders als bei der Share-Value-Stiftung haben wir es in Ihrem Fall mit einer operativ tätigen Stiftung zu tun. Bitte berichten Sie von Ihrer Arbeit. 
Michael Beier: Die Heinz-Sielmann-Stiftung wurde 1994 durch das Stifterehepaar Heinz und Inge Sielmann gegründet. Heinz Sielmann ist 2006 verstorben. Seine Witwe lebt mit 87 Jahren in München. Ich wiederum bin im August 2012 als Geschäftsführender Vorstand in die Stiftung eingetreten. Wir verfügen inzwischen über ein nennenswertes Stiftungsvermögen in Höhe von 26 Millionen Euro. Nachdem die Heinz-Sielmann-Stiftung 1994 mit 50.000 D-Mark Stiftungskapital gegründet wurde, ist das Stiftungskapital heute auf 12,5 Millionen Euro angewachsen bei einer Bilanzsumme von 42 Millionen Euro. 
Bitte geben Sie uns einen Einblick in Ihre weiteren Vermögenswerte. 
Beier: Bei uns dreht sich alles um den Natur- und Artenschutz, insbesondere die Biodiversität in Deutschland. Die Heinz-Sielmann-Stiftung besitzt neben dem Kapital 13.000 Hektar Grundeigentum in Deutschland. Dabei handelt es sich überwiegend um ehemalige Truppenübungsplätze als zusammenhängende Waldgebiete und Offenland im Land Brandenburg, Bergbaufolgeflächen als Seenlandschaften in der Lausitz aber auch Flächen in Biotopverbünden am Grünen Band und am Bodensee. Unsere Aufgabe besteht darin, die Areale als Naturschutzgebiete zu pflegen und zu erhalten.
Aufgrund unserer Reputation werden uns immer mehr Bundes- und Landesprojekte übergeben, wie zum Beispiel der Hochwasserschutz an der mittleren Elbe und der Mulde oder mein Lieblingsprojekt „Jeder Gemeinde ihr Biotop“. Wir bewirtschaften im Eigentum 8.500 Hektar im Forstbetrieb. 2016 haben wir fast 12.000 Festmeter Holz geschlagen, die Einnahmen kommen unserer Naturschutzarbeit zu Gute. 
Spielen Sie mit dem Gedanken, Teile Ihrer Grundstücke eines Tages zu verkaufen, ich denke da beispielsweise an frühere Bergbaugebiete, die im Zuge der Renaturierung zu attraktiven Seenlandschaften werden? 
Beier: Nein. Die Heinz-Sielmann-Stiftung behält ihr Eigentum. Diese Flächen machen für einen privaten Erwerber ohnehin wenig Sinn, weil es sich um Naturschutzflächen, oftmals um Natura-2000-Gebiete mit dem höchsten EU-Schutzstatus handelt. 
Der Heinz-Sielmann-Stiftung kommen alljährlich Spendeneinnahmen in Höhe von rund acht Millionen Euro zu Gute. Das ist enorm. 
Beier: Ja, aber im Gegenzug gibt die Stiftung auch etwa zwei Millionen Euro aus, um die Spenden und Erbschaften zu akquirieren. Unsere Entwicklung zeigt, dass eine spendenfinanzierte Stiftung in einer Niedrigzinsphase keine Angst haben muss, wenn sie aktiv handelt, transparent arbeitet und mit ihren Projekten Vertrauen erzeugt. 
Herr Peters, würden Sie bitte erläutern, worin der Zweck der von Ihnen gegründeten Stiftung Sonnenseite besteht? 
Thomas Peters: Ich habe die Stiftung Sonnenseite im Dezember 2011 als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts gegründet und bin Vorsitzender des zweiköpfigen Vorstands. Meine Stiftung hat verschiedene Satzungszwecke, angefangen bei der Jugendhilfe über die Seniorenhilfe bis hin zu Bildung und Behinderung. Angefangen habe ich mit einem Stiftungsvermögen in Höhe von einer Million. Heute gehe ich auf die Zwei-Millionen-Grenze zu. Aus den Erträgen der Vermögensanlagen kommen im Jahr zwischen 60.000 und 80.000 Euro dem gemeinnützigen Zweck zugute. 
Das ist in Relation zu Ihnen beiden Vorrednern recht wenig. 
Peters: Aber lieber den kleinen Tropfen auf den heißen Stein als gar kein Tropfen. Ich hätte natürlich gerne das Zehn- oder Zwanzigfache, zumal ich laut Satzung fördernd und operativ tätig sein kann. Größenbedingt bin aber zurzeit nur fördernd aktiv, das spart Kosten. Ich freue mich immer wieder über Spenden sowie Zustiftungen. Sie sind im Rahmen der aktuellen Steuergesetzgebung steuerlich absetzbar. Der Großteil meiner Stiftungsarbeit besteht darin, Projekte zu identifizieren, die Verantwortlichen zu besuchen und mit den Projektpartnern Aufgaben zu besprechen. Das ist leichter gesagt als getan. Denn ich möchte beispielsweise Straßenkinderprojekte in Brasilien aktiv fördern.
Wie finden Sie Stiftungsprojekte? 
Peters: Lassen Sie es mich so ausdrücken, es herrscht in dieser Sphäre eine enorme Projektvielfalt. Man muss sich aber auch die Frage stellen, wie lange man einzelne Projekte finanzieren möchte. Ich halte es für sinnvoll, alle paar Jahre neue Partner zu unterstützen. Um zu Ihrer Frage zurückzukommen: Man kann auf Empfehlungen anderer Organisationen zurückgreifen, aber in einer so kleinen Stiftung, wie ich sie unterhalte, kann man auch nicht alles selber finden. 
Straßenkinderprojekte in Brasilien sind leider auch ein Fass ohne Boden, oder? 
Peters: Das ist eher ein Baggersee ohne Boden. Ich habe bei meinen Reisen in Brasilien unvorstellbar schlimme Verhältnisse vorgefunden und mich vor allem in Gegenden bewegt, in die man nur mit Einheimischen gelangt statt mit dem Taxi, weil die Fahrer davor zurückschrecken. Gleichwohl bin ich selbst in den Favelas, etwa im Großraum São Paulo, auf äußerst große Herzlichkeit gestoßen.
Herr Karow, Sie arbeiten beim Beratungshaus Rödl & Partner. Dort sind Sie im Team Wealth, Risk & Compliance Leiter Stiftung und Strategie 4.0. Welche Dienstleistungen erbringen Sie?
Tobias Karow: Unsere Abteilung betreut unter anderem semi-institutionelle Anleger. Sie bekommen bei uns eine Art Dreiklang aus Dienstleistungen, die sie professioneller in der Kapitalanlage werden lässt. Das betrifft zunächst einmal die Ausformulierung einer Anlagerichtlinie, die bei vielen Stiftungen leider noch immer nicht fest installiert oder aber völlig veraltet ist. Daneben unterstützen wir Stiftungen dabei, den Markt der Vermögensverwalter zu sondieren.
Vor allem leisten wir aber Überwachung und Kontrolle von Vermögen, und hieraus sind dann Werkzeuge wie der Transparenzbericht entstanden, mit dem viele Stiftungsspezial- und Publikumsfonds ausgestattet sind. Bevor Stiftungen Fonds kaufen, sollten sie diese verstehen, der Transparenzbericht ist so etwas wie die Taschenlampe im Maschinenraum eines Fonds. 
Demnach verfügen Sie über einen besonders guten Überblick, woran es Stiftungen mangelt und wie man diesen Mangel beseitigt. Laufen die unzähligen kleineren Stiftungen aufgrund der Zinssituation in eine Art Handlungsunfähigkeit hinein, weil ihre Einnahmen wegbrechen, während sie im Fundraising und bei der breit gestreuten Vermögensanlage unerfahren sind? 
Karow: Für mich stellt sich bei vielen Stiftungen derzeit die Existenzfrage, denn das Steuerprivileg muss verdient werden. Davon einmal abgesehen vertrete ich die Auffassung, dass die vielen kleineren Stiftungen geradezu prädestiniert sind für eine Fondsanlage, wenn sie die Vermögensverwaltung nicht in Eigenregie bewerkstelligen können. 
Wer sich an Vermögensverwalter wendet, braucht ein ordentliches Sümmchen, um überhaupt einen Termin zu bekommen. Inwiefern haben Sie Fonds im Portfolio meine Herren? 
Peters: Ich habe Immobilienfonds. Und dann gibt es im Depotbereich selbstverständlich auch Beimischungen von ETFs. Aktienfonds oder Rentenfonds sind im Moment nicht drin. 
Sachs: Den Schwerpunkt unserer Anlagen bilden Direktinvestments in Aktien. Wir sind allerdings auch in einen Fonds investiert, den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Der Fonds wurde von unserem gewerblichen Zweig initiiert. Er ist in seinen Aktiendispositionen und auch in seinen Allokationsentscheidungen so aufgesetzt, dass die Aktienquote aktiv an die Marktverhältnisse angepasst wird. Hauptberuflich befasse ich mich als Vorstand des Share Value AG regelmäßig mit Aktieninvestments. 
Beier: Wir haben keine Fonds und Staatsanleihen in der Vermögensanlage, sondern setzen ebenfalls auf Einzeltitel, sowohl in Aktien als auch bei Unternehmensanleihen. In der jüngeren Vergangenheit haben wir dazu gravierende Veränderungen vollzogen. Als ich bei der Stiftung 2012 die Geschäftsführung übernahm, gab es keine Anlagerichtlinie und keinen Anlageausschuss. Und das Geld lag weitgehend bei der örtlichen Sparkasse. Inzwischen ist unsere Anlagerichtlinie fünf Jahre alt, sie ist jedoch nicht statisch.
Vielmehr passen wir sie nach Bedarf an die Marktentwicklung und an unsere Erfahrungen an. Sie besagt im Kern, dass wir je nach Marktumfeld in allen Asset-Klassen eine Quote von bis zu 75 Prozent aufbauen können. Und das betrifft auch Aktien. Anlagen in Fremdwährungen sind erlaubt, hier liegt die Quote bei 50 Prozent. Derivate schließen wir aus unserem Anlageuniversum ebenso aus wie Mittelstandsanleihen. 
Das klingt gut durchdacht. 
Beier: Wir verfügen ja auch über einen hochkarätig besetzten Anlageausschuss, mit Fachleuten wie Dieter Lehmann von der Volkswagen-Stiftung und Michael Dittrich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. 
Meine Herren, was brennt Stiftungen heute unter den Nägeln? Ich denke bei meiner Frage weniger an milliardenschwere Einrichtungen wie die Volkswagen-Stiftung oder Unternehmensstiftungen, sondern die tausend kleinen, gemeinnützigen Stiftungen bürgerlichen Rechts auf deutschem Boden. 
Karow: Aus Gesprächen mit dieser Gruppe weiß ich, dass sie der Niedrigzins unter Zugzwang setzt. Viele Stiftungen haben keine Regelung für den Fall, wenn eine Vier-Prozent-Anleihe plötzlich nur noch zu 0,15 Prozent verlängert werden kann. Kippt der Zins gar ins Negative, wird es eng, umso wichtiger ist die atmende Anlagerichtlinie. Wenn dann noch das erste Mal auf dem Kontoauszug Zinsen für geparkte Liquidität abgebucht werden, das Stiftungsvermögen also geschmälert wird, spätestens dann dürften viele Geschäftsführer anfangen, sich ernsthafte Gedanken über die Zukunft ihrer Fördertätigkeit zu machen. 
Peters: Die kleinen Stiftungen haben das Problem eher nicht. Die Frage ist, wo die Banken anfangen, Strafzinsen zu verlangen. Und wenn der Negativzins bei Beträgen oberhalb von 100.000 Euro beginnt, dann ist das für kleine Stiftung nicht problematisch, da sie darunter liegen. Und falls der Betrag doch überschritten wird, muss der Vorstand ein zweites Konto bei einer anderen Bank eröffnen oder ein drittes Konto, um das zu vermeiden. 
Dann muss man aber auch berücksichtigen, ob die damit einhergehenden Kontoführungsgebühren die Sache wert sind. 
Karow: Ich bin der Meinung, dass aus dem sich seit Jahren verschärfenden Niedrigzinsproblem ein gewisser Handlungsdruck entstanden ist. Und diesen muss man durch Taten abmildern, Stichworte sind hier sicher bereits erwähnte Anlagerichtlinie oder eben Dokumentation der Entscheidungsgrundlage zu einem Investment, auf was auch die Stiftungsaufsichten immer wieder hinweisen. Hier tasten sich aber viele Stiftungen heran. Viele haben dennoch Angst, sich zum Beispiel mit Aktien auseinanderzusetzen. Ähnlich ist es bei Stiftungs- oder Mischfonds, die eine nennenswerte Aktienquote aufgebaut haben. Würde die Informationsrecherche zu einem dieser Investments sauber dokumentiert, wäre das schon die halbe Miete.
Beier: Das Problem ist, dass man in Deutschland schon mit 50.000 Euro eine Stiftung gründen kann. Der Vorstand einer Stiftung muss dafür sorgen, dass die Zweckerfüllung dauerhaft gewährleistet ist, andernfalls verstößt er gegen die Stiftungsgesetze in den Bundesländern und bekommt Probleme mit der Stiftungsaufsicht. Die Zweckerfüllung ist mit einem Vermögen von weniger als einer Million Euro, das ist der Vermögensstock von mehr als 60 Prozent der 22.000 Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland, in der gegenwärtigen Niedrigzinsphase dauerhaft nicht machbar.
Das Stiftungsgeschäft wird überwiegend im Ehrenamt ausgeübt. Es mangelt aufgrund der Größe der Stiftungen sowohl an einem professionellen Fundraising als auch Stiftungsmanagement. Das kann auf Dauer nicht nachhaltig sein und birgt trotz Steuerbefreiung die Gefahr einer Verschwendung volkswirtschaftlichen Vermögens in sich. 
Fordern Sie vor diesem Hintergrund, dass eine Stiftungsneugründung erst ab einem Niveau von mehr als 500.000 Euro möglich ist?
Beier: Ich vertrete eher den Schwellenwert von fünf Millionen Euro. Dann weiß ich als Externer auch, dass es ein professionelles Stiftungsmanagement innerhalb der Organisation gibt. Nur so kann man auch langfristige Projekte dauerhaft umsetzen und sich von der zeitlich befristeten und oftmals räumlich beschränkten Projektförderung verabschieden. Aber es geht auch um Organisatorisches. Sehen Sie, ich hole mir für jede anstehende Vergabe oberhalb von 500 Euro mindestens drei Angebote ein. Das macht viel Arbeit.
Und in den Angeboten muss nachgewiesen sein, dass sie nachhaltig zertifiziert sind. Wir veröffentlichen unseren Geschäftsbericht, geben einen Nachhaltigkeitsbericht nach GRI G4 heraus und sind auch online sehr transparent, im Social Web aktiv. Außerdem bin ich derzeit viel unterwegs, um mit ornithologischen Vereinen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu sprechen. 
Worum geht es dabei? 
Beier: Den Vereinen mangelt es an Nachwuchs, sie sind überaltert. Viele haben in der Vergangenheit in ihrem regionalen Umfeld Grundeigentum erworben und führen auf diesen Flächen Kompensationsmaßnahmen als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Auftrag sogenannter Eingreifer, zum Beispiel Straßenbau, Bauträger oder Bahn, im Naturraum durch. Dafür werden sie vergütet, doch es fehlt ihnen an aktivem Personal zur Umsetzung auf der eigenen Fläche. Ich versuche, diesen Vereinen als Zustiftungen in der Heinz-Sielmann-Stiftung eine Zukunft zu geben. Das lässt unser Flächeneigentum wachsen und stärkt die bundesweite Präsenz der Stiftung. 
Wie bilden Sie die Vermögensanlage ab? 
Beier: So professionell wie möglich. Aufgrund des Gesetzes zur Investmentsteuerreform, das am 1. Januar 2018 in Kraft tritt und von dem auch Stiftungen unmittelbar betroffen sein werden, die Anteile an Investmentfonds halten, wollen wir einen eigenen Sielmann-Spezialfonds auflegen. Darin bringen wir 25 Millionen Euro ein. Das befreit uns von dem Damoklesschwert, variabel besteuert zu werden. Die Chancen der Ausnahmenregelungen für Stiftungen aus diesem Gesetz muss ein Stiftungsvorstand auch nutzen. Dazu ist er meines Erachtens verpflichtet, und deshalb müssen die Geschäftsführungen ihre Portfolios noch 2017 mit Blick auf das Gesetz überprüfen, um unnötige Steuern und somit Kosten zu vermeiden. 
26 Millionen Euro sind für die Initiierung eines Spezialfonds recht wenig. 
Beier: Gleichwohl haben wir einen Partner aus der Asset-Management-Branche gefunden, der uns auch für diese Summe einen maßgeschneiderten Spezialfonds konzipiert. 
Peters: Viele Stiftungen sind in der Zwickmühle. Sie haben sektorübergreifend Millionen auf Festgeldkonten geparkt. Den vielen Vorständen müssen wir sagen, dass Aktien eine interessante Alternative sind. Zwar können die Aktien-Indizes in den nächsten Jahren auch mal wieder fallen. Langfristig besteht aber die große Chance, dass der Dow Jones und der Dax höher stehen als heute. Das heißt, es ist ein Plädoyer, den Aktienanteil für Stiftungen massiv zu erhöhen. Jeder Stiftungsvorstand hat das selbst in der Hand. 
Karow: Und solche Regularien braucht es, aber bei den meisten kleineren Stiftungen auch den Rollenwechsel des Verantwortlichen weg vom aktiven Portfoliobastler hin zum passiven Depotkontrolleur. Und, ganz wichtig, es braucht eine Affinität, sich mit dividendenstarken Aktien auseinanderzusetzen. Das sollten wir in der Breite irgendwie hinbekommen.
Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch. Wir sehen uns 2018 bei den Awards von portfolio institutionell. 

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