Pension Management
20. Juni 2016

Zwei verschiedene Spielweisen in der deutschen Pensionswelt

Während CTA mit ihren recht hohen Aktienquoten offensiv ausgerichtet sind, agieren die anderen eher defensiv. Bei Alternatives ist man sich einig, hier liegt Deutschland im europäischen Vergleich weit vorn.

Um den Fußball-Europameistertitel 2016 sind derzeit noch 24 Länder im Rennen. Deutlich weniger Länder sind in dem neuen European Asset Allocation Survey 2016 von Mercer berücksichtigt. Mit mehr als 1.100 Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) und einem Anlagevermögen von über 930 Milliarden Euro gibt die Studie dennoch einen repräsentativen Überblick über Europas Pensionslandschaft. Die Strategien, die Altersvorsorgeeinrichtungen in ihren Kapitalanlagen verfolgen, sind dabei von Land zu Land sehr verschieden. Sie reichen von eher defensiv (hohe Anleihenquote) zu sehr offensiv (hohe Aktienquote). 
Die deutschen EbAV, die rund acht Prozent des Teilnehmerfeldes der Mercer-Studie stellen, sind anders als die deutsche Fußballnationalelf eher defensiv aufgestellt. Die Anleihenquote beträgt 50 Prozent, während Aktien lediglich 13 Prozent der strategischen Asset Allocation ausmachen. Die Deutschen haben damit die zweitniedrigste Aktienquote in Europa, nur die Dänen liegen mit acht Prozent noch ein Stück tiefer. Im Schnitt über alle untersuchten EbAV hinweg beträgt die Aktienquote 31 Prozent. Als besonders aktienaffin erweisen sich die Belgier und Schweden, die mit 45 beziehungsweise 42 Prozent weit über dem Durchschnitt liegen.  
Allerdings muss bei der Analyse der deutschen Pensionseinrichtungen eine klare Unterscheidung bezüglich des Vehikeln gemacht werden: Die deutschen Contractual Trust Arrangements (CTA) fahren eine überdurchschnittliche Aktienquote, sie liegt bei 35 Prozent und reicht damit fast an die Anleihenquote (40 Prozent) heran. Interessanterweise ist sowohl die Aktien- als auch die Anleihequote im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. In der 2015er Studie hatten die deutschen CTA noch eine Aktienquote von 38 Prozent und eine Anleihequote von 46 Prozent. Die Verschiebung erfolgte zugunsten alternativer Anlagen. Deren Anteil an der strategischen Asset Allocation kletterte innerhalb eines Jahres von zwölf auf 19 Prozent, die Immobilienquote stieg von zwei auf fünf Prozent. 
Auch bei den anderen deutschen EbAV hat es gegenüber der Vorgängerstudie Verschiebungen in der Asset Allocation gegeben. Die Aktien- und Alternatives-Quote wurde jeweils leicht um zwei Prozentpunkte, die Anleihenquote um einen Prozentpunkt gesenkt. Nutzunießer waren Immobilien, deren Anteil innerhalb eines Jahres von elf auf 17 Prozent stieg. Die Deutschen erweisen sich damit neben den Finnen und Italienern, die mit 18 beziehungsweise 16 Prozent ähnliche Immobilienquoten aufweisen, als die größten Freunde des Betongolds in Europa. Im Schnitt über alle Studienteilnehmer hinweg liegt die Immobilienquote unverändert gegenüber dem Vorjahr bei nur drei Prozent. Die Alternatives-Quote ist zumindest leicht gestiegen – von elf auf 13 Prozent. 
Verschiebungen im Bondsportfolio
Als interessant erweist sich ein genauer Blick in das Bondsportfolio der deutschen EbAV. Hier lässt sich feststellen, dass der Anteil an deutschen Staats- und Unternehmensanleihen abgebaut wurde, und zwar von 66 auf 60 Prozent sowie von 29 auf 16 Prozent. Die Umschichtung erfolgte in erster Linie zugunsten ausländischer Unternehmensanleihen, deren Quote von sechs auf 14 Prozent stieg. Der Anteil ausländischer Staatsanleihen erhöhte sich ebenfalls leicht von sieben auf neun Prozent. Bei den deutschen CTA ist ebenfalls eine Verschiebung innerhalb des Bondsportfolios zu beobachten. So sank der Anteil der einheimischen Unternehmensanleihen von 40 auf 33 Prozent, während die Quoten an deutschen und ausländischen Staatsanleihen von 38 auf 41 Prozent beziehungsweise von sechs auf elf Prozent ausgebaut wurden. 
„Wenn man wie der typische deutsche institutionelle Anleger zu 40 bis 50 Prozent in Anleihen investiert ist, ist es nicht einfach, eine auskömmliche Rendite zu generieren. Deutsche Investoren haben deshalb ihr Investmentspektrum erweitert, beispielsweise um Emerging Market Debt und Direct Senior Loans. Damit lassen sich auch in einem Umfeld niedriger oder gar negativer Renditen noch positive Erträge erwirtschaften“, erklärt Herwig Kinzler, Leiter des Bereichs Investments bei Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, ist der Anteil an Pensionsplänen mit negativem Cashflow – sprich, die monatlichen Rentenzahlungen sind höher als die monatlichen Beitragseinnahmen – von 37 auf 42 Prozent gestiegen. Dies führt laut Mercer zu erhöhter Nachfrage nach Anlagen, die laufende Erträge generieren. Außerdem zeigt sich, dass die Pensionseinrichtungen den Emerging Markets trotz enttäuschender Performance die Treue halten. Wie im Vorjahr seien sechs Prozent der Gesamtanlage in den Emerging Markets – sowohl Debt also auch Aktien – investiert.
Die vollständige Studie von Mercer finden Siehier. 
portfolio institutionell newsflash 16.06.2016/Kerstin Bendix             
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