Pensionsfonds
2. Mai 2016

Zweiteilung der Pensionswelt

Während die einen das Risikoprofil in ihren Portfolios senken wollen, planen andere den Ausbau. Einigkeit besteht in Bezug auf Alternatives. Sie sind weltweit beliebt, aber noch immer zu intransparent. Diese Ansicht teilen auch deutsche Pensionsfonds-Manager.

Die Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern hat die unterschiedlichsten Schattierungen. Das gilt auch für die Welt der Pensionseinrichtungen. Dennoch lässt sich diese grob in zwei Gruppen unterteilen:  risikofreudig und risikoavers. Die Mehrzahl gehört der zweiten Gruppe an, wie eine Studie von State Street zeigt. Demnach tendiert knapp die Hälfte der 400 weltweit befragten Pensionseinrichtungen – darunter 30 Pensionsexperten aus Deutschland – zu risikoaversen Ansätzen und möchte das Investmentrisiko aktiv verringern. Diese Gruppe bezeichnet State Street als Risk Cutter. 
Demgegenüber gibt es die sogenannten Risk Hunter, zu denen etwas mehr als ein Drittel der Befragten gehört. Sie verfolgen eine risikofreudige Anlagestrategie, um durch höhere Renditen Finanzierungslücken ihrer Pensionskassen zu schließen. Das heißt allerdings nicht, dass sie dabei den Blick auf das Gesamtrisiko aus den Augen verlieren. „Selbst Anleger, die das Risiko ihrer Investitionsentscheidungen zugunsten attraktiverer Renditen erhöhen wollen, versuchen die Auswirkungen auf das Gesamtrisiko möglichst gering zu halten“, erklärt Oliver Berger, Leiter Asset Owner Solutions & Strategic Market Initiatives, Sector Solutions EMEA bei State Street.    
So unterschiedlich diese beiden Gruppen auf den ersten Blick erscheinen, gibt es dennoch auch Gemeinsamkeiten. Sowohl die Risk Hunter als auch die Risk Cutter wollen auf der Suche nach Rendite in den nächsten drei Jahren stärker in Alternatives investieren. Im Blickpunkt stehen Dach-Hedgefonds, Immobilien, Private Equity, Infrastruktur und direkte Investments in Loans. Einen wesentlichen Unterschied zwischen beiden Gruppen macht State Street an dieser Stelle darin aus, dass die Risiko Cutter zwar ihr Alternative Exposure ausbauen wollen, aber deutlich weniger stark als Risiko Hunter. 
Deutsche setzen auf Immobilien und Private Equity 
Auch die 30 Pensionsfonds-Manager aus Deutschland, die an der State-Street-Umfrage teilnahmen, setzen auf Alternatives. In den nächsten drei Jahren will die Hälfte verstärkt in Immobilien investieren und fast ein Drittel seine Allokation in Private Equity ausbauen. Bei 17 Prozent sind außerdem Dach-Hedgefonds auf dem Radar. Trotz der Hinwendung zu Alternatives sehen die befragten deutschen Adressen noch Nachholbedarf in puncto Transparenz. So ist die Hälfte der Auffassung, dass die Risiken aus alternativen Anlagen nach wie vor nicht hinreichend transparent sind. Mit dieser Auffassung stehen die Deutschen nicht allein. Diese teilt die Hälfte aller 400 Befragten. 
Auch in den eigenen Reihen sehen die befragten Pensionsexperten noch einigen Nachholbedarf. So steht bei 70 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer in den nächsten drei Jahren eine Verstärkung des internen Teams zur Risikobewertung auf der Agenda. Dieser Wert liegt deutlich über den globalen Ergebnissen. So plant weltweit etwa die Hälfte aller 400 Umfrageteilnehmer, das eigene Risikomanagement-Team zu verstärken. Einen Abbau plant lediglich ein Viertel. Als sehr effektiv bezeichnen im Übrigen nur 20 Prozent aller Befragten ihr Risikomanagement in seiner Gesamtheit.
Obwohl die Pensionseinrichtungen ihr internes Risikomanagement zunehmen den jeweiligen Anforderungen anpassen, bleibt der Bedarf an externen Dienstleistern bestehen. Rund ein Viertel der deutschen und globalen Umfrageteilnehmer will die Zahl der externen Berater in den nächsten drei Jahren erhöhen. 
Verbesserungspotenzial sehen eine Reihe Pensionseinrichtungen auch bei ihren Gremien. Lediglich ein Drittel der befragten Risk Cutter bescheinigt seinem Board einen hohen Kenntnisstand in puncto Risiko. Bei den Risk Huntern sind es zumindest 43 Prozent, die dies angeben. Nur folgerichtig erscheint es angesichts dessen, dass die Altersvorsorgeeinrichtungen die Auswahl und Schulungsprozesse für ihre Boards ändern wollen. Unter den deutschen Pensionsfonds-Managern sind 37 Prozent der Meinung, dass die zuständigen Gremien für die Eigenkontrolle von Investitionsentscheidungen ihrer Unternehmen über einen hohen Kenntnisstand hinsichtlich der Risiken verfügen.  
In der Studie fragte State Street nach potenziellen Wegen, um das Langlebigkeitsrisiko zu managen und künftige Verpflichtungen zu reduzieren. Als Antwort darauf geben 73 Prozent der risikoaversen Pensionseinrichtungen, die rein auf Leistungszusagen basieren, an, in den nächsten drei Jahren ein beitragsorientiertes System (DC-Scheme) oder ein Hybridmodell aus Beitrags- und Leistungsorientierung einführen zu wollen. Unter den Return Huntern gaben dies nur 48 Prozent der Befragten an.    
Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zeigen sich auch  bei den geplanten Aktivitäten in puncto Reporting. So wollen mehr Risk Hunter den Detailierungsgrad und die Frequenz des Reportings an das Board erhöhen (49 Prozent) als Risk Cutter (36 Prozent). Außerdem will mehr als die Hälfte der Risk Hunter die Autonomie der Investmentfunktionen in den nächsten drei Jahren erhöhen. Bei den Risk Cuttern sind es lediglich 39 Prozent.   
Die Umfrage führte State Street bereits im Spätherbst vergangenen Jahres unter 400 Managern von Pensionseinrichtungen aus 20 verschiedenen Ländern durch. Europa und Nordamerika bildeten mit 45 beziehungsweise 23 Prozent den Schwerpunkt. Mit 68 Prozent stellten private Altersvorsorgeeinrichtungen den Großteil der Umfrageteilnehmer, gefolgt von 25 Prozent öffentlichen Einrichtungen und sieben Prozent Superannuation Fund.     
portfolio institutionell newsflash 02.05.2016/Kerstin Bendix
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