Versicherungen
6. Februar 2017

ZZR-Aufbau für GDV „zu schnell“

Bereits zwei Drittel der Garantiezinsanforderungsbestände sind laut Assekurata von der ZZR betroffen. Versicherer verlängern Duration.

Ein Unglück kommt selten allein: Was aus Sicht von Lebensversicherungen die Zins-Malaise verschärft, sind regulatorische Erfordernisse, nämlich die garantierten Rückkaufswerte und die Berechnung der Zinszusatzreserve (ZZR). Dies konstatierte Dr. Klaus Wiener, Chefvolkswirt des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, in einem Vortrag auf einer MCC-Konferenz in Freising. Die ZZR wurde 2011 als Puffer für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber den Kunden eingeführt. „Der Aufbau der ZZR ist grundsätzlich zu begrüßen, erfolgt unter ökonomischen Gesichtspunkten aber zu schnell“, so Wiener. 
Laut einer Marktstudie von Assekurata waren Ende 2016 bereits zwei Drittel der Garantiezinsanforderungsbestände von der ZZR betroffen. Dies betrifft die Bestände mit Rechnungszinsen von vier bis – nun erstmals – 2,75 Prozent. Diese sind auf den Referenzzins von 2,54 Prozent nachzureservieren. Allein für 2016 mussten der ZZR marktweit rund 13 Milliarden Euro zugeführt werden, was rechnerisch nahezu dem bilanziellen Eigenkapital der Branche beziehungsweise 160 Basispunkte des Kapitalanlagertrags entspreche. Insgesamt summiert sich laut Assekurata der ZZR-Bestand aus den Bilanzjahren 2011 bis 2016 branchenweit bereits auf 45 Milliarden Euro. 
Fairerweise sollte aber auch beachtet werden, dass die Entlastungswirkung der ZZR gegenüber der nominellen Garantieanforderung mittlerweile im Schnitt 57 Basispunkte beträgt. Nach erfolgter ZZR-Dotierung lag bei 47 von Assekurata berücksichtigten Versicherungen die Garantieverzinsung zwischen 1,76 und 2,8 sowie im Schnitt bei 2,32 Prozent. Letzterer Wert lag 2013 noch bei 2,96 Prozent.
Mit Bundesanleihen sind diese Verzinsungen nicht mehr zu erwirtschaften. Die Assekuranz offeriert darum bekanntlich auf der Angebotsseite neue hybride Versicherungsprodukte mit geänderten Garantien und damit weniger kapitalintensive Produkte. Das Neugeschäft mit traditionellen Verträgen ging von 2013 bis 2015 von 72 auf 59 Prozent zurück. Auf der Asset-Seite wurde in der jüngeren Vergangenheit die Duration verlängert, zunehmend über Deutschland hinaus diversifiziert und mehr in Unternehmensanleihen, Infrastruktur und Spezialfonds investiert. Insgesamt, so Klaus Wiener, handele es sich um graduelle Anpassungen und nicht um eine Revolution: „Die Search for Yield erfolgt mit Augenmaß.“ 
Die Verlängerung der modifizierten Duration bei Lebensversicherungen von 6,5 Ende 2008 auf nun 10,6 Prozent ist aber deutlich. „Die Ausweitung der modifizierten Duration ist vor dem Hintergrund der Zinsentwicklung und der Regulierung sinnvoll“, erklärte Wiener. Gleichzeitig erwartet der GDV-Chefvolkswirt aber für 2017 einen „weiteren moderaten Zinsanstieg“. 
portfolio institutionell newsflash 06.02.2017/Patrick Eisele
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