Pensionsfonds
7. Januar 2013

Auf Pensionskassen kommen weitere Auswirkungsstudien zu

Am 17. Dezember 2012 ist die erste quantitative Auswirkungsstudie für Pensionskassen und Pensionsfonds auf europäischem Boden zu Ende gegangen. Auch wenn die Ergebnisse erst im Frühjahr veröffentlicht werden, sind schon heute Schwachpunkte sichtbar. Und zwar bei der Konzeption.

Wenige Tage vor Heiligabend hat die europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) die erste quantitative Auswirkungsstudie (Quantitative Impact Study, kurz Qis) für Pensionskassen und Pensionsfonds abgeschlossen. Der Betriebsrententest war Mitte Oktober gestartet; die beteiligten Häuser mussten 152 Seiten technischer Spezifikationen auf Englisch durcharbeiten plus Anhang und qualitativem Fragebogen mit nochmals 39 Seiten. Insgesamt neun Länder, in denen leistungsorientierte Pensionspläne am weitesten verbreitet sind, haben an der Studie teilgenommen. Welche Unternehmen konkret mitgewirkt und die insgesamt 18 Szenarien durchgerechnet haben, ist nicht bekannt. 
Am Ziel vorbei
Nach Darstellung der Börsen-Zeitung wurde die just beendete Studie von Teilnehmern als zu komplex und nicht sachgerecht beurteilt. Außerdem ist von einem schleppenden Studienverlauf die Rede. Der Aufwand sei riesig gewesen. Das Blatt verweist auf Aussagen des Finanzvorstands der Bayer Pensionskasse, Stefan Nellshen, wonach das Prozedere für die vielen kleinen Einrichtungen auf dem deutschen Markt zu viel gewesen sein dürfte. Er schließt daraus: „Dies könnte die Repräsentativität der Studienergebnisse für Deutschland erheblich infrage stellen.“
Kritik kommt auch von der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (Aba). Deren Geschäftsführer Klaus Stiefermann moniert, die Belange der betrieblichen Altersvorsorge seien nicht genügend berücksichtigt worden. In der Studie sei es darum gegangen, die Auswirkungen eines leicht modifizierten Solvency-II-Modells zu quantifizieren. Dagegen hält er die Entwicklung eines eigenen Modells für die sinnvollere Alternative. Denn die Unterschiede zu den Lebensversicherern seien einfach zu groß. Vor diesem Hintergrund fürchtet der Aba-Geschäftsführer viel Aufwand durch weitere QI-Studien.
Klagen kommen auch aus den Reihen der beteiligten Beratungsfirmen. Die Börsen-Zeitung zitiert Alfred E. Gohdes, Chefaktuar von Towers Watson in Deutschland, mit den Worten: „Für zwei der 18 Szenarien sind Schlüsselannahmen erst vor drei Wochen veröffentlicht worden.“ Wesentliche Teile der Übung seien lange nicht bekannt gewesen und wurden nur „häppchenweise“ veröffentlicht. Gleichwohl sei der Abgabetermin nicht verschoben worden, moniert er.
Das übergeordnete Ziel der Studie bestand darin, die Europäische Kommission in ihrem Prozess zur Überprüfung der Richtlinie für Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung zu unterstützen. Dort wird überlegt, eine Anwendung von Solvency II, wie sie für die Assekuranz seit Jahren in Planung ist, auch auf die Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgungen vorzunehmen, was bei den Betroffenen teils auf herbe Kritik stößt. Dort befürchtet man ein bloßes Überstülpen der Assekuranzregeln, was bei den traditionell mit einer dünnen Eigenkapitaldecke ausgestatteten Einrichtungen zu unabsehbaren Konsequenzen führen könnte, etwa einer Nachschusspflicht der Arbeitgeber oder einer Kürzung der Benefits für die Pensionäre. Selbst Befürchtungen von Pensionskassenschließungen machen die Runde. Hinter vorgehaltender Hand heißt es, es werde versucht, ein seit 100 Jahren bewährtes System plattzumachen.
portfolio institutionell newsflash 07.01.2013/tbü
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