Alternative Anlagen
12. Juni 2018

JAHRESKONFERENZ 2018 – Finanzierungen: ein Kind der Finanzkrise in neuer Wachstumsphase

Finanzierungen sind ein Kind der Finanzkrise. Banken suchten Wege, ihre Bilanzen gesund zu schrumpfen, Finanzinvestoren suchten neue Assets zur Abdeckung der Liabilities. Wie unterschiedlich aber die Umsetzungen ausfallen können, zeigte die Finanzierungs-Session.

Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe finanziert seit sechs Jahren „mit durchweg guten Erfahrungen“, erklärte Portfoliomanager Lutz Horstick. Finanziert werden in Münster mit zum Beispiel Flugzeuge, Schiffe, Straßen, Pipelines oder Renewables die verschiedensten Segmente. Das Sourcing der Deals falle jedoch extrem schwer. Teils geht das Versorgungswerk gemeinsam mit unterschiedlichen Banken in Engagements, teils werden aber auch Kontakte zu Sponsoren genutzt, die in der Vergangenheit aufgebaut wurden, teils handelt es sich um Co-Investments. „Wir sind offen in alle Richtungen und für die unterschiedlichsten Modelle“, so Horstick. Dies schließt mit ein, dass man zum Beispiel auch komplexere Deals sucht, was wiederum bei Renewables auch nötig ist, um den eigenen Renditeanforderungen gerecht werden zu können. Horstick: „Das können Repowering-Maßnahmen sein, die allenfalls begrenzt bankable sind. Auf solche Themen haben wir einen großen Appetit.“

Bei der Ergo sind Hypotheken schon fast traditionell verankert. Mit sich ändernden Rahmenbedingungen musste aber auch die Ergo neue Strategien umsetzen. Eine Strategie war vor etwa 15 Jahren, ein Team zu gründen, welches sich ausschließlich mit Wohnungsbau- und gewerblichen Finanzierungen befassen sollte. Rückblickend sei dies eine gute Entscheidung gewesen, erläuterte Dr. Eckehard Schulz, Bereichsleiter Immobilienfinanzierung der Ergo Group AG. Für die Internalisierung sprach, dass intern bereits eine nutzbare Plattform mit einigen notwendigen Funktionen bestand. „Unser Ziel sind Einzeltickets, die im Schnitt auf ein Volumen von 50 Millionen Euro kommen“, sagte Schulz.

Hierfür werde mit vielen Banken zusammengearbeitet. Eine Besonderheit im Ergo-Ansatz ist, dass man keinen eigenen Vertrieb unterhält. Schulz sieht darin eine „Stärke“. Da man direkt mit großen Bestandskunden in den Bereichen Shoppingcenter, Büro oder Wohnungswirtschaft zusammenarbeite, sei man nämlich agiler. Dies betreffe auch die Entscheidungsfindung in Folge von kürzeren Wegen. Derzeit kommt das Finanzierungsportfolio der Ergo auf rund sechs Milliarden Euro. Das Ziel sind neun Milliarden Euro.

Um Transaktionen zu generieren, baut die Ergo also auf einen Club an Banken und Entwicklern. Eine Quelle kann sein, dass ein Bankkunde eine besonders lange Laufzeit haben möchte, die Bank selbst diesem Wunsch aber allenfalls teilweise entsprechen kann und somit der Ergo die Finanzierungstür öffnet. Schulz: „Bei den Darlehen liegt unsere durchschnittliche Laufzeit bei 16 bis 17 Jahren.“ Ein späterer Einstieg kann aber auch im Falle eines bereits vorgefertigten Deals erfolgen. Oder aber die Ergo realisiert eigenständig eine Finanzierung zu 100 Prozent mitsamt eigener Prüfung und Dokumentation.

Thomas Bayerl macht den Unterschied der Meag zu anderen großen Anlegern daran fest, dass man vergleichsweise wählerisch sei. „Wir schießen nicht auf alles, was sich bewegt.“ Der Head of Infrastructure Debt betont aber, dass auch in dieser Asset-Klasse auf Diversifikation zu achten sei, da es sich schließlich um Finanzierungszyklen von 20 bis 30 Jahre handele. Hauptmotivation für den Einstieg in Infrastructure Debt war der Match mit den langfristigen Verbindlichkeiten im Konzern. Für deren Bedeckung wollte man finanzkrisenbedingt nicht mehr alleine auf Staatsanleihen und Pfandbriefe vertrauen. „Ein für uns glücklicher Umstand war, dass damals die Banken durch Basel III Schwierigkeiten bekamen, lange zu finanzieren“, so Bayerl. „So hat sich diese Asset-Klasse für institutionelle Investoren geöffnet.“

Mit Blick auf die Zielallokation für Fremdkapital von vier Milliarden Euro machte es 2014 Sinn, intern ein Team aufzubauen. Erleichtert hat den Start, dass Funktionen wie Risikocontrolling oder eine Rechtsabteilung bereits vorhanden waren und man zudem gewisse Prozesse aus dem Eigenkapitalprogramm nutzen konnte. Als nicht unwesentlichen Vorteil der Meag betont Bayerl aber auch die Möglichkeit, bei einzelnen Transaktionsprüfungen auch auf die jeweiligen Experten der Munich Re zurückgreifen zu können.

Deka und Morgan Stanley: zwei Banken, zwei Ansätze
Unterschiedlich fallen auch die Ansätze der Deka-Bank und von Morgan Stanley aus. Bei Morgan Stanley startete das Geschäftsfeld in der Finanzkrise mit der Übernahme von Portfolien anderer Banken. „Häufig handelte es sich um Kredite, die mit Gewerbeimmobilien besichert waren. Dafür konnten wir die bereits bestehende Immobilienexpertise nutzen“, sagte Philipp Lingnau, Vorstand der Morgan Stanley Bank AG. Üblicherweise werden dann 25 bis 30 Prozent auf der eigenen Bilanz gehalten und der Rest in den Markt syndiziert. Weiterentwickelt wurde das Geschäftsfeld zum sogenannten Loan-on-Loan-Financing.

Die Margen seien außerhalb von Deutschland immer noch interessant. Lingnau nennt für Finanzierungen 150 bis 180 Basispunkte. „Damit können wir einen Zyklus durchstehen.“ Für Syndizierungen in Frage kommen für Morgan Stanley Investoren, „die solche Finanzierungen beurteilen, relativ schnell entscheiden und Abschnitte in Größenordnungen von 50 Millionen plus nehmen können“. Mittlerweile komme man hier auch mit der einen oder anderen Versicherung ins Geschäft. Zudem besteht aber auch ein Asset-Management-Arm, der einen entsprechenden Fonds anbietet.

Im Gegensatz zu Morgan Stanley ist die Deka weniger banklastig unterwegs. Viola Scholzen leitet bei der Deka-Bank die Abteilung Kreditausplatzierungen. 2012 begann man, die ersten Infrastrukturkredite an institutionelle Investoren zu verkaufen. Da in Folge der Finanzkrise Investoren bezüglich Interessenkonflikten sensibilisiert waren, entwickelte die Deka ein Modell namens Partake. Dieses beinhaltet, dass die Deka zum Vertrauensaufbau signifikant in dem jeweiligen Kredit investiert bleibt. „Wir nutzen unsere langjährige Expertise und stellen diese unseren Kunden direkt zur Verfügung und arbeiten mit diesen zusammen. Dazu zählt auch die Investorenbetreuung. Deshalb sprechen wir auch von Kreditausplatzierungen und nicht von Syndizierungen“, erklärte Scholzen.

Eine enge Zusammenarbeit erfolge derzeit mit etwa zehn Kunden. „Mit Blick auf den Wettbewerb im Markt reicht uns diese Anzahl. Es fehlt an gutem Material. Insbesondere bezüglich langfristig sehr stabilen Assets ist der Markt im Moment sehr eng.“ Analog zu Morgan Stanley bietet die Deka-Bank neben diesen Direktinvestments auch Debt-Fonds an. „Abhängig von Größenordnungen und der eigenen Infrastruktur kann für Investoren der direkte Weg oder der Weg über Fonds Sinn machen“, so Viola Scholzen. Pauschalaussagen seien aber nicht möglich.

Allenfalls pauschalisieren lässt sich, dass der Wettbewerb auf den Finanzierungsmärkten deutlich zugenommen hat, auch weil Banken wieder auf den Finanzierungsmarkt zurückgekehrt sind. Dies drückt wiederum auf die Renditen – und spricht eher gegen die Kostenstrukturen eines Fonds.

portfolio institutionell, Ausgabe 5/2018 

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