Schwarzer Schwan
9. Februar 2018

Business (Trips) as usual

Die Finanzstärke der Deutschen Bank ist über jeden Zweifel erhaben. Wie sonst könnte man sich so viel Boni und Spesen leisten?

Die Deutsche Bank muss sich viele Fragen stellen lassen. Die nach einem abermaligen Jahresverlust – 2017 war es eine halbe Milliarde Euro – berechtigte Frage nach der Finanzstärke kann sie aber locker mit einem Verweis auf die Verdopplung ihres Bonustopfes auf eine Milliarde Euro parieren – und mit einem Verweis auf ihr Corporate & Investment Banking Europe, Middle East and Africa. Obwohl der Chef des Hauses, John Cryan, sich bemüht, Sparziele zu erreichen, gelang es ausgerechnet diesem Team im vergangenen Jahr komischerweise, die Spesenrechnung um 40 Prozent auf 22 Millionen Euro zu steigern. Einzelne Spitzen-Spesenritter schafften sogar das Kunststück, allein bei der „Ground Transportation“ über 30.000 Euro – in Worten: dreißigtausend Euro – zu verprassen. Um die Finanzstärke der Deutschen Bank muss es also gut bestellt sein. Aktionäre dürften also wieder – wie in der Vergangenheit – mit Erfolg die Ausschüttung einer Mindestdividende einklagen können.
Nicht auszuschließen, dass die Deutsche Bank bei der Bafin beantragt, ihr Spesenbudget zum Common Equity Tier 1, also zum harten Eigenkapital, zurechnen zu dürfen. Und die Liquidity Coverage Ratio (LCR) ist ab sofort der Quotient aus den monetisierbaren, hochliquiden Aktiva und dem Netto-Zahlungsabgang durch Spesen. 
High Potentials müssen eben auch gut gepflegt werden, da sie ja sonst schließlich zur Konkurrenz abwandern. Alasdair Warren, Chef des Investmentbanker-Teams, sah sich aber trotzdem veranlasst, seine Gefolgschaft für Sparmaßnahmen zu sensibilisieren und die schwäbische Hausfrau zu mimen. Er wies darauf hin, dass es zu 8.100 Hotelaufenthalten kam, die nicht den Kunden in Rechnung gestellt werden konnten, und von denen 50 Prozent auf Grund von Präferenzen der Angestellten ohne Berechtigung frequentiert wurden. Bei den Flügen waren es sogar 75 Prozent. Zudem nötigte Warren seine Kollegen, künftig Hotels und Taxi-Provider zu nutzen, mit denen Sonderkonditionsvereinbarungen bestehen. Bislang war die Bestellung von Limousinen anscheinend nicht unüblich.
Knallhart gab sich Warren auch bei den anscheinend ebenfalls nicht unüblichen „Business“-Trips nach Barcelona, Rom oder zu anderen angesagten Locations: „Travel origination on a Friday but not returning on a Friday will be monitored systematically.“ Diese Drohung dürfte ihre Wirkung aber verfehlen, da nun vermutlich an einem Freitag beginnende Dienstreisen erst am Freitag in der darauffolgenden Woche beendet sein werden.
Nun kann die Deutsche Bank auch noch eine weitere zentrale Frage schlüssig beantworten. Nämlich die nach einem funktionierenden Geschäftsmodell: Als Reisebüro für Business-Trips zählt das Institut offenbar zu den Top Playern weltweit. 
In diesem Sinne wünschen wir den Deutschbankern und allen anderen Lesern ein schönes Wochenende. 
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