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11. April 2012

Depotbank-Studie: Investoren sind für Preisdiskussion nach oben offen

Die Ertragschancen liegen jedoch nicht in der Verwahrung, sondern in Zusatz-Services. Bei Haftungsfragen der Depotbank besteht unter Investoren großer Aufklärungsbedarf.

Die Preise für Depotbankdienstleistungen sind trotz oligopolistischer Struktur auf Anbieterseite im Verlauf der vergangenen Jahre immer weiter gesunken. Im Schnitt liegt die Vergütung heute für Spezialfondsmandate zwischen 0,5 und 1,5 Basispunkten, vor zehn Jahren war es noch zwischen sechs und acht Basispunkte. Wie eine aktuelle Studie von BNY Mellon, itechx und Faros Consulting zeigt, muss die Gebührensituation im deutschen Depotbankmarkt jedoch keineswegs eine Einbahnstraße sein.  
Die Mehrheit der befragten 31 institutionellen Investoren, darunter Pensionskassen, Versicherungen und Versorgungswerke, die zusammen auf fast 400 Milliarden Euro Assets under Depotbank kommen, erklärten sich dazu bereit, mit ihren Depotbanken über höhere Preise zu sprechen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass dies inhaltlich tiefgreifend begründet sei. „Die Bereitschaft mehr zu zahlen, ist bei den Investoren grundsätzlich vorhanden. Aber dazu muss ich als Depotbank oder Global Custodian auch einen Mehrwert bieten“, erklärt Volker Braunberger, Geschäftsführer des Beratungshauses itechx, der den derzeit herrschenden Preiskämpf unter den Depotbanken für ruinös hält. Zugleich ist er jedoch skeptisch, ob die Depotbanken für den Kern ihrer Depotbankdienstleistung, also die Verwahrung, tatsächlich höhere Preise bei den Investoren durchsetzen können: „Im Nukleus der Depotbankleistung ist die Preisdiskussion nach oben eher theoretisch.“
Zusatz-Dienste als Zusatz-Ertragsquellen
Diese Skepsis teilt auch Michelle Grundmann, Head of Asset Servicing Germany bei BNY Mellon: „Bei der reinen Verwahrung sind die Möglichkeiten gering. Die Preise könnten vielleicht leicht nach oben gehen. Die großen Ertragschancen liegen aber nicht bei der Verwahrung.“ Das Zauberwort heißt Zusatz-Service, der gesondert vergütet wird, und zugleich ein Mittel ist, um sich gegenüber Wettbewerbern abzuheben. Denn wie die Studie ebenfalls zeigt, nehmen Investoren bislang das Service- und Leistungsangebot der Depotbank als relativ homogen wahr. 
 
Als Zusatz-Dienstleistungen, für die Investoren separate Preismodelle akzeptieren, nennen die in der Studie Befragten die Risiko- und Performance-Messung sowie Transaktionskostenanalysen. Aufgrund des vorhandenen und konsolidierten Datenhaushalts seien Depotbanken ein idealer Anbieter für diese Dienste. Allerdings empfinden die Befragten den Leistungsumfang zum Beispiel bei der Performance-Messung oft als ungenügend. In den Einzelinterviews war zu den Performance-Tools einiger Depotbanken unter anderem von „mangelnder Attributionsanalyse“, „nicht konkurrenzfähig“ oder „schreckliche Lösung“ die Rede. 
Allein die Tatsache, dass das Datenmaterial bereits im Haus vorhanden ist, reicht ganz offensichtlich nicht aus, um diesen Service adäquat zu erfüllen. „Mit dem Angebot von Performance- und Attributionsanalysen bieten Depotbanken ihren Kunden einen Zusatznutzen. Sie müssen dafür allerdings auch Zusatzinvestitionen in entsprechende Rechenmodelle tätigen“, erklärt Oliver Dräger, Senior Investment Consultant bei Faros. Zugleich hat er beobachtet, dass sich Global Custodians verstärkt diesem Thema widmen und mit Performance- und Risikoanalysen am Markt auftreten. Dazu gehört auch BNY Mellon. „Wir haben eine neue Ära von Depotbank. Es geht nicht mehr nur um die Verwahrung“, sagt Grundmann. „Wir gehen weiter nach vorne in der Wertschöpfung. Angefangen haben wir im Backoffice, aber wir gehen jetzt immer näher an den Frontoffice-Bereich“, führt sie weiter aus. Ein Beispiel aus der Zusatz-Angebotspalette von BNY Mellon ist Derivate-Clearing. 
   
Nicht als Zusatzservice, sondern als Standardangebot sehen die in der Studie befragten Investoren Dienste wie das Reporting, die Fondsbuchhaltung, das Cash-Management und-Pooling sowie den Tax-Reclaim-Service. Diese „altgedienten“ Dienstleistungen sollten ihres Erachtens deshalb bereits mit der Depotbankgebühr abgegolten sein. Eine untergeordnete Rolle spielen für die Investoren auch die Themen Lagerstellenhaltung, Depotbank-Rating oder die Ausstattung mit Eigenkapital. So gibt es zum Beispiel bei der Hälfte der befragten Anleger keine speziellen Anforderungen bezüglich des Ratings.  Für 69 Prozent ist auch die Eigenkapitalausstattung nicht von Bedeutung. Entscheidender seien vielmehr die Größe der Depotbank und das persönliche Vertrauensverhältnis. 
Itechx-Geschäftsführer Braunberger weist noch auf ein weiteres Abgrenzungsmerkmal hin: „Ein Diversifikationsmerkmal wäre auch das umfassende Lagerstellennetz.“ Allerdings: Welchen Nutzen dieses Netzwerk tatsächlich hat, ist institutionellen Investoren nicht bewusst. Wie die Einzelinterviews in der Studie zeigen, sind über 90 Prozent beim Thema Haftung der Depotbank schlecht  beziehungsweise falsch informiert. „Der Aufklärungsbedarf ist recht hoch“, bemerkt Braunberger. „Die meisten wussten nicht, dass die Depotbank für die Assets bei Unterverwahrern nicht haftet“, führt Consultant Oliver Dräger aus. „Die Depotbank ist nur für die Auswahl des Unterverwahrers und das regelmäßige Monitoring verantwortlich. Ist dies ordnungsgemäß erfüllt, kann die Depotbank nicht haftbar gemacht werden, wenn mit dem Unterverwahrer etwas schief läuft“, führt er weiter aus. Diese Situation könnte sich aber schon bald ändern. Denn nach der derzeitigen Fassung der AIFMD müssen Depotbanken künftig für die Herausgabe von Wertpapieren auch für externe Lagerstellen in anderen Ländern geradestehen. Die Risiken der Unterverwahrung würden sich folglich erhöhen. Ob AIFMD aber wirklich in dieser Form kommen wird, ist momentan noch nicht abzusehen.  
portfolio institutionell newsflash 11.04.2012/kbe          
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