Strategien
2. Dezember 2015

Karboneffiziente Strategien: kein Hemmnis für die Rendite

Die UN-Klimakonferenz tagt in Paris. Passend dazu ist nun ein neues Research Paper erschienen, das der Frage nachgeht: Wie wirkt sich eine Dekarbonisierung im Aktienportfolio auf die Performance aus?

Die Allianz und Steyler Ethik Bank haben es jüngst angekündigt. Sie wollen Unternehmen aus der Kohleindustrie aus ihren Portfolios verbannen. Die beiden deutschen Adressen beschreiten damit einen Weg, den auch eine Reihe anderer institutioneller Investoren in Europa eingeschlagen haben. Neben dem französischen Versicherungskonzern Axa und Norwegens Ölfonds sind hier beispielhaft die schwedische AP2, die dänische PKA Pension und die norwegische KLP zu nennen. Die Frage, die sich für viele Großanleger nun stellt: Wie wirkt sich diese Entscheidung auf die Rendite aus? In ihrem neuen Research Paper „Carbon Efficiency: A Strategic Look“ versucht Angana Jacob von S&P Dow Jones Indices, eine Antwort darauf zu geben. Das Paper wurde passenderweise pünktlich zum UN-Klimagipfel in Paris veröffentlicht. 
In einem ersten Schritt wurden die 100 „schlimmsten“ Kohlenstoffemittenten aus dem S&P Global 1.200 – vornehmlich aus dem Bereich Energie, Versorgung und Rohstoff – mit den 100 Unternehmen verglichen, die den kleinsten Kohlenstoff-Footprint aufweisen. Wenig überraschend zeigt sich dabei eine große Abhängigkeit der Kohlenstoffsünder vom Rohstoffzyklus. Dieser sorgte dafür, dass die Unternehmen mit den größten Kohlestoff-Footprints in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts eine annualisierte Rendite von 13,57 Prozent erzielten. Die Unternehmen mit dem geringsten Kohlenstoffausstoß kamen hingegen nur auf rund acht Prozent pro Jahr. Das änderte sich 2012, als die Rohstoffmärkte einbrachen. Seither haben die Emittenten sehr hoher Kohlenstoffwerte eine annualisierte Rendite von 2,46 Prozent erreicht, während die 100 Unternehmen mit dem kleinsten Kohlenstoff-Fußabdruck auf 16,84 Prozent pro Jahr kamen.
Trotz dieser Aufholjagd liegen die kohlestoffintensiven Unternehmen über den gesamten Zeitraum von 2000 bis 2015 vorn. Jacob warnt an dieser Stelle davor, daraus Rückschlüssen für die künftige Performance zu ziehen. Als Grund nennt sie den „natural boom and bust cycle“ des Energiesektors und den derzeit zu beobachtenden Fokus auf Erneuerbare Energien. Außerdem weist sie auf die starke Konzentration auf bestimmte Sektoren in dieser Analyse hin. Für 90 Prozent der Emissionen seien die Sektoren Utilities, Materials, Energy und Industrial verantwortlich. 
Kein Hemmnis für die Performance
Neben einer allgemeinen Analyse des globalen S&P-Aktienuniversums führt Jacob in einem zweiten Schritt auch eine Untersuchung verschiedener Passivstrategien durch, die auf die eine oder andere Weise eine Reduzierung der Kohlenstoffemission vornehmen. Die Haupterkenntnis dieser Analyse: Investments in kohlenstoffeffiziente Unternehmen sind kein Hemmnis für die Performance.   
Der S&P Global 1.200 Fuel Free Index arbeitet mit dem Ansatz des Ausschlusses. Das heißt, sämtliche Unternehmen mit fossilen Brennstoffreserven sind ausgeschlossen. Das investierbare Universum reduziert sich dadurch auf 928 Unternehmen. Über einen Ein-Jahres-Zeitraum schlägt dieser Index seine Benchmark (S&P Global 1.200) um drei Prozent. Auf Drei-Jahres-Sicht sind es rund zwei Prozent.  
Die zweite Strategie, die Jacob untersucht hat, geht einen anderen Weg. Es gibt keinen Ausschluss, sondern eine Kohlenstoffreduktion, wobei der Grad der Reduktion unterschiedlich starke Auswirkung auf den Tracking Error hat. Eine Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes um 30 bis 50 Prozent führt zu einem Tracking Error zwischen 60 und 125 Basispunkten. Der S&P Global 1.200 Carbon Efficient Index nutzt genau diesen Ansatz. Für jeden Sektor wird eine Gewichtung in Richtung der Low-Carbon-Stocks vorgenommen. Aggregiert führt dies zu einer Reduzierung der Kohlenstoffemissionen gegenüber dem S&P Global 1.200 um 30 bis 50 Prozent. In puncto Performance schneidet der Index jedoch kaum besser als seine Benchmark ab. Auf Ein-Jahres-Sicht sind es 0,48 Prozent, auf Drei-Jahres-Sicht 0,23 Prozent.    
Die dritte Passivstrategie, die sich die Researcher von S&P vorgenommen haben, kombiniert die zwei Ansätze „Ausschluss“ und „Reduktion der Kohlestoffemission“. Im S&P Global 1.200 Carbon Efficient Select Index werden die 25 „schlimmsten“ Emittenten von Kohlenstoff ausgeschlossen. Zugleich wird aber kein Sektor um mehr als 50 Prozent gegenüber dem S&P Global 1.200 untergewichtet. Der Performance-Vergleich mit der Benchmark (S&P Global 1.200) zeigt: Über einen Ein-Jahres-Zeitraum liegt der S&P Global 1.200 Carbon Efficient Select Index mit einem Prozent vorn; über einen Drei-Jahres-Zeitraum beträgt die Outperformance 0,63 Prozent.    
portfolio institutionell newsflash 02.12.20157Kerstin Bendix
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