Strategien
7. Juli 2014

KfW bringt Green Bonds an den Kapitalmarkt

Mit den Emissionserlösen sollen Erneuerbare-Energien-Projekte finanziert werden. Als Zielgruppe hat die Förderbank institutionelle Investoren aus Europa im Blick, natürlich auch Deutsche. Laut dem neuen Stimmungsindex von Union ist Nachhaltigkeit hierzulande wieder stärker auf dem Radar der Investoren.

Die KfW plant die Emission eines Green Bonds. Wie die Förderbank mitteilte, soll die Anleihe, deren Emissionserlöse dem Erneuerbare-Energien-Programm zugeordnet werden, noch vor der Sommerpause emittiert werden. Geplant ist ein Volumen zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro – je nachdem, wie groß die Nachfrage seitens der institutionellen Investoren ist. Welche Laufzeit der in Euro begebene Bond haben wird, steht im Moment noch nicht fest. Wahrscheinlich werde diese zwischen zwei und fünf Jahren liegen. Für das Gesamtjahr rechnet die KfW mit einem Refinanzierungsvolumen zwischen 55 und 60 Milliarden Euro.  
„Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Selbstverständnisses und die KfW ist einer der größten Klimaschutzfinanzierer der Welt. Als Bank aus Verantwortung fördern wir Umwelt- und Klimaschutz weltweit – in diesem Fall über den Kapitalmarkt. Mit unseren Green Bonds verknüpften wir nachhaltiges Fördergeschäft unmittelbar mit unserer Refinanzierung am Kapitalmarkt“, erklärt Dr. Günther Bräunig, Kapitalmarktvorstand der KfW-Bankengruppe. Dass die Förderbank nicht schon früher diesen Weg zur Refinanzierung beschritten hat, liegt an der Größe des noch recht jungen Green-Bonds-Marktes. Man wollte zunächst abwarten, wie nachhaltig die Entwicklung ist. Inzwischen habe der Markt eine kritische Masse erreicht, so dass sich die KfW zum Einstieg in dieses Segment entschieden hat. Das Volumen an Green Bonds belaufe sich inzwischen weltweit auf rund 35 Milliarden Dollar. 
„Die Investoren bekommen Informationen über den Impact, das heißt, welche CO2-Einsparungen mit der Investition verbunden sind. Das wird von einem unabhängigen Dritten evaluiert“, erklärt Dr. Solveig Pape-Hamich, die für die Wertpapieranlagen der KfW verantwortlich ist. Bei diesem unabhängigen Dritten handelt es sich um das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Außerdem soll der Green Bonds durch Cicero, einem Think Tank der Universität Oslo, zertifiziert werden. „Cicero setzt einen hohen Standard. Sie kontrollieren genau, dass das Emissionsvolumen für Erneuerbare-Energien-Projekte eingesetzt wird“, fügt sie hinzu. Im vergangenen Jahr sind rund vier Milliarden Euro in das Erneuerbare-Energien-Programm der KfW geflossen.  
Wie die Bankengruppe weiter mitteilte, sind die Kosten für den Green Bonds vergleichbar mit denen der normalen Anleihe. Entsprechend werde es keinen „Öko-Aufschlag“ geben. „Im Preis wird es keinen signifikanten Unterschied zu den normalen Anleihen geben. Bei Investoren gibt es keine Bereitschaft auf Rendite zu verzichten“, ist sich Bräunig bewusst. Als Zielgruppe für den ersten Green Bond hat die KfW institutionelle Investoren aus Europa im Blick. 
Die Stimmung steigt
Dass der Bond auch unter deutschen institutionellen Investoren auf eine gute Nachfrage treffen wird, darauf lässt sich aufgrund des neuen Stimmungsindex zur nachhaltigen Kapitalanlage von Union Investment und Professor Henry Schäfer von der Universität Stuttgart schließen, für den im Frühjahr dieses Jahres 215 institutionelle Anleger mit einem verwalteten Vermögen von rund 1,5 Billionen Euro befragt wurden. Laut diesem sind die Investoren hierzulande dem Thema Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage gegenüber wieder deutlich positiver eingestellt. Nachhaltigkeitskriterien werden bei der Anlageentscheidung wieder stärker berücksichtigt. Auf der Skala von -100 bis +100 Punkten wies der aktuelle Index einen positiven Wert von 13,4 Punkten auf, nachdem es 2013 nur 5,4 Punkte waren. „Die Steigerung zeigt, dass institutionelle Investoren in Deutschland der nachhaltigen Kapitalanlage eine wachsende Bedeutung beimessen. Vorbehalte gegenüber nachhaltigen Investments gehen merklich zurück“, sagte Schäfer.
Nicht nur die Stimmung, sondern auch der Prozentsatz der Investoren, die Nachhaltigkeitskriterien in die Kapitalanlage einbeziehen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht, und zwar von 48 auf 56 Prozent. Damit sei derzeit eine Mehrheit der institutionellen Anleger – wenn auch nur knapp – nachhaltig investiert. Bei kirchlichen Anlegern und Stiftungen seien es sogar 90 Prozent.
Die wichtigsten Beweggründe, die hinter der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien stehen, sind die Werte des eigenen Hauses und die Anlagerichtlinien. Laut Studie sind diese Motive für 81 beziehungsweise 67 Prozent der Befragten besonders wichtig. Auch die Verbesserung des Risikomanagements spielt für 54 Prozent eine zentrale Rolle. Als weitere Motive, die allerdings eher von untergeordneter Bedeutung sind, nannten die Befragten größere Marketingchancen (43 Prozent) und Nachfrage von Kunden (42 Prozent). „Nachhaltigkeit ist für uns ein Risikomanagementaspekt und wird nicht als Marketingmaßnahme verstanden. Es geht nicht um die Gewinnung von Kunden, sondern um das Management langfristiger Risiken“, so das Statement eines Pensionskassen-Verantwortlichen. 
Bei der Umsetzung nachhaltiger Investmentstrategien setzen die deutschen Großanleger mit 84 Prozent nach wie vor in erster Linie auf Ausschlusskriterien. In der Rangfolge der wichtigsten Verfahren folgen das negative Screening (78 Prozent), das positive Screening (75 Prozent) sowie der Best-in-Class-Ansatz (58 Prozent). Das sogenannte Engagement zählt mit 36 Prozent der Nennungen inzwischen ebenfalls zu den gängigen Verfahren
Unter den Investoren herrscht angesichts zahlreicher Herausforderungen bei der Umsetzung von Regulierungsvorgaben allerdings auch eine gewisse Sorge, dass durch die Einführung eines nachhaltig ausgerichteten Vermögensmanagements zusätzliche Belastungen entstehen. Union-Vorstand Alexander Schindler zeigt dafür Verständnis, versucht aber zu beruhigen. Die Einführung von Nachhaltigkeit müsse nicht in einem einmaligen großen Wurf erfolgen, sondern könne sich schrittweise vollziehen. Im Sinne eines Top-Down-Verfahrens sollten die Gremien zunächst ihr individuelles Nachhaltigkeitsverständnis definieren und dies in die Anlagerichtlinien einfließen lassen. „Die Implementierung nachhaltiger Investmentstrategien ist ein individueller Lernprozess“, erläuterte Schindler. „Flexibilität ist dabei sinnvoller als Perfektionismus“, fügt er hinzu.    
portfolio institutionell newsflash 07.07.2014/Kerstin Bendix
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