Schwarzer Schwan
1. Februar 2019

Public to Private

Mosambik und die Globalisierung

Die Elite Mosambiks verzichtet derzeit auf ihren wohlverdienten Auslandsurlaub. Schließlich will man nicht das Schicksal des ehemaligen Finanzministers teilen. Manuel Chang wollte laut Spiegel Online seine Weihnachtsferien unter arabischer Sonne verbringen, wurde jedoch beim Zwischenstopp in Johannesburg gebeten,

kurz den Transitbereich zu verlassen – und auf Betreiben der US-Justiz verhaftet.

Chang muss sich des Vorwurfs erwehren, einen gewissen Hang zur Korruption entwickelt zu haben. Konkret geht es um eine Petitesse. Mosambik hat im Jahr 2013 heimlich hinter dem Rücken des IWF bei der Credit Suisse und der russischen Staatsbank VTB einen Kredit über zwei Milliarden Dollar für eine Thunfisch-Fangflotte sowie Patrouillenboote und Küstenschutzradare aufgenommen. Leider, leider sind aber von dieser Summe 500 Millionen Dollar spurlos verschwunden.

Vermutlich kam es zu diversen Public-to-Private-Deals. Medien zitieren einen mosambikanischen Beamten: „Es wird Beteiligte geben, um deren Interessen man sich auch kümmern muss, etwa den Verteidigungsminister, den Innenminister, die Luftwaffe und so weiter. In demokratischen Ländern wie unserem kommen und gehen die Leute, und jeder will seinen oder ihren Teil des Deals, solange er oder sie im Amt ist.“ Chang soll zwölf Millionen Dollar für seinen Segen für den Kreditvertrag bekommen haben.  Gerade in einem bitterarmen Land wie Mosambik, in dem die staatliche Rente laut Wikipedia fünf Dollar beträgt, muss eine solche Gelegenheit schließlich beim Schopf gepackt werden. Verteidigungsminister war damals übrigens der heutige Präsident Filipe Nyusi, der freundlicherweise in der heutigen Ausgabe dieser Rubrik das Foto ziert.

Finanzminister im Gehaltscheck
By the way: Wenn Politiker tatsächlich bekommen was sie verdienen, dann liegt damit die Leistung des Finanzministers von Mosambik deutlich über der des Bundesfinanzministers in Berlin, der im Jahr nur knapp 200.000 Euro verdient. Dank Chang spielt Mosambik aber auch eine wichtige Rolle in der Globalisierung. Der Leserbriefschreiber @TheSphinx scherzt, dass Chang sogar den Gipfel der Globalisierung symbolisiert: Staatsbürger von Mosambik, Nachnahme aus China, Klauen in der Schweiz, Verhaftung in Südafrika und Verurteilung in den USA.

Offenbar gehört es aber auch zum üblichen globalisierten Ablauf bei Betrügereien in Entwicklungsländern, dass eine Schweizer Bank involviert ist und als einzige die Justiz der USA an Aufklärung interessiert scheint. Angeklagt sind in New York auch drei ehemalige Banker der Credit Suisse. Das Schweizer Nachrichtenportal Infosperber zitiert aus der Anklageschrift, dass die drei CS-Banker Schmiergeldzahlungen in Höhe von 45, 4,5 beziehungsweise 2,2 Millionen Dollar kassiert haben sollen. Um den Kredit zu organisieren, hätten die drei das Compliance der Credit Suisse dank ihrer offenbar einschüchternden Titel wie „Director“ oder „Vice President“ „ausgetrickst“. Profitieren dürften am Ende von diesen Vorgängen zumindest eine Spezies: die Thunfische.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihren Ihre Redaktion von portfolio institutionell!

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