Schwarzer Schwan
1. März 2019

Ronaldo und die Baroness

Lambo-Banker

Zu den Erschwernissen der betrieblichen Altersvorsorge zählt die Portabilität der erworbenen Rentenansprüche beim Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber. Vergleichbare Probleme beim Arbeitsplatzwechsel widerfuhren diese Tage Andrea Orcel. Orcel, einer der wenigen Superstar-Investmentbanker, die noch nicht entzaubert wurden, wollte von der Payroll der UBS auf die Payroll der Santander. Die Santander war dann aber tatsächlich zu knauserig, Orcel für seine aufgeschobenen und bei einem Wechsel verfallenden Bonusansprüche in Höhe von kolportierten 50 Millionen Franken zu kompensieren. „Damit wird eine Schattenseite moderner Vergütungssysteme in der Bankenwelt sichtbar: Sie schränken die Mobilität hochqualifizierter Spitzenkräfte ein“, erbarmt sich die Neue Züricher Zeitung und entdeckt ihre soziale Ader.

Den Retail-Bankern war also die Ablösesumme für den „Ronaldo des Investmentbankings“ zu hoch. Diesen Ehrentitel verwendete in einem Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments Susan Baroness Kramer, Member of the House of Lords: „If I may say – I hope I am not embarrassing you – you are regarded as one of the stars of the world of investment banking. I think you are sometimes called the Ronaldo of investment banking, and your friends describe you as a deal junkie. How is it that your troops are not taking this as the message?”

Ein Beispiel dafür, dass Baroness Kramer mit ihrer Ronaldo-Assoziation bei Bankern nicht falsch liegt, sind die Autovorlieben von Peter Goerke, bis vor kurzem Chief Human Resources Officer der Credit Suisse. Glücklicherweise bleibt Goerke der Credit Suisse als Senior Advisor erhalten. An einem seiner letzten Arbeitstage als Personalchef hat sich Goerke, beziehungsweise seine Frau, einen Lamborghini gegönnt. Verdient ist verdient, denn Goerke konnte sich wahrscheinlich erst durch den Stellen- und Kostenabbau bei der Großbank die nötigen Boni für einen solchen Supersportwagen schnappen. Diese stilsichere Auto-Wahl hätte Goerke auch dazu qualifiziert, neben dem Personal auch den Fuhrpark der Credit Suisse zu managen. Goerkes zu verfallen drohende Ansprüche in Höhe von 1,9 Millionen Franken wurden ihm übrigens bei seinem Wechsel von der Prudential zur Credit Suisse vor einigen Jahren ersetzt – obwohl er laut einem Medienbericht zuvor der Prudential kündigte.

Mit dem Kauf des Lamborghini demonstriert der Spitzenbanker zudem Bescheidenheit. Denn anders als früher ist Peter Goerke nicht mehr bei den „Corse-Cliente“-Rennen von Ferrari aktiv. 2014 landete der Hobby-Rennfahrer bei der Copa Shell Europe immerhin auf Platz 15. Aber wahrscheinlich geht es Goerke bei seiner Rennfahrerei um etwas ganz anderes: nämlich um das ausgiebige Testen von Fluchtwagen.

Ein rasantes Wochenende wünscht Ihnen portfolio institutionell!

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